The Project Gutenberg EBook of Die Juden, by Gotthold Ephraim Lessing Copyright laws are changing all over the world. Be sure to check the copyright laws for your country before downloading or redistributing this or any other Project Gutenberg eBook. This header should be the first thing seen when viewing this Project Gutenberg file. Please do not remove it. Do not change or edit the header without written permission. Please read the "legal small print," and other information about the eBook and Project Gutenberg at the bottom of this file. Included is important information about your specific rights and restrictions in how the file may be used. 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We are releasing two versions of this Etext, one in 7-bit format, known as Plain Vanilla ASCII, which can be sent via plain email-- and one in 8-bit format, which includes higher order characters-- which requires a binary transfer, or sent as email attachment and may require more specialized programs to display the accents. This is the 8-bit version. This book content was graciously contributed by the Gutenberg Projekt-DE. That project is reachable at the web site http://gutenberg.spiegel.de/. Dieses Buch wurde uns freundlicherweise vom "Gutenberg Projekt-DE" zur Verfuegung gestellt. Das Projekt ist unter der Internet-Adresse http://gutenberg.spiegel.de/ erreichbar. DIE JUDEN von GOTTHOLD EPHRAIM LESSING Ein Lustspiel in einem Aufzuge Verfertiget im Jahre 1749. Personen: Michel Stich Martin Krumm Ein Reisender Christoph, dessen Bedienter Der Baron Ein junges Fraeulein, dessen Tochter Lisette Erster Auftritt Michel Stich. Martin Krumm. Martin Krumm. Du dummer Michel Stich! Michel Stich. Du dummer Martin Krumm! Martin Krumm. Wir wollen's nur gestehen, wir sind beide erzdumm gewesen. Es waere ja auf einen nicht angekommen, den wir mehr totgeschlagen haetten! Michel Stich. Wie haetten wir es aber klueger koennen anfangen? Waren wir nicht gut vermummt? war nicht der Kutscher auf unsrer Seite? konnten wir was dafuer, dass uns das Glueck so einen Querstrich machte? Habe ich doch vielhundertmal gesagt: das verdammte Gluecke! ohne das kann man nicht einmal ein guter Spitzbube sein. Martin Krumm. Je nu, wenn ich's beim Lichte besehe, so sind wir kaum dadurch auf ein paar Tage laenger dem Stricke entgangen. Michel Stich. Ah, es hat sich was mit dem Stricke! Wenn alle Diebe gehangen wuerden, die Galgen muessten dichter stehn. Man sieht ja kaum aller zwei Meilen einen; und wo auch einer steht, steht er meist leer. Ich glaube, die Herren Richter werden, aus Hoeflichkeit, die Dinger gar eingehen lassen. Zu was sind sie auch nuetze? Zu nichts, als aufs hoechste, dass unsereiner, wenn er vorbeigeht, die Augen zublinzt. Martin Krumm. Oh! das tu ich nicht einmal. Mein Vater und mein Grossvater sind daran gestorben, was will ich's besser verlangen? Ich schaeme mich meiner Eltern nicht. Michel Stich. Aber die ehrlichen Leute werden sich deiner schaemen. Du hast noch lange nicht so viel getan, dass man dich fuer ihren rechten und echten Sohn halten kann. Martin Krumm. Oh! denkst du denn, dass es deswegen unserm Herrn soll geschenkt sein? Und an dem verzweifelten Fremden, der uns so einen fetten Bissen aus dem Munde gerissen hat, will ich mich gewiss auch raechen. Seine Uhr soll er so richtig muessen dalassen--Ha! sieh, da koemmt er gleich. Hurtig geh fort! ich will mein Meisterstueck machen. Michel Stich. Aber halbpart! halbpart! Zweiter Auftritt Martin Krumm. Der Reisende. Martin Krumm. Ich will mich dumm stellen.--Ganz dienstwilliger Diener, mein Herr,--ich werde Martin Krumm heissen, und werde, auf diesem Gute hier, wohlbestallter Vogt sein. Der Reisende. Das glaube ich Euch, mein Freund. Aber habt Ihr nicht meinen Bedienten gesehen? Martin Krumm. Ihnen zu dienen, nein; aber ich habe wohl von Dero preiswuerdigen Person sehr viel Gutes zu hoeren die Ehre gehabt. Und es erfreut mich also, dass ich die Ehre habe, die Ehre Ihrer Bekanntschaft zu geniessen. Man sagt, dass Sie unsern Herrn gestern abends, auf der Reise, aus einer sehr gefaehrlichen Gefahr sollen gerissen haben. Wie ich nun nicht anders kann, als mich des Gluecks meines Herrn zu erfreuen, so erfreu ich mich-- Der Reisende. Ich errate, was Ihr wollt; Ihr wollt Euch bei mir bedanken, dass ich Eurem Herrn beigestanden habe-- Martin Krumm. Ja, ganz recht; eben das! Der Reisende. Ihr seid ein ehrlicher Mann-- Martin Krumm. Das bin ich! Und mit der Ehrlichkeit koemmt man immer auch am weitesten. Der Reisende. Es ist mir kein geringes Vergnuegen, dass ich mir, durch eine so kleine Gefaelligkeit, so viel rechtschaffne Leute verbindlich gemacht habe. Ihre Erkenntlichkeit ist eine ueberfluessige Belohnung dessen, was ich getan habe. Die allgemeine Menschenliebe verband mich darzu. Es war meine Schuldigkeit; und ich muesste zufrieden sein, wenn man es auch fuer nichts anders, als dafuer, angesehen haette. Ihr seid allzu guetig, ihr lieben Leute, dass ihr euch dafuer bei mir bedanket, was ihr mir, ohne Zweifel, mit ebenso vielem Eifer wuerdet erwiesen haben, wenn ich mich in aehnlicher Gefahr befunden haette. Kann ich Euch sonst worin dienen, mein Freund? Martin Krumm. Oh! mit dem Dienen, mein Herr, will ich Sie nicht beschweren. Ich habe meinen Knecht, der mich bedienen muss, wann's noetig ist. Aber--wissen moecht ich wohl gern, wie es doch dabei zugegangen waere? Wo war's denn? Waren's viel Spitzbuben? Wollten sie unsern guten Herrn gar ums Leben bringen, oder wollten sie ihm nur sein Geld abnehmen? Es waere doch wohl eins besser gewesen, als das andre. Der Reisende. Ich will Euch mit wenigem den ganzen Verlauf erzaehlen. Es mag ohngefaehr eine Stunde von hier sein, wo die Raeuber Euren Herrn, in einem hohlen Wege, angefallen hatten. Ich reisete eben diesen Weg, und sein aengstliches Schreien um Huelfe bewog mich, dass ich nebst meinem Bedienten eilends herzuritt. Martin Krumm. Ei! ei! Der Reisende. Ich fand ihn in einem offnen Wagen-- Martin Krumm. Ei! ei! Der Reisende. Zwei vermummte Kerle-- Martin Krumm. Vermummte? ei! ei! Der Reisende. Ja! machten sich schon ueber ihn her. Martin Krumm. Ei! ei! Der Reisende. Ob sie ihn umbringen, oder ob sie ihn nur binden wollten, ihn alsdann desto sichrer zu pluendern, weiss ich nicht. Martin Krumm. Ei! ei! Ach freilich werden sie ihn wohl haben umbringen wollen: die gottlosen Leute! Der Reisende. Das will ich eben nicht behaupten, aus Furcht ihnen zuviel zu tun. Martin Krumm. Ja, ja, glauben Sie mir nur, sie haben ihn umbringen wollen. Ich weiss, ich weiss ganz gewiss-- Der Reisende. Woher koennt Ihr das wissen? Doch es sei. Sobald mich die Raeuber ansichtig wurden, verliessen sie ihre Beute, und liefen ueber Macht dem nahen Gebuesche zu. Ich loesete das Pistol auf einen. Doch es war schon zu dunkel, und er schon zu weit entfernt, dass ich also zweifeln muss, ob ich ihn getroffen habe. Martin Krumm. Nein, getroffen haben Sie ihn nicht;-- Der Reisende. Wisst Ihr es? Martin Krumm. Ich meine nur so, weil's doch schon finster gewesen ist: und im Finstern soll man, hoer ich, nicht gut zielen koennen. Der Reisende. Ich kann Euch nicht beschreiben, wie erkenntlich sich Euer Herr gegen mich bezeugte. Er nannte mich hundertmal seinen Erretter und noetigte mich, mit ihm auf sein Gut zurueckzukehren. Ich wollte wuenschen, dass es meine Umstaende zuliessen, laenger um diesen angenehmen Mann zu sein; so aber muss ich mich noch heute wieder auf den Weg machen--Und eben deswegen suche ich meinen Bedienten. Martin Krumm. Oh! lassen Sie sich doch die Zeit bei mir nicht so lang werden. Verziehen Sie noch ein wenig--Ja! was wollte ich denn noch fragen? Die Raeuber,--sagen Sie mir doch--wie sahen sie denn aus? Wie gingen sie denn? Sie hatten sich verkleidet; aber wie? Der Reisende. Euer Herr will durchaus behaupten, es waeren Juden gewesen. Baerte hatten sie, das ist wahr; aber ihre Sprache war die ordentliche hiesige Baurensprache. Wenn sie vermummt waren, wie ich gewiss glaube, so ist ihnen die Daemmerung sehr wohl zustatten gekommen. Denn ich begreife nicht, wie Juden die Strassen sollten koennen unsicher machen, da doch in diesem Lande so wenige geduldet werden. Martin Krumm. Ja, ja, das glaub ich ganz gewiss auch, dass es Juden gewesen sind. Sie moegen das gottlose Gesindel noch nicht so kennen. So viel als ihrer sind, keinen ausgenommen, sind Betrueger, Diebe und Strassenraeuber. Darum ist es auch ein Volk, das der liebe Gott verflucht hat. Ich duerfte nicht Koenig sein: ich liess' keinen, keinen einzigen am Leben. Ach! Gott behuete alle rechtschaffne Christen vor diesen Leuten! Wenn sie der liebe Gott nicht selber hasste, weswegen waeren denn nur vor kurzem, bei dem Ungluecke in Breslau, ihrer bald noch einmal soviel als Christen geblieben? Unser Herr Pfarr erinnerte das sehr weislich in der letzten Predigt. Es ist, als wenn sie zugehoert haetten, dass sie sich gleich deswegen an unserm guten Herrn haben raechen wollen. Ach! mein lieber Herr, wenn Sie wollen Glueck und Segen in der Welt haben, so hueten Sie sich vor den Juden aerger als vor der Pest. Der Reisende. Wollte Gott, dass das nur die Sprache des Poebels waere! Martin Krumm. Mein Herr, zum Exempel: Ich bin einmal auf der Messe gewesen--ja! wenn ich an die Messe gedenke, so moechte ich gleich die verdammten Juden alle auf einmal mit Gift vergeben, wenn ich nur koennte. Dem einen hatten sie im Gedraenge das Schnupftuch, dem andern die Tobaksdose, dem dritten die Uhr, und ich weiss nicht was sonst mehr, wegstibitzt. Geschwind sind sie, ochsenmaessig geschwind, wenn es aufs Stehlen ankoemmt. So behende, als unser Schulmeister nimmermehr auf der Orgel ist. Zum Exempel, mein Herr: Erstlich draengen sie sich an einen heran, so wie ich mich ungefaehr jetzt an Sie-- Der Reisende. Nur ein wenig hoeflicher, mein Freund!-- Martin Krumm. Oh! lassen Sie sich's doch nur weisen. Wenn sie nun so stehen,--sehen Sie,--wie der Blitz sind sie mit der Hand nach der Uhrtasche. (Er faehrt mit der Hand, anstatt nach der Uhr, in die Rocktasche, und nimmt ihm seine Tobaksdose heraus.) Das koennen sie nun aber alles so geschickt machen, dass man schwoeren sollte, sie fuehren mit der Hand dahin, wenn sie dorthin fahren. Wenn sie von der Tobaksdose reden, so zielen sie gewiss nach der Uhr, und wenn sie von der Uhr reden, so haben sie gewiss die Tobaksdose zu stehlen im Sinne. (Er will ganz sauber nach der Uhr greifen, wird aber ertappt.) Der Reisende. Sachte! sachte! Was hat Eure Hand hier zu suchen? Martin Krumm. Da koennen Sie sehn, mein Herr, was ich fuer ein ungeschickter Spitzbube sein wuerde. Wenn ein Jude schon so einen Griff getan haette, so waere es gewiss um die gute Uhr geschehn gewesen--Doch weil ich sehe, dass ich Ihnen beschwerlich falle, so nehme ich mir die Freiheit, mich Ihnen bestens zu empfehlen, und verbleibe zeitlebens fuer Dero erwiesene Wohltaten, meines hochzuehrenden Herrn gehorsamster Diener, Martin Krumm, wohlbestallter Vogt auf diesem hochadeligen Rittergute. Der Reisende. Geht nur, geht. Martin Krumm. Erinnern Sie sich ja, was ich Ihnen von den Juden gesagt habe. Es ist lauter gottloses diebisches Volk. Dritter Auftritt Der Reisende. Der Reisende. Vielleicht ist dieser Kerl, so dumm er ist, oder sich stellt, ein boshafterer Schelm, als je einer unter den Juden gewesen ist. Wenn ein Jude betruegt, so hat ihn, unter neun Malen, der Christ vielleicht siebenmal dazu genoetiget. Ich zweifle, ob viel Christen sich ruehmen koennen, mit einem Juden aufrichtig verfahren zu sein: und sie wundern sich, wenn er ihnen Gleiches mit Gleichem zu vergelten sucht? Sollen Treu' und Redlichkeit unter zwei Voelkerschaften herrschen, so muessen beide gleich viel dazu beitragen. Wie aber, wenn es bei der einen ein Religionspunkt und beinahe ein verdienstliches Werk waere, die andre zu verfolgen? Doch-- Vierter Auftritt Der Reisende. Christoph. Der Reisende. Dass man Euch doch allezeit eine Stunde suchen muss, wenn man Euch haben will. Christoph. Sie scherzen, mein Herr. Nicht wahr, ich kann nicht mehr, als an einem Orte zugleich sein? Ist es also meine Schuld, dass Sie sich nicht an diesen Ort begeben? Gewiss Sie finden mich allezeit da, wo ich bin. Der Reisende. So? und Ihr taumelt gar? Nun begreif ich, warum Ihr so sinnreich seid. Muesst Ihr Euch denn schon fruehmorgens besaufen? Christoph. Sie reden von Besaufen, und ich habe kaum zu trinken angefangen. Ein paar Flaschen guten Landwein, ein paar Glaeser Branntwein, und eine Mundsemmel ausgenommen, habe ich, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin, nicht das geringste zu mir genommen. Ich bin noch ganz nuechtern. Der Reisende. Oh! das sieht man Euch an. Und ich rate Euch, als ein Freund, die Portion zu verdoppeln. Christoph. Vortrefflicher Rat! Ich werde nicht unterlassen, ihn, nach meiner Schuldigkeit, als einen Befehl anzusehen. Ich gehe, und Sie sollen sehen, wie gehorsam ich zu sein weiss. Der Reisende. Seid klug! Ihr koennt dafuer gehn, und die Pferde satteln und aufpacken. Ich will noch diesen Vormittag fort. Christoph. Wenn Sie mir im Scherze geraten haben, ein doppeltes Fruehstueck zu nehmen, wie kann ich mir einbilden, dass Sie jetzt im Ernste reden? Sie scheinen sich heute mit mir erlustigen zu wollen. Macht Sie etwa das junge Fraeulein so aufgeraeumt? Oh! es ist ein allerliebstes Kind.--Nur noch ein wenig aelter, ein klein wenig aelter sollte sie sein. Nicht wahr, mein Herr? wenn das Frauenzimmer nicht zu einer gewissen Reife gelangt ist,-- Der Reisende. Geht, und tut, was ich Euch befohlen habe. Christoph. Sie werden ernsthaft. Nichtsdestoweniger werde ich warten, bis Sie mir es das drittemal befehlen. Der Punkt ist zu wichtig! Sie koennten sich uebereilt haben. Und ich bin allezeit gewohnt gewesen, meinen Herren Bedenkzeit zu goennen. Ueberlegen Sie es wohl, einen Ort, wo wir fast auf den Haenden getragen werden, so zeitig wieder zu verlassen? Gestern sind wir erst gekommen. Wir haben uns um den Herrn unendlich verdient gemacht, und gleichwohl bei ihm kaum eine Abendmahlzeit und ein Fruehstueck genossen. Der Reisende. Eure Grobheit ist unertraeglich. Wenn man sich zu dienen entschliesst, sollte man sich gewoehnen, weniger Umstaende zu machen. Christoph. Gut, mein Herr! Sie fangen an zu moralisieren, das ist: Sie werden zornig. Maessigen Sie sich; ich gehe schon-- Der Reisende. Ihr muesst wenig Ueberlegungen zu machen gewohnt sein. Das, was wir diesem Herrn erwiesen haben, verlieret den Namen einer Wohltat, sobald wir die geringste Erkenntlichkeit dafuer zu erwarten scheinen. Ich haette mich nicht einmal sollen mit hieher noetigen lassen. Das Vergnuegen, einem Unbekannten ohne Absicht beigestanden zu haben, ist schon vor sich so gross! Und er selbst wuerde uns mehr Segen nachgewuenscht haben, als er uns jetzt uebertriebene Danksagung haelt. Wen man in die Verbindlichkeit setzt, sich weitlaeuftig, und mit dabei verknuepften Kosten zu bedanken, der erweiset uns einen Gegendienst, der ihm vielleicht saurer wird, als uns unsere Wohltat geworden. Die meisten Menschen sind zu verderbt, als dass ihnen die Anwesenheit eines Wohltaeters nicht hoechst beschwerlich sein sollte. Sie scheint ihren Stolz zu erniedrigen;-- Christoph. Ihre Philosophie, mein Herr, bringt Sie um den Atem. Gut! Sie sollen sehen, dass ich ebenso grossmuetig bin, als Sie. Ich gehe; in einer Viertelstunde sollen Sie sich aufsetzen koennen. Fuenfter Auftritt Der Reisende. Das Fraeulein. Der Reisende. So wenig ich mich mit diesem Menschen gemein gemacht habe, so gemein macht er sich mit mir. Das Fraeulein. Warum verlassen Sie uns, mein Herr? Warum sind Sie hier so allein? Ist Ihnen unser Umgang schon die wenigen Stunden, die Sie bei uns sind, zuwider geworden? Es sollte mir leid tun. Ich suche aller Welt zu gefallen; und Ihnen moechte ich, vor allen andern, nicht gern missfallen. Der Reisende. Verzeihen Sie mir, Fraeulein. Ich habe nur meinem Bedienten befehlen wollen, alles zur Abreise fertig zu halten. Das Fraeulein. Wovon reden Sie? von Ihrer Abreise? Wenn war denn Ihre Ankunft? Es sei noch, wenn Sie ueber Jahr und Tag eine melancholische Stunde auf diesen Einfall braechte. Aber wie, nicht einmal einen voelligen Tag aushalten wollen? Das ist zu arg. Ich sage es ihnen, ich werde boese, wenn Sie noch einmal daran gedenken. Der Reisende. Sie koennten mir nichts Empfindlichers drohen. Das Fraeulein. Nein? im Ernst? ist es wahr, wuerden Sie empfindlich sein, wenn ich boese auf Sie wuerde? Der Reisende. Wem sollte der Zorn eines liebenswuerdigen Frauenzimmers gleichgueltig sein koennen? Das Fraeulein. Was Sie sagen, klingt zwar beinahe, als wenn Sie spotten wollten, doch ich will es fuer Ernst aufnehmen; gesetzt, ich irrte mich auch. Also, mein Herr,--ich bin ein wenig liebenswuerdig, wie man mir gesagt hat,--und ich sage Ihnen noch einmal, ich werde entsetzlich, entsetzlich zornig werden, wenn Sie, binnen hier und dem neuen Jahr, wieder an Ihre Abreise gedenken. Der Reisende. Der Termin ist sehr liebreich bestimmt. Alsdann wollten Sie mir, mitten im Winter, die Tuere weisen; und bei dem unbequemsten Wetter-Das Fraeulein. Ei! wer sagt das? Ich sage nur, dass Sie alsdann, des Wohlstands halber, etwa einmal an die Abreise denken koennen. Wir werden Sie deswegen nicht fortlassen; wir wollen Sie schon bitten-- Der Reisende. Vielleicht auch des Wohlstands halber? Das Fraeulein. Ei! seht, man sollte nicht glauben, dass ein so ehrliches Gesicht auch spotten koennte.--Ah! da koemmt der Papa. Ich muss fort! Sagen Sie ja nicht, dass ich bei Ihnen gewesen bin. Er wirft mir so oft genug vor, dass ich gern um Mannspersonen waere. Sechster Auftritt Der Baron. Der Reisende. Der Baron. War nicht meine Tochter bei Ihnen? Warum laeuft denn das wilde Ding? Der Reisende. Das Glueck ist unschaetzbar, eine so angenehme und muntre Tochter zu haben. Sie bezaubert durch ihre Reden, in welchen die liebenswuerdigste Unschuld, der ungekuensteltste Witz herrschst. Der Baron. Sie urteilen zu guetig von ihr. Sie ist wenig unter ihresgleichen gewesen, und besitzt die Kunst zu gefallen, die man schwerlich auf dem Lande erlernen kann, und die doch oft mehr, als die Schoenheit selbst vermag, in einem sehr geringen Grade. Es ist alles bei ihr noch die sich selbst gelassne Natur. Der Reisende. Und diese ist desto einnehmender, je weniger man sie in den Staedten antrifft. Alles ist da verstellt, gezwungen und erlernt. Ja man ist schon so weit darin gekommen, dass man Dummheit, Grobheit und Natur fuer gleich viel bedeutende Woerter haelt. Der Baron. Was koennte mir angenehmer sein, als dass ich sehe, wie unsre Gedanken und Urteile so sehr uebereinstimmen? Oh! dass ich nicht laengst einen Freund Ihresgleichen gehabt habe! Der Reisende. Sie werden ungerecht gegen Ihre uebrigen Freunde. Der Baron. Gegen meine uebrigen Freunde, sagen Sie? Ich bin funfzig Jahr alt.--Bekannte habe ich gehabt, aber noch keinen Freund. Und niemals ist mir die Freundschaft so reizend vorgekommen, als seit den wenigen Stunden, da ich nach der Ihrigen strebe. Wodurch kann ich sie verdienen? Der Reisende. Meine Freundschaft bedeutet so wenig; dass das blosse Verlangen darnach ein genugsames Verdienst ist, sie zu erhalten. Ihre Bitte ist weit mehr wert, als das, was Sie bitten. Der Baron. Oh, mein Herr, die Freundschaft eines Wohltaeters-Der Reisende. Erlauben Sie,--ist keine Freundschaft. Wenn Sie mich unter dieser falschen Gestalt betrachten, so kann ich Ihr Freund nicht sein. Gesetzt einen Augenblick, ich waere Ihr Wohltaeter: wuerde ich nicht zu befuerchten haben, dass Ihre Freundschaft nichts, als eine wirksame Dankbarkeit waere? Der Baron. Sollte sich beides nicht verbinden lassen? Der Reisende. Sehr schwer! Diese haelt ein edles Gemuet fuer seine Pflicht; jene erfodert lauter willkuerliche Bewegungen der Seele. Der Baron. Aber wie sollte ich--Ihr allzu zaertlicher Geschmack macht mich ganz verwirrt.-- Der Reisende. Schaetzen Sie mich nur nicht hoeher, als ich es verdiene. Aufs hoechste bin ich ein Mensch, der seine Schuldigkeit mit Vergnuegen getan hat. Die Schuldigkeit an sich selbst ist keiner Dankbarkeit wert. Dass ich sie aber mit Vergnuegen getan habe, dafuer bin ich genugsam durch Ihre Freundschaft belohnt. Der Baron. Diese Grossmut verwirrt mich nur noch mehr.--Aber ich bin vielleicht zu verwegen.--Ich habe mich noch nicht unterstehen wollen, nach Ihrem Namen, nach Ihrem Stande zu fragen.--Vielleicht biete ich meine Freundschaft einem an, der--der sie zu verachten-- Der Reisende. Verzeihen Sie, mein Herr!--Sie--Sie machen sich--Sie haben allzu grosse Gedanken von mir. Der Baron (beiseite). Soll ich ihn wohl fragen? Er kann meine Neugierde uebelnehmen. Der Reisende (beiseite). Wenn er mich fragt, was werde ich ihm antworten? Der Baron (beiseite). Frage ich ihn nicht, so kann er es als eine Grobheit auslegen. Der Reisende (beiseite). Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Der Baron (beiseite). Doch ich will den sichersten Weg gehen. Ich will erst seinen Bedienten ausfragen lassen. Der Reisende (beiseite). Koennte ich doch dieser Verwirrung ueberhoben sein!-- Der Baron. Warum so nachdenkend? Der Reisende. Ich war gleich bereit, diese Frage an Sie zu tun, mein Herr-- Der Baron. Ich weiss es, man vergisst sich dann und wann. Lassen Sie uns von etwas andern reden--Sehen Sie, dass es wirkliche Juden gewesen sind, die mich angefallen haben? Nur jetzt hat mir mein Schulze gesagt, dass er vor einigen Tagen ihrer drei auf der Landstrasse angetroffen. Wie er sie mir beschreibt, haben sie Spitzbuben aehnlicher, als ehrlichen Leuten, gesehen. Und warum sollte ich auch daran zweifeln? Ein Volk, das auf den Gewinst so erpicht ist, fragt wenig darnach, ob es ihn mit Recht oder Unrecht, mit List oder Gewaltsamkeit erhaelt.--Es scheinet auch zur Handelschaft, oder deutsch zu reden, zur Betruegerei gemacht zu sein. Hoeflich, frei, unternehmend, verschwiegen, sind Eigenschaften, die es schaetzbar machen wuerden, wenn es sie nicht allzusehr zu unserm Unglueck anwendete--(Er haelt etwas inne.)--Die Juden haben mir sonst schon nicht wenig Schaden und Verdruss gemacht. Als ich noch in Kriegsdiensten war, liess ich mich bereden, einen Wechsel fuer einen meiner Bekannten mit zu unterschreiben; und der Jude, an den er ausgestellet war, brachte mich nicht allein dahin, dass ich ihn bezahlen, sondern, dass ich ihn sogar zweimal bezahlen musste.--Oh! es sind die allerboshaftesten, niedertraechtigsten Leute.--Was sagen sie dazu? Sie scheinen ganz niedergeschlagen. Der Reisende. Was soll ich sagen? Ich muss sagen, dass ich diese Klage sehr oft gehoert habe-- Der Baron. Und ist es nicht wahr, ihre Gesichtsbildung hat gleich etwas, das uns wider sie einnimmt? Das Tueckische, das Ungewissenhafte, das Eigennuetzige, Betrug und Meineid, sollte man sehr deutlich aus ihren Augen zu lesen glauben.--Aber, warum kehren Sie sich von mir? Der Reisende. Wie ich hoere, mein Herr, so sind Sie ein grosser Kenner der Physiognomie, und ich besorge, dass die meinige-- Der Baron. Oh! Sie kraenken mich. Wie koennen Sie auf dergleichen Verdacht kommen? Ohne ein Kenner der Physiognomie zu sein, muss ich Ihnen sagen, dass ich nie eine so aufrichtige, grossmuetige und gefaellige Miene gefunden habe, als die Ihrige. Der Reisende. Ihnen die Wahrheit zu gestehn: ich bin kein Freund allgemeiner Urteile ueber ganze Voelker--Sie werden meine Freiheit nicht uebelnehmen.--Ich sollte glauben, dass es unter allen Nationen gute und boese Seelen geben koenne. Und unter den Juden-- Siebenter Auftritt Das Fraeulein. Der Reisende. Der Baron. Das Fraeulein. Ach! Papa-- Der Baron. Nu, nu! fein wild, fein wild! Vorhin liefst du vor mir: was sollte das bedeuten?-Das Fraeulein. Vor Ihnen bin ich nicht gelaufen, Papa: sondern nur vor Ihrem Verweise. Der Baron. Der Unterscheid ist sehr subtil. Aber was war es denn, das meinen Verweis verdiente? Das Fraeulein. Oh! Sie werden es schon wissen. Sie sahen es ja! Ich war bei dem Herrn-- Der Baron. Nun? und-Das Fraeulein. Und der Herr ist eine Mannsperson, und mit den Mannspersonen, haben Sie befohlen, mir nicht allzuviel zu tun zu machen.-- Der Baron. Dass dieser Herr eine Ausnahme sei, haettest du wohl merken sollen. Ich wollte wuenschen, dass er dich leiden koennte--Ich werde es mit Vergnuegen sehen, wenn du auch bestaendig um ihn bist. Das Fraeulein. Ach!--es wird wohl das erste- und letztemal gewesen sein. Sein Diener packt schon auf--Und das wollte ich Ihnen eben sagen. Der Baron. Was? wer? sein Diener? Der Reisende. Ja, mein Herr, ich hab es ihm befohlen. Meine Verrichtungen und die Besorgnis, Ihnen beschwerlich zu fallen-Der Baron. Was soll ich ewig davon denken? Soll ich das Glueck nicht haben, Ihnen naeher zu zeigen, dass Sie sich ein erkenntliches Herz verbindlich gemacht haben? Oh! ich bitte Sie, fuegen Sie zu Ihrer Wohltat noch die andre hinzu, die mir ebenso schaetzbar, als die Erhaltung meines Lebens, sein wird; bleiben Sie einige Zeit --wenigstens einige Tage bei mir; ich wuerde mir es ewig vorzuwerfen haben, dass ich einen Mann, wie Sie, ungekannt, ungeehrt, unbelohnt, wenn es anders in meinem Vermoegen steht, von mir gelassen haette. Ich habe einige meiner Anverwandten auf heute einladen lassen, mein Vergnuegen mit ihnen zu teilen, und ihnen das Glueck zu verschaffen, meinen Schutzengel kennenzulernen. Der Reisende. Mein Herr, ich muss notwendig-Das Fraeulein. Dableiben, mein Herr, dableiben! Ich laufe, Ihrem Bedienten zu sagen, dass er wieder abpacken soll. Doch da ist er schon. Achter Auftritt Christoph (in Stiefeln und Sporen, und zwei Mantelsaecke unter den Armen). Die Vorigen. Christoph. Nun! mein Herr, es ist alles fertig. Fort! kuerzen Sie Ihre Abschiedsformeln ein wenig ab. Was soll das viele Reden, wenn wir nicht dableiben koennen? Der Baron. Was hindert euch denn, hierzubleiben? Christoph. Gewisse Betrachtungen, mein Herr Baron, die den Eigensinn meines Herrn zum Grunde, und seine Grossmut zum Vorwande haben. Der Reisende. Mein Diener ist oefters nicht klug: verzeihen Sie ihm. Ich sehe, dass Ihre Bitten in der Tat mehr als Komplimente sind. Ich ergebe mich; damit ich nicht aus Furcht grob zu sein, eine Grobheit begehen moege. Der Baron. Oh! was fuer Dank bin ich Ihnen schuldig! Der Reisende. Ihr koennt nur gehen, und wieder abpacken! Wir wollen erst morgen fort. Das Fraeulein. Nu! hoert Er nicht? Was steht Er denn da? Er soll gehn, und wieder abpacken. Christoph. Von Rechts wegen sollte ich boese werden. Es ist mir auch beinahe, als ob mein Zorn erwachen wollte; doch weil nichts Schlimmers daraus erfolgt, als dass wir hier bleiben, und zu essen und zu trinken bekommen, und wohl gepflegt werden, so mag es sein! Sonst lass ich mir nicht gern unnoetige Muehe machen: wissen Sie das? Der Reisende. Schweigt! Ihr seid zu unverschaemt. Christoph. Denn ich sage die Wahrheit. Das Fraeulein. Oh! das ist vortrefflich, dass Sie bei uns bleiben. Nun bin ich Ihnen noch einmal so gut. Kommen Sie, ich will Ihnen unsern Garten zeigen; er wird Ihnen gefallen. Der Reisende. Wenn er Ihnen gefaellt, Fraeulein, so ist es schon so gut, als gewiss. Das Fraeulein. Kommen Sie nur;--unterdessen wird es Essenszeit. Papa, Sie erlauben es doch? Der Baron. Ich werde euch sogar begleiten. Das Fraeulein. Nein, nein, das wollen wir Ihnen nicht zumuten. Sie werden zu tun haben. Der Baron. Ich habe jetzt nichts Wichtigers zu tun, als meinen Gast zu vergnuegen. Das Fraeulein. Er wird es Ihnen nicht uebelnehmen: nicht wahr, mein Herr? (Sachte zu ihm.) Sprechen Sie doch Nein. Ich moechte gern mit Ihnen allein gehen. Der Reisende. Es wird mich gereuen, dass ich mich so leicht habe bewegen lassen, hierzubleiben, sobald ich sehe, dass ich Ihnen im geringsten verhinderlich bin. Ich bitte also-- Der Baron. Oh! warum kehren Sie sich an des Kindes Rede? Das Fraeulein. Kind?--Papa!--beschaemen Sie mich doch nicht so!--Der Herr wird denken, wie jung ich bin!--Lassen Sie es gut sein; ich bin alt genug, mit Ihnen spazieren zu gehen.--Kommen Sie!--Aber sehen Sie einmal: Ihr Diener steht noch da, und hat die Mantelsaecke unter den Armen. Christoph. Ich daechte, das ginge nur den an, dem es sauer wird? Der Reisende. Schweigt! Man erzeigt Euch zuviel Ehre-- Neunter Auftritt Lisette. Die Vorigen. Der Baron (indem er Lisetten kommen sieht). Mein Herr, ich werde Ihnen gleich nachfolgen, wann es Ihnen gefaellig ist, meine Tochter in den Garten zu begleiten. Das Fraeulein. Oh! bleiben Sie so lange, als es Ihnen gefaellt. Wir wollen uns schon die Zeit vertreiben. Kommen Sie! (Das Fraeulein und der Reisende gehen ab.) Der Baron. Lisette, dir habe ich etwas zu sagen!-- Lisette. Nu? Der Baron (sachte zu ihr). Ich weiss noch nicht, wer unser Gast ist. Gewisser Ursachen wegen mag ich ihn auch nicht fragen. Koenntest du nicht von seinem Diener-- Lisette. Ich weiss, was Sie wollen. Dazu trieb mich meine Neugierigkeit von selbst, und deswegen kam ich hieher.-- Der Baron. Bemuehe dich also,--und gib mir Nachricht davon. Du wirst Dank bei mir verdienen. Lisette. Gehen Sie nur. Christoph. Sie werden es also nicht uebelnehmen, mein Herr, dass wir es uns bei Ihnen gefallen lassen. Aber ich bitte, machen Sie sich meinetwegen keine Ungelegenheit; ich bin mit allem zufrieden, was da ist. Der Baron. Lisette, ich uebergebe ihn deiner Aufsicht. Lass ihn an nichts Mangel leiden. (Geht ab.) Christoph. Ich empfehle mich also, Mademoisell, Dero guetigen Aufsicht, die mich an nichts wird Mangel leiden lassen (will abgehen). Zehnter Auftritt Lisette. Christoph. Lisette (haelt ihn auf). Nein, mein Herr, ich kann es unmoeglich ueber mein Herz bringen, Sie so unhoeflich sein zu lassen--Bin ich denn nicht Frauenzimmers genug, um einer kurzen Unterhaltung wert zu sein? Christoph. Der Geier! Sie nehmen die Sache genau, Mamsell. Ob Sie Frauenzimmers genug oder zuviel sind, kann ich nicht sagen. Wenn ich zwar aus Ihrem gespraechigen Munde schliessen sollte, so duerfte ich beinahe das letzte behaupten. Doch dem sei, wie ihm wolle; jetzt werden Sie mich beurlauben;--Sie sehen, ich habe Haende und Arme voll. --Sobald mich hungert oder duerstet, werde ich bei Ihnen sein. Lisette. So macht's unser Schirrmeister auch. Christoph. Der Henker! das muss ein gescheuter Mann sein: er macht's wie ich! Lisette. Wenn Sie ihn wollen kennenlernen: er liegt vor dem Hinterhause an der Kette. Christoph. Verdammt! ich glaube gar, Sie meinen den Hund. Ich merke also wohl, Sie werden den leiblichen Hunger und Durst verstanden haben. Den aber habe ich nicht verstanden; sondern den Hunger und Durst der Liebe. Den, Mamsell, den! Sind Sie nun mit meiner Erklaerung zufrieden? Lisette. Besser als mit dem Erklaerten. Christoph. Ei! im Vertrauen:--Sagen Sie etwa zugleich auch damit so viel, dass Ihnen ein Liebesantrag von mir nicht zuwider sein wuerde? Lisette. Vielleicht! Wollen Sie mir einen tun? im Ernst? Christoph. Vielleicht! Lisette. Pfui! was das fuer eine Antwort ist! vielleicht! Christoph. Und sie war doch nicht ein Haar anders, als die Ihrige. Lisette. In meinem Munde will sie aber ganz etwas anders sagen. Vielleicht, ist eines Frauenzimmers groesste Versicherung. Denn so schlecht unser Spiel auch ist, so muessen wir uns doch niemals in die Karte sehen lassen. Christoph. Ja, wenn das ist!--Ich daechte, wir kaemen also zur Sache. --(Er schmeisst beide Mantelsaecke auf die Erde.) Ich weiss nicht, warum ich mir's so sauer mache? Da liegt!--Ich liebe Sie, Mamsell. Lisette. Das heiss ich, mit wenigen viel sagen. Wir wollen's zergliedern-- Christoph. Nein, wir wollen's lieber ganz lassen. Doch,--damit wir in Ruhe einander unsre Gedanken eroeffnen koennen;--belieben Sie sich niederzulassen!--Das Stehn ermuedet mich.--Ohne Umstaende!--(Er noetiget sie auf den Mantelsack zu sitzen.)--Ich liebe Sie, Mamsell.-- Lisette. Aber,--ich sitze verzweifelt hart.--Ich glaube gar, es sind Buecher darin-- Christoph. Darzu recht zaertliche und witzige;--und gleichwohl sitzen Sie hart darauf? Es ist meines Herrn Reisebibliothek. Sie besteht aus Lustspielen, die zum Weinen, und aus Trauerspielen, die zum Lachen bewegen; aus zaertlichen Heldengedichten; aus tiefsinnigen Trinkliedern, und was dergleichen neue Siebensachen mehr sind.--Doch wir wollen umwechseln. Setzen Sie sich auf meinen;--ohne Umstaende!--meiner ist der weichste. Lisette. Verzeihen Sie! So grob werde ich nicht sein-- Christoph. Ohne Umstaende,--ohne Komplimente!--Wollen Sie nicht?--So werde ich Sie hintragen.-- Lisette. Weil Sie es denn befehlen--(Sie steht auf und will sich auf den andern setzen.) Christoph. Befehlen? behuete Gott!--Nein! befehlen will viel sagen. --Wenn Sie es so nehmen wollen, so bleiben Sie lieber sitzen.--(Er setzt sich wieder auf seinen Mantelsack.) Lisette (beiseite). Der Grobian! Doch ich muss es gut sein lassen-- Christoph. Wo blieben wir denn?--Ja,--bei der Liebe--Ich liebe Sie also, Mamsell. Je vous aime, wuerde ich sagen, wenn Sie eine franzoesische Marquisin waeren. Lisette. Der Geier! Sie sind wohl gar ein Franzose? Christoph. Nein, ich muss meine Schande gestehn: ich bin nur ein Deutscher.--Aber ich habe das Glueck gehabt, mit verschiedenen Franzosen umgehen zu koennen, und da habe ich denn so ziemlich gelernt, was zu einem rechtschaffnen Kerl gehoert. Ich glaube, man sieht mir es auch gleich an. Lisette. Sie kommen also vielleicht mit Ihrem Herrn aus Frankreich? Christoph. Ach nein!-- Lisette. Wo sonst her? freilich wohl!-- Christoph. Es liegt noch einige Meilen hinter Frankreich, wo wir herkommen. Lisette. Aus Italien doch wohl nicht? Christoph. Nicht weit davon. Lisette. Aus Engeland also? Christoph. Beinahe; Engeland ist eine Provinz davon. Wir sind ueber funfzig Meilen von hier zu Hause.--Aber, dass Gott!--meine Pferde,--die armen Tiere stehen noch gesattelt. Verzeihen Sie, Mamsell!--Hurtig! stehen Sie auf!--(Er nimmt die Mantelsaecke wieder untern Arm. )--Trotz meiner inbruenstigen Liebe muss ich doch gehn, und erst das Noetige verrichten.--Wir haben noch den ganzen Tag, und, was das meiste ist, noch die ganze Nacht vor uns. Wir wollen schon noch eins werden.--Ich werde sie wohl wieder zu finden wissen. Eilfter Auftritt Martin Krumm. Lisette. Lisette. Von dem werde ich wenig erfahren koennen. Entweder, er ist zu dumm, oder zu fein. Und beides macht unergruendlich. Martin Krumm. So, Jungfer Lisette? Das ist auch der Kerl darnach, dass er mich ausstechen sollte! Lisette. Das hat er nicht noetig gehabt. Martin Krumm. Nicht noetig gehabt? Und ich denke, wer weiss wie fest ich in Ihrem Herzen sitze. Lisette. Das macht, Herr Vogt, Er denkt's. Leute von Seiner Art haben das Recht, abgeschmackt zu denken. Drum aergre ich mich auch nicht darueber, dass Er's gedacht hat; sondern, dass Er mir's gesagt hat. Ich moechte wissen, was Ihn mein Herz angeht? Mit was fuer Gefaelligkeiten, mit was fuer Geschenken hat Er sich denn ein Recht darauf erworben?--Man gibt die Herzen jetzt nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Er etwa, dass ich so verlegen mit dem meinigen bin? Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich's vor die Saeue werfe. Martin Krumm. Der Teufel, das verschnupft! Ich muss eine Prise Tabak darauf nehmen.--Vielleicht geht es wieder mit dem Niesen fort.--(Er zieht die entwende Dose hervor, spielt einige Zeit in den Haenden damit, und nimmt endlich, auf eine laecherlich hochmuetige Art, eine Prise.) Lisette (schielt ihn von der Seite an). Verzweifelt! wo bekoemmt der Kerl die Dose her? Martin Krumm. Belieben Sie ein Prischen? Lisette. Oh, Ihre untertaenige Magd, mein Herr Vogt! (Sie nimmt.) Martin Krumm. Was eine silberne Dose nicht kann!--Koennte ein Ohrwuermchen geschmeidiger sein? Lisette. Ist es eine silberne Dose? Martin Krumm. Wann's keine silberne waere, so wuerde sie Martin Krumm nicht haben. Lisette. Ist es nicht erlaubt, sie zu besehn? Martin Krumm. Ja, aber nur in meinen Haenden. Lisette. Die Fasson ist vortrefflich. Martin Krumm. Ja, sie wiegt ganzer fuenf Lot. Lisette. Nur der Fasson wegen moechte ich so ein Doeschen haben. Martin Krumm. Wenn ich sie zusammenschmelzen lasse, steht Ihnen die Fasson davon zu Dienste. Lisette. Sie sind allzu guetig!--Es ist ohne Zweifel ein Geschenk? Martin Krumm. Ja, sie kostet mir nicht einen Heller. Lisette. Wahrhaftig, so ein Geschenk koennte ein Frauenzimmer recht verblenden! Sie koennen Ihr Glueck damit machen, Herr Vogt. Ich wenigstens wuerde mich, wenn man mich mit silbernen Dosen anfiele, sehr schlecht verteidigen koennen. Mit so einer Dose haette ein Liebhaber gegen mich gewonnen Spiel. Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's! Lisette. Da sie Ihnen so nichts kostet, wollte ich Ihnen raten, Herr Vogt, sich eine gute Freundin damit zu machen-- Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!-Lisette (schmeichelnd). Wollten Sie mir sie wohl schenken?-- Martin Krumm. O um Verzeihung!--Man gibt die silbernen Dosen jetzt nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Sie denn, Jungfer Lisette, dass ich so verlegen mit der meinigen bin? Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich sie vor die Saeue werfe. Lisette. Hat man jemals eine duemmre Grobheit gefunden!--Ein Herz einer Schnupftabaksdose gleich zu schaetzen? Martin Krumm. Ja, ein steinern Herz einer silbern Schnupftabaksdose-- Lisette. Vielleicht wuerde es aufhoeren, steinern zu sein, wenn--Doch alle meine Reden sind vergebens--Er ist meiner Liebe nicht wert--Was ich fuer eine gutherzige Naerrin bin!--(will weinen) beinahe haette ich geglaubt, der Vogt waere noch einer von den ehrlichen Leuten, die es meinen, wie sie es reden-- Martin Krumm. Und was ich fuer ein gutherziger Narre bin, dass ich glaube, ein Frauenzimmer meine es, wie sie es red't!--Da, mein Lisettchen, weine Sie nicht!--(Er gibt ihr die Dose.)--Aber nun bin ich doch wohl Ihrer Liebe wert?--Zum Anfange verlange ich nichts, als nur ein Kuesschen auf Ihre schoene Hand!--(Er kuesst sie.) Ah, wie schmeckt das! Zwoelfter Auftritt Das Fraeulein. Lisette. Martin Krumm. Das Fraeulein (sie koemmt dazu geschlichen, und stoesst ihn mit dem Kopfe auf die Hand). Ei! Herr Vogt,--kuess Er mir doch meine Hand auch! Lisette. Dass doch!-- Martin Krumm. Ganz gern, gnaediges Fraeulein--(Er will ihr die Hand kuessen.) Das Fraeulein (gibt ihm eine Ohrfeige). Ihr Flegel, versteht Ihr denn keinen Spass? Martin Krumm. Den Teufel mag das Spass sein! Lisette. Ha! ha! ha! (Lacht ihn aus.) O ich bedaure Ihn, mein lieber Vogt--Ha! ha! ha! Martin Krumm. So? und Sie lacht noch dazu? Ist das mein Dank? Schon gut, schon gut! (Gehet ab.) Lisette. Ha! ha! ha! Dreizehnter Auftritt Lisette. Das Fraeulein. Das Fraeulein. Haette ich's doch nicht geglaubt, wenn ich's nicht selbst gesehen haette. Du laesst dich kuessen? und noch dazu vom Vogt? Lisette. Ich weiss auch gar nicht, was Sie fuer Recht haben, mich zu belauschen? Ich denke, Sie gehen im Garten mit dem Fremden spazieren. Das Fraeulein. Ja, und ich waere noch bei ihm, wenn der Papa nicht nachgekommen waere. Aber so kann ich ja kein kluges Wort mit ihm sprechen. Der Papa ist gar zu ernsthaft-- Lisette. Ei, was nennen Sie denn ein kluges Wort? Was haben Sie denn wohl mit ihm zu sprechen, das der Papa nicht hoeren duerfte? Das Fraeulein. Tausenderlei!--Aber du machst mich boese, wo du mich noch mehr fragst. Genug, ich bin dem fremden Herrn gut. Das darf ich doch wohl gestehn? Lisette. Sie wuerden wohl greulich mit dem Papa zanken, wenn er Ihnen einmal so einen Braeutigam verschaffte? Und im Ernst, wer weiss, was er tut. Schade nur, dass Sie nicht einige Jahre aelter sind: es koennte vielleicht bald zustande kommen. Das Fraeulein. Oh, wenn es nur am Alter liegt, so kann mich ja der Papa einige Jahr aelter machen. Ich werde ihm gewiss nicht widersprechen. Lisette. Nein, ich weiss noch einen bessern Rat. Ich will Ihnen einige Jahre von den meinigen geben, so ist uns allen beiden geholfen. Ich bin alsdann nicht zu alt, und Sie nicht zu jung. Das Fraeulein. Das ist auch wahr; das geht ja an! Lisette. Da koemmt des Fremden Bedienter; ich muss mit ihm sprechen. Es ist alles zu Ihrem Besten--Lassen Sie mich mit ihm allein.--Gehen Sie. Das Fraeulein. Vergiss es aber nicht, wegen der Jahre--Hoerst du, Lisette? Vierzehnter Auftritt Lisette. Christoph. Lisette. Mein Herr, Sie hungert oder durstet gewiss, dass Sie schon wiederkommen? nicht? Christoph. Ja freilich!--Aber wohlgemerkt, wie ich den Hunger und Durst erklaert habe. Ihr die Wahrheit zu gestehn, meine liebe Jungfer, so hatte ich schon, sobald ich gestern vom Pferde stieg, ein Auge auf Sie geworfen. Doch weil ich nur einige Stunden hierzubleiben vermeinte, so glaubte ich, es verlohne sich nicht der Muehe, mich mit Ihr bekannt zu machen. Was haetten wir in so kurzer Zeit koennen ausrichten? Wir haetten unsern Roman von hinten muessen anfangen. Allein es ist auch nicht allzusicher, die Katze bei dem Schwanze aus dem Ofen zu ziehen. Lisette. Das ist wahr! nun aber koennen wir schon ordentlicher verfahren. Sie koennen mir Ihren Antrag tun; ich kann darauf antworten. Ich kann Ihnen meine Zweifel machen; Sie koennen mir sie aufloesen. Wir koennen uns bei jedem Schritte, den wir tun, bedenken, und duerfen einander nicht den Affen im Sacke verkaufen. Haetten Sie mir gestern gleich Ihren Liebesantrag getan; es ist wahr, ich wuerde ihn angenommen haben. Aber ueberlegen Sie einmal, wieviel ich gewagt haette, wenn ich mich nicht einmal nach Ihrem Stande, Vermoegen, Vaterlande, Bedienungen und dergleichen mehr zu erkundigen Zeit gehabt haette? Christoph. Der Geier! waere das aber auch so noetig gewesen? So viel Umstaende? Sie koennten ja bei dem Heiraten nicht mehrere machen?-- Lisette. Oh! wenn es nur auf eine kahle Heirat angesehen waere, so waer' es laecherlich, wenn ich so gewissenhaft sein wollte. Allein mit einem Liebesverstaendnisse ist es ganz etwas anders! Hier wird die schlechteste Kleinigkeit zu einem wichtigen Punkte. Also glauben Sie nur nicht, dass Sie die geringste Gefaelligkeit von mir erhalten werden, wenn Sie meiner Neugierde nicht in allen Stuecken ein Gnuege tun. Christoph. Nu? wie weit erstreckt sich denn die? Lisette. Weil man doch einen Diener am besten nach seinem Herrn beurteilen kann, so verlange ich vor allen Dingen zu wissen-- Christoph. Wer mein Herr ist? Ha! ha! das ist lustig. Sie fragen mich etwas, das ich Sie gern selbst fragen moechte, wenn ich glaubte, dass Sie mehr wuessten, als ich. Lisette. Und mit dieser abgedroschnen Ausflucht denken Sie durchzukommen? Kurz, ich muss wissen, wer Ihr Herr ist, oder unsre ganze Freundschaft hat ein Ende. Christoph. Ich kenne meinen Herrn nicht laenger, als seit vier Wochen. So lange ist es, dass er mich in Hamburg in seine Dienste genommen hat. Von da aus habe ich ihn begleitet, niemals mir aber die Muehe genommen, nach seinem Stande oder Namen zu fragen. So viel ist gewiss, reich muss er sein; denn er hat weder mich noch sich auf der Reise notleiden lassen. Und was brauch ich mich mehr zu bekuemmern? Lisette. Was soll ich mir von Ihrer Liebe versprechen, da Sie meiner Verschwiegenheit nicht einmal eine solche Kleinigkeit anvertrauen wollen? Ich wuerde nimmermehr gegen Sie so sein. Zum Exempel, hier habe ich eine schoene silberne Schnupftabaksdose-- Christoph. Ja? nu?-- Lisette. Sie duerften mich ein klein wenig bitten, so sagte ich Ihnen, von wem ich sie bekommen habe-- Christoph. Oh! daran ist mir nun eben so viel nicht gelegen. Lieber moechte ich wissen, wer sie von Ihnen bekommen sollte? Lisette. Ueber den Punkt habe ich eigentlich noch nichts beschlossen. Doch wenn Sie sie nicht sollten bekommen, so haben Sie es niemanden anders, als sich selbst zuzuschreiben. Ich wuerde Ihre Aufrichtigkeit gewiss nicht unbelohnt lassen. Christoph. Oder vielmehr meine Schwatzhaftigkeit! Doch, so wahr ich ein ehrlicher Kerl bin, wann ich dasmal verschwiegen bin, so bin ich's aus Not. Denn ich weiss nichts, was ich ausplaudern koennte. Verdammt! wie gern wollte ich meine Geheimnisse ausschuetten, wann ich nur welche haette. Lisette. Adieu! ich will Ihre Tugend nicht laenger bestuermen. Nur wuensch ich, dass sie Ihnen bald zu einer silbernen Dose und einer Liebsten verhelfen moege, so wie sie Sie jetzt um beides gebracht hat. (Will geben.) Christoph. Wohin? wohin? Geduld! (Beiseite.) Ich sehe mich genoetigt, zu luegen. Denn so ein Geschenk werde ich mir doch nicht sollen entgehn lassen? Was wird's auch viel schaden? Lisette. Nun, wollen Sie es naeher geben? Aber,--ich sehe schon, es wird Ihnen sauer. Nein, nein; ich mag nichts wissen-- Christoph. Ja, ja, Sie soll alles wissen!--(Beiseite.) Wer doch recht viel luegen koennte!--Hoeren Sie nur!--Mein Herr ist--ist einer von Adel. Er koemmt,--wir kommen miteinander aus--aus--Holland. Er hat muessen--gewisser Verdruesslichkeiten wegen--einer Kleinigkeit--eines Mords wegen--entfliehen-- Lisette. Was? eines Mords wegen? Christoph. Ja,--aber eines honetten Mords--eines Duells wegen entfliehen.--Und jetzt eben--ist er auf der Flucht-- Lisette. Und Sie, mein Freund?-- Christoph. Ich, bin auch mit ihm auf der Flucht. Der Entleibte hat uns--will ich sagen, die Freunde des Entleibten haben uns sehr verfolgen lassen; und dieser Verfolgung wegen--Nun koennen Sie leicht das uebrige erraten.--Was Geier, soll man auch tun? Ueberlegen Sie es selbst; ein junger naseweiser Laffe schimpft uns. Mein Herr stoesst ihn uebern Haufen. Das kann nicht anders sein!--Schimpft mich jemand, so tu ich's auch,--oder--oder schlage ihn hinter die Ohren. Ein ehrlicher Kerl muss nichts auf sich sitzen lassen. Lisette. Das ist brav! solchen Leuten bin ich gut; denn ich bin auch ein wenig unleidlich. Aber sehen Sie einmal, da koemmt Ihr Herr! sollte man es ihm wohl ansehn, dass er so zornig, so grausam waere? Christoph. O kommen Sie! wir wollen ihm aus dem Wege gehn. Er moechte mir es ansehn, dass ich ihn verraten habe. Lisette. Ich bin's zufrieden-- Christoph. Aber die silberne Dose-- Lisette. Kommen Sie nur. (Beiseite.) Ich will erst sehen, was mir von meinem Herrn fuer mein entdecktes Geheimnis werden wird: Lohnt sich das der Muehe, so soll er sie haben. Funfzehnter Auftritt Der Reisende. Der Reisende. Ich vermisse meine Dose. Es ist eine Kleinigkeit; gleichwohl ist mir der Verlust empfindlich. Sollte mir sie wohl der Vogt?--Doch ich kann sie verloren haben,--ich kann sie aus Unvorsichtigkeit herausgerissen haben.--Auch mit seinem Verdachte muss man niemand beleidigen.--Gleichwohl,--er draengte sich an mich heran; --er griff nach der Uhr:--ich ertappte ihn; koennte er auch nicht nach der Dose gegriffen haben, ohne dass ich ihn ertappt haette? Sechzehnter Auftritt Martin Krumm. Der Reisende. Martin Krumm (als er den Reisenden gewahr wird, will er wieder umkehren). Hui! Der Reisende. Nu, nu, immer naeher, mein Freund!--(Beiseite.) Ist er doch so schuechtern, als ob er meine Gedanken wuesste!--Nu? nur naeher! Martin Krumm (trotzig). Ach! ich habe nicht Zeit! Ich weiss schon, Sie wollen mit mir plaudern. Ich habe wichtigere Sachen zu tun. Ich mag Ihre Heldentaten nicht zehnmal hoeren. Erzaehlen Sie sie jemanden, der sie noch nicht weiss. Der Reisende. Was hoere ich? vorhin war der Vogt einfaeltig und hoeflich, jetzt ist er unverschaemt und grob. Welches ist denn Eure rechte Larve? Martin Krumm. Ei! das hat Sie der Geier gelernt, mein Gesicht eine Larve zu schimpfen. Ich mag mit Ihnen nicht zanken,--sonst--(Er will fortgehen.) Der Reisende. Sein unverschaemtes Verfahren bestaerkt mich in meinem Argwohne.--Nein, nein, Geduld! Ich habe Euch etwas Notwendiges zu fragen-- Martin Krumm. Und ich werde nichts drauf zu antworten haben, es mag so notwendig sein, als es will. Drum sparen Sie nur die Frage. Der Reisende. Ich will es wagen--Allein, wie leid wuerde mir es sein, wann ich ihm unrecht taete.--Mein Freund, habt Ihr nicht meine Dose gesehn?--Ich vermisse sie.-- Martin Krumm. Was ist das fuer eine Frage? Kann ich etwas dafuer, dass man sie Ihnen gestohlen hat?--Fuer was sehen Sie mich an? fuer den Hehler? oder fuer den Dieb? Der Reisende. Wer redt denn vom Stehlen? Ihr verratet Euch fast selbst-- Martin Krumm. Ich verrate mich selbst? Also meinen Sie, dass ich sie habe? Wissen Sie auch, was das zu bedeuten hat, wenn man einen ehrlichen Kerl dergleichen beschuldigt. Wissen Sie's? Der Reisende. Warum muesst Ihr so schreien? Ich habe Euch noch nichts beschuldigt. Ihr seid Euer eigner Anklaeger. Dazu weiss ich eben nicht, ob ich grosses Unrecht haben wuerde? Wen ertappte ich denn vorhin, als er nach meiner Uhr greifen wollte? Martin Krumm. Oh! Sie sind ein Mann, der gar keinen Spass versteht. Hoeren Sie's!--(Beiseite.) Wo er sie nur nicht bei Lisetten gesehen hat--Das Maedel wird doch nicht naerrisch sein, und sich damit breit machen-- Der Reisende. Oh! ich verstehe den Spass so wohl, dass ich glaube, Ihr wollt mit meiner Dose auch spassen. Allein wenn man den Spass zu weit treibt, verwandelt er sich endlich in Ernst. Es ist mir um Euren guten Namen leid. Gesetzt, ich waere ueberzeugt, dass Ihr es nicht boese gemeint haettet, wuerden auch andre-- Martin Krumm. Ach,--andre!--andre!--andre waeren es laengst ueberdruessig, sich so etwas vorwerfen zu lassen. Doch, wenn Sie denken, dass ich sie habe: befuehlen Sie mich,--visitieren Sie mich-- Der Reisende. Das ist meines Amts nicht. Dazu traegt man auch nicht alles bei sich in der Tasche. Martin Krumm. Nun gut! damit Sie sehen, dass ich ein ehrlicher Kerl bin, so will ich meine Schubsaecke selber umwenden.--Geben Sie acht! --(Beiseite.) Es muesste mit dem Teufel zugehen, wenn sie herausfiele. Der Reisende. O macht Euch keine Muehe! Martin Krumm. Nein, nein: Sie sollen's sehn, Sie sollen's sehn. (Er wendet die eine Tasche um.) Ist da eine Dose? Brotkruemel sind drinne: das liebe Gut! (Er wendet die andere um.) Da ist auch nichts! Ja; --doch! ein Stueckchen Kalender.--Ich hebe es der Verse wegen auf, die ueber den Monaten stehen. Sie sind recht schnurrig.--Nu, aber dass wir weiterkommen. Geben sie acht: da will ich den dritten umwenden. (Bei dem Umwenden fallen zwei grosse Baerte heraus.) Der Henker! was lass ich da fallen? (Er will sie hurtig aufheben, der Reisende aber ist hurtiger, und erwischt einen davon.) Der Reisende. Was soll das vorstellen? Martin Krumm (beiseite). O verdammt! ich denke, ich habe den Quark lange von mir gelegt. Der Reisende. Das ist ja gar ein Bart. (Er macht ihn vors Kinn.) Sehe ich bald einem Juden so aehnlich?-- Martin Krumm. Ach geben Sie her! geben Sie her! Wer weiss, was Sie wieder denken? Ich schrecke meinen kleinen Jungen manchmal damit. Dazu ist er. Der Reisende. Ihr werdet so gut sein, und mir ihn lassen. Ich will auch damit schrecken. Martin Krumm. Ach! vexieren Sie sich nicht mit mir. Ich muss ihn wiederhaben. (Er will ihn aus der Hand reissen.) Der Reisende. Geht, oder-Martin Krumm (beiseite). Der Geier! nun mag ich sehen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.--Es ist schon gut; es ist schon gut! Ich seh's, Sie sind zu meinem Ungluecke hiehergekommen. Aber, hol mich alle Teufel, ich bin ein ehrlicher Kerl! und den will ich sehn, der mir etwas Schlimmes nachreden kann. Merken Sie sich das! Es mag kommen zu was es will, so kann ich es beschwoeren, dass ich den Bart zu nichts Boesem gebraucht habe.--(Geht ab.) Siebzehnter Auftritt Der Reisende. Der Reisende. Der Mensch bringt mich selbst auf einen Argwohn, der ihm hoechst nachteilig ist.--Koennte er nicht einer von den verkappten Raeubern gewesen sein?--Doch ich will in meiner Vermutung behutsam gehen. Achtzehnter Auftritt Der Baron. Der Reisende. Der Reisende. Sollten Sie nicht glauben, ich waere gestern mit den juedischen Strassenraeubern ins Handgemenge gekommen, dass ich einem davon den Bart ausgerissen haette? (Er zeigt ihm den Bart.) Der Baron. Wie verstehn Sie das, mein Herr?--Allein, warum haben Sie mich so geschwind im Garten verlassen? Der Reisende. Verzeihen Sie meine Unhoeflichkeit. Ich wollte gleich wieder bei Ihnen sein. Ich ging nur meine Dose zu suchen, die ich hier herum muss verloren haben. Der Baron. Das ist mir hoechst empfindlich. Sie sollten noch bei mir zu Schaden kommen? Der Reisende. Der Schade wuerde so gross nicht sein--Allein betrachten Sie doch einmal diesen ansehnlichen Bart! Der Baron. Sie haben mir ihn schon einmal gezeigt. Warum? Der Reisende. Ich will mich Ihnen deutlicher erklaeren. Ich glaube--Doch nein, ich will meine Vermutungen zurueckhalten.-- Der Baron. Ihre Vermutungen? Erklaeren Sie sich! Der Reisende. Nein; ich habe mich uebereilt. Ich koennte mich irren-- Der Baron. Sie machen mich unruhig. Der Reisende. Was halten Sie von Ihrem Vogt? Der Baron. Nein, nein; wir wollen das Gespraech auf nichts anders lenken--Ich beschwoere Sie bei der Wohltat, die Sie mir erzeigt haben, entdecken Sie mir, was Sie glauben, was Sie vermuten, worinne Sie sich koennten geirrt haben! Der Reisende. Nur die Beantwortung meiner Frage kann mich antreiben, es Ihnen zu entdecken. Der Baron. Was ich von meinem Vogte halte?--Ich halte ihn fuer einen ganz ehrlichen und rechtschaffnen Mann. Der Reisende. Vergessen Sie also, dass ich etwas habe sagen wollen. Der Baron. Ein Bart,--Vermutungen,--der Vogt,--wie soll ich diese Dinge verbinden?--Vermoegen meine Bitten nichts bei Ihnen?--Sie koennten sich geirrt haben? Gesetzt, Sie haben sich geirrt; was koennen Sie bei einem Freunde fuer Gefahr laufen? Der Reisende. Sie dringen zu stark in mich. Ich sage Ihnen also, dass der Vogt diesen Bart aus Unvorsichtigkeit hat fallen lassen; dass er noch einen hatte, den er aber in der Geschwindigkeit wieder zu sich steckte; dass seine Reden einen Menschen verrieten, welcher glaubt, man denke von ihm ebensoviel Uebels, als er tut; dass ich ihn auch sonst ueber einem nicht allzugewissenhaften--wenigstens nicht allzuklugen Griffe, ertappt habe. Der Baron. Es ist als ob mir die Augen auf einmal aufgingen. Ich besorge,--Sie werden sich nicht geirrt haben. Und Sie trugen Bedenken, mir so etwas zu entdecken?--Den Augenblick will ich gehn, und alles anwenden, hinter die Wahrheit zu kommen. Sollte ich meinen Moerder in meinem eignen Hause haben? Der Reisende. Doch zuernen Sie nicht auf mich, wenn Sie, zum Gluecke, meine Vermutungen falsch befinden sollten. Sie haben mir sie ausgepresst, sonst wuerde ich sie gewiss verschwiegen haben. Der Baron. Ich mag sie wahr oder falsch befinden, ich werde Ihnen allzeit dafuer danken. Neunzehnter Auftritt Der Reisende (und hernach) Christoph. Der Reisende. Wo er nur nicht zu hastig mit ihm verfaehrt! Denn so gross auch der Verdacht ist, so koennte der Mann doch wohl noch unschuldig sein.--Ich bin ganz verlegen.--In der Tat ist es nichts Geringes, einem Herrn seine Untergebnen so verdaechtig zu machen. Wenn er sie auch unschuldig befindet, so verliert er doch auf immer das Vertrauen zu ihnen.--Gewiss, wenn ich es recht bedenke, ich haette schweigen sollen--Wird man nicht Eigennutz und Rache fuer die Ursachen meines Argwohns halten, wenn man erfaehrt, dass ich ihm meinen Verlust zugeschrieben habe?--Ich wollte ein Vieles darum schuldig sein, wenn ich die Untersuchung noch hintertreiben koennte-Christoph (koemmt gelacht). Ha! ha! ha! wissen Sie, wer Sie sind, mein Herr? Der Reisende. Wisst Ihr, dass Ihr ein Narr seid? Was fragt Ihr? Christoph. Gut! wenn Sie es denn nicht wissen, so will ich es Ihnen sagen. Sie sind einer von Adel. Sie kommen aus Holland. Allda haben Sie Verdruesslichkeiten und ein Duell gehabt. Sie sind so gluecklich gewesen, einen jungen Naseweis zu erstechen. Die Freunde des Entleibten haben Sie heftig verfolgt. Sie haben sich auf die Flucht begeben. Und ich habe die Ehre, Sie auf der Flucht zu begleiten. Der Reisende. Traeumt Ihr, oder raset Ihr? Christoph. Keines von beiden. Denn fuer einen Rasenden waere meine Rede zu klug, und fuer einen Traeumenden zu toll. Der Reisende. Wer hat Euch solch unsinniges Zeug weisgemacht? Christoph. O dafuer ist gebeten, dass man mir's weismacht. Allein finden Sie es nicht recht wohl ausgesonnen? In der kurzen Zeit, die man mir zum Luegen liess, haette ich gewiss auf nichts Bessers fallen koennen. So sind Sie doch wenigstens vor weitrer Neugierigkeit sicher! Der Reisende. Was soll ich mir aber aus alledem nehmen? Christoph. Nichts mehr, als was Ihnen gefaellt; das uebrige lassen Sie mir. Hoeren Sie nur, wie es zuging. Man fragte mich nach Ihrem Namen, Stande, Vaterlande, Verrichtungen; ich liess mich nicht lange bitten, ich sagte alles, was ich davon wusste; das ist: ich sagte, ich wuesste nichts. Sie koennen leicht glauben, dass diese Nachricht sehr unzulaenglich war, und dass man wenig Ursache hatte, damit zufrieden zu sein. Man drang also weiter in mich; allein umsonst! Ich blieb verschwiegen, weil ich nichts zu verschweigen hatte. Doch endlich brachte mich ein Geschenk, welches man mir anbot, dahin, dass ich mehr sagte, als ich wusste; das ist: ich log. Der Reisende. Schurke! ich befinde mich, wie ich sehe, bei Euch in feinen Haenden. Christoph. Ich will doch nimmermehr glauben, dass ich von ohngefaehr die Wahrheit sollte gelogen haben? Der Reisende. Unverschaemter Luegner, Ihr habt mich in eine Verwirrung gesetzt, aus der-- Christoph. Aus der Sie sich gleich helfen koennen, sobald Sie das schoene Beiwort, das Sie mir jetzt zu geben beliebten, bekannter machen. Der Reisende. Werde ich aber alsdenn nicht genoetiget sein, mich zu entdecken? Christoph. Desto besser! so lerne ich Sie bei Gelegenheit auch kennen. --Allein, urteilen Sie einmal selbst, ob ich mir wohl, mit gutem Gewissen, dieser Luegen wegen ein Gewissen machen konnte? (Er zieht die Dose heraus.) Betrachten Sie diese Dose! Haette ich Sie leichter verdienen koennen? Der Reisende. Zeigt mir sie doch!--(Er nimmt sie in die Hand.) Was seh ich? Christoph. Ha! ha! ha! Das dachte ich, dass Sie erstaunen wuerden. Nicht wahr, Sie loegen selber ein Gesetzchen, wenn Sie so eine Dose verdienen koennten. Der Reisende. Und also habt Ihr mir sie entwendet? Christoph. Wie? was? Der Reisende. Eure Treulosigkeit aergert mich nicht so sehr, als der uebereilte Verdacht, den ich deswegen einem ehrlichen Mann zugezogen habe. Und Ihr koennt noch so rasend frech sein, mich ueberreden zu wollen, sie waere ein,--obgleich beinahe ebenso schimpflich erlangtes, --Geschenk? Geht! kommt mir nicht wieder vor die Augen! Christoph. Traeumen Sie, oder--aus Respekt will ich das andre noch verschweigen. Der Neid bringt Sie doch nicht auf solche Ausschweifungen? Die Dose soll Ihre sein? Ich soll sie Ihnen, salva venia, gestohlen haben? Wenn das waere; ich muesste ein dummer Teufel sein, dass ich gegen Sie selbst damit prahlen sollte.--Gut, da koemmt Lisette! Hurtig komm Sie; helf Sie mir doch, meinen Herrn wieder zurechte bringen. Zwanzigster Auftritt Lisette. Der Reisende. Christoph. Lisette. O mein Herr, was stiften Sie bei uns fuer Unruhe! Was hat Ihnen denn unser Vogt getan? Sie haben den Herrn ganz rasend auf ihn gemacht. Man redt von Baerten, von Dosen, von Pluendern; der Vogt weint und flucht, dass er unschuldig waere, dass Sie die Unwahrheit redten. Der Herr ist nicht zu besaenftigen, und jetzt hat er sogar nach dem Schulzen und den Gerichten geschickt, ihn schliessen zu lassen. Was soll denn das alles heissen? Christoph. Oh! das ist alles noch nichts, hoer Sie nur, hoer Sie, was er jetzt gar mit mir vorhat-- Der Reisende. Ja freilich, meine liebe Lisette, ich habe mich uebereilt. Der Vogt ist unschuldig. Nur mein gottloser Bedienter hat mich in diese Verdruesslichkeiten gestuerzt. Er ist's, der mir meine Dose entwandt hat, derenwegen ich den Vogt im Verdacht hatte; und der Bart kann allerdings ein Kinderspiel gewesen sein, wie er sagte. Ich geh, ich will ihm Genugtuung geben, ich will meinen Irrtum gestehn, ich will ihm, was er nur verlangen kann-- Christoph. Nein, nein, bleiben Sie! Sie muessen mir erst Genugtuung geben. Zum Henker, so rede Sie doch, Lisette, und sage Sie, wie die Sache ist. Ich wollte, dass Sie mit Ihrer Dose am Galgen waere! Soll ich mich deswegen zum Diebe machen lassen? Hat Sie mir sie nicht geschenkt? Lisette. Ja freilich! und sie soll Ihm auch geschenkt bleiben. Der Reisende. So ist es doch wahr? Die Dose gehoert aber mir. Lisette. Ihnen? das habe ich nicht gewusst. Der Reisende. Und also hat sie wohl Lisette gefunden? und meine Unachtsamkeit ist an allen den Verwirrungen schuld? (Zu Christophen.) Ich habe Euch auch zuviel getan! Verzeiht mir! Ich muss mich schaemen, dass ich mich so uebereilen koennen. Lisette (beiseite). Der Geier! nun werde ich bald klug. Oh! er wird sich nicht uebereilt haben. Der Reisende. Kommt, wir wollen-- Einundzwanzigster Auftritt Der Baron. Der Reisende. Lisette. Christoph. Der Baron (koemmt hastig herzu). Den Augenblick, Lisette, stelle dem Herrn seine Dose wieder zu! Es ist alles offenbar; er hat alles gestanden. Und du hast dich nicht geschaemt, von so einem Menschen Geschenke anzunehmen? Nun? wo ist die Dose? Der Reisende. Es ist also doch wahr?-- Lisette. Der Herr hat sie lange wieder. Ich habe geglaubt, von wem Sie Dienste annehmen koennen, von dem koenne ich auch Geschenke annehmen. Ich habe ihn sowenig gekannt, wie Sie. Christoph. Also ist mein Geschenk zum Teufel? Wie gewonnen, so zerronnen! Der Baron. Wie aber soll ich, teuerster Freund, mich gegen Sie erkenntlich erzeigen? Sie reissen mich zum zweitenmal aus einer gleich grossen Gefahr. Ich bin Ihnen mein Leben schuldig. Nimmermehr wuerde ich, ohne Sie, mein so nahes Unglueck entdeckt haben. Der Schulze, ein Mann, den ich fuer den ehrlichsten auf allen meinen Guetern hielt, ist sein gottloser Gehilfe gewesen. Bedenken Sie also, ob ich jemals dies haette vermuten koennen! Waeren Sie heute von mir gereiset-- Der Reisende. Es ist wahr--so waere die Hilfe, die ich Ihnen gestern zu erweisen glaubte, sehr unvollkommen geblieben. Ich schaetze mich also hoechst gluecklich, dass mich der Himmel zu dieser unvermuteten Entdeckung ausersehen hat; und ich freue mich jetzt so sehr, als ich vorher, aus Furcht zu irren, zitterte. Der Baron. Ich bewundre Ihre Menschenliebe, wie Ihre Grossmut. O moechte es wahr sein, was mir Lisette berichtet hat! Zweiundzwanzigster Auftritt Das Fraeulein und die Vorigen. Lisette. Nun, warum sollte es nicht wahr sein? Der Baron. Komm, meine Tochter, komm! Verbinde deine Bitte mit der meinigen: ersuche meinen Erretter, deine Hand, und mit deiner Hand mein Vermoegen anzunehmen. Was kann ihm meine Dankbarkeit Kostbarers schenken, als dich, die ich ebensosehr liebe, als ihn? Wundern Sie sich nur nicht, wie ich Ihnen so einen Antrag tun koenne. Ihr Bedienter hat uns entdeckt, wer Sie sind. Goennen Sie mir das unschaetzbare Vergnuegen, erkenntlich zu sein! Mein Vermoegen ist meinem Stande, und dieser dem Ihrigen gleich. Hier sind Sie vor Ihren Feinden sicher und kommen unter Freunde, die Sie anbeten werden. Allein Sie werden niedergeschlagen? Was soll ich denken? Das Fraeulein. Sind Sie etwa meinetwegen in Sorgen? Ich versichere Sie, ich werde dem Papa mit Vergnuegen gehorchen. Der Reisende. Ihre Grossmut setzt mich in Erstaunen. Aus der Groesse der Vergeltung, die Sie mir anbieten, erkenne ich erst, wie klein meine Wohltat ist. Allein, was soll ich Ihnen antworten? Mein Bedienter hat die Unwahrheit gered't, und ich-- Der Baron. Wollte der Himmel, dass Sie das nicht einmal waeren, wofuer er Sie ausgibt! Wollte der Himmel, Ihr Stand waere geringer, als der meinige! So wuerde doch meine Vergeltung etwas kostbarer, und Sie wuerden vielleicht weniger ungeneigt sein, meine Bitte stattfinden zu lassen. Der Reisende (beiseite). Warum entdecke ich mich auch nicht?--Mein Herr, Ihre Edelmuetigkeit durchdringet meine ganze Seele. Allein schreiben Sie es dem Schicksale, nicht mir zu, dass Ihr Anerbieten vergebens ist. Ich bin--Der Baron. Vielleicht schon verheiratet? Der Reisende. Nein-- Der Baron. Nun? was? Der Reisende. Ich bin ein Jude. Der Baron. Ein Jude? grausamer Zufall! Christoph. Ein Jude? Lisette. Ein Jude? Das Fraeulein. Ei, was tut das? Lisette. St! Fraeulein, st! ich will es Ihnen hernach sagen, was das tut. Der Baron. So gibt es denn Faelle, wo uns der Himmel selbst verhindert, dankbar zu sein? Der Reisende. Sie sind es ueberfluessig dadurch, dass Sie es sein wollen. Der Baron. So will ich wenigstens soviel tun, als mir das Schicksal zu tun erlaubt. Nehmen Sie mein ganzes Vermoegen. Ich will lieber arm und dankbar, als reich und undankbar sein. Der Reisende. Auch dieses Anerbieten ist bei mir umsonst, da mir der Gott meiner Vaeter mehr gegeben hat, als ich brauche. Zu aller Vergeltung bitte ich nichts, als dass Sie kuenftig von meinem Volke etwas gelinder und weniger allgemein urteilen. Ich habe mich nicht vor Ihnen verborgen, weil ich mich meiner Religion schaeme. Nein! Ich sahe aber, dass Sie Neigung zu mir, und Abneigung gegen meine Nation hatten. Und die Freundschaft eines Menschen, er sei wer er wolle, ist mir allezeit unschaetzbar gewesen. Der Baron. Ich schaeme mich meines Verfahrens. Christoph. Nun komm ich erst von meinem Erstaunen wieder zu mir selber. Was? Sie sind ein Jude, und haben das Herz gehabt, einen ehrlichen Christen in Ihre Dienste zu nehmen? Sie haetten mir dienen sollen. So waer' es nach der Bibel recht gewesen. Potz Stern! Sie haben in mir die ganze Christenheit beleidigt--Drum habe ich nicht gewusst, warum der Herr, auf der Reise, kein Schweinfleisch essen wollte, und sonst hundert Alfanzereien machte.--Glauben Sie nur nicht, dass ich Sie laenger begleiten werde! Verklagen will ich Sie noch dazu. Der Reisende. Ich kann es Euch nicht zumuten, dass Ihr besser, als der andre christliche Poebel, denken sollt. Ich will Euch nicht zu Gemuete fuehren, aus was fuer erbaermlichen Umstaenden ich Euch in Hamburg riss. Ich will Euch auch nicht zwingen, laenger bei mir zu bleiben. Doch weil ich mit Euren Diensten so ziemlich zufrieden bin, und ich Euch vorhin ausserdem in einem ungegruendeten Verdachte hatte, so behaltet zur Vergeltung, was diesen Verdacht verursachte. (Gibt ihm die Dose.) Euren Lohn koennt Ihr auch haben. Sodann geht, wohin Ihr wollt! Christoph. Nein, der Henker! es gibt doch wohl auch Juden, die keine Juden sind. Sie sind ein braver Mann. Topp, ich bleibe bei Ihnen! Ein Christ haette mir einen Fuss in die Rippen gegeben, und keine Dose! Der Baron. Alles was ich von Ihnen sehe, entzueckt mich. Kommen Sie, wir wollen Anstalt machen, dass die Schuldigen in sichere Verwahrung gebracht werden. O wie achtungswuerdig waeren die Juden, wenn sie alle Ihnen glichen! Der Reisende. Und wie liebenswuerdig die Christen, wenn sie alle Ihre Eigenschaften besaessen! (Der Baron, das Fraeulein und der Reisende gehen ab.) Letzter Auftritt Lisette. Christoph. Lisette. Also, mein Freund, hat Er mich vorhin belogen? Christoph. Ja, und das aus zweierlei Ursachen. Erstlich, weil ich die Wahrheit nicht wusste; und anderns, weil man fuer eine Dose, die man wiedergeben muss, nicht viel Wahrheit sagen kann. Lisette. Und wann's dazu koemmt, ist Er wohl gar auch ein Jude, so sehr Er sich verstellt? Christoph. Das ist zu neugierig fuer eine Jungfer gefragt! Komm Sie nur! (Er nimmt sie untern Arm, und sie gehen ab.) Ende dieses Projekt Gutenberg Etextes Die Juden, von Gotthold Ephraim Lessing. End of the Project Gutenberg EBook of Die Juden, by Gotthold Ephraim Lessing *** END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE JUDEN *** This file should be named 7djdn10.txt or 7djdn10.zip Corrected EDITIONS of our eBooks get a new NUMBER, 7djdn11.txt VERSIONS based on separate sources get new LETTER, 7djdn10a.txt Produced by Mike Pullen and Delphine Lettau. 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