The Project Gutenberg EBook of Leonorenlieder, by Johann Christian Günther This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org Title: Leonorenlieder Author: Johann Christian Günther Editor: Conrad Höfer Release Date: April 15, 2014 [EBook #45404] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK LEONORENLIEDER *** Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Leonorenlieder von Johann Christian Günther [Illustration] Herausgegeben von Conrad Höfer Im Insel-Verlag zu Leipzig Goethe über Johann Christian Günther Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt und zwar ein rationeller; an Talenten war niemals Mangel. Hier gedenken wir nur Günthers, der ein Poet im vollen Sinne des Worts genannt werden darf. Ein entschiedenes Talent, begabt mit Sinnlichkeit, Einbildungskraft, Gedächtnis, Gabe des Fassens und Vergegenwärtigens, fruchtbar im höchsten Grade, rhythmisch bequem, geistreich, witzig und dabei vielfach unterrichtet; genug, er besaß alles, was dazu gehört, im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen, und zwar in dem gemeinen, wirklichen Leben. Wir bewundern seine große Tüchtigkeit, in Gelegenheitsgedichten alle Zustände durchs Gefühl zu erhöhen und mit passenden Gesinnungen, Bildern, historischen und fabelhaften Überlieferungen zu schmücken. Das Rohe und Wilde daran gehört seiner Zeit, seiner Lebensweise und besonders seinem Charakter oder, wenn man will, seiner Charakterlosigkeit. Er wußte sich nicht zu zähmen, und so zerrann ihm sein Leben wie sein Dichten. Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte, Wofern ich etwas gelt' und bin: Der Lorbeer eurer reichen Güte Grünt jetzt schon auf die Nachwelt hin. Ihr habt mich von Geburt umfangen, Gesäugt, geführt, geschützt, ernährt Und, wenn mir Freund und Trost entgangen, Dem Herzen allen Gram verwehrt. Nun mögen andre meinesgleichen Aus Ehrgeiz mit nach Ungarn gehn Und bei des Adlers Siegeszeichen Geschlecht und Stand und Glück erhöhn; Ich schmeichle keiner großen Zofe, Ich bete keinen Götzen an, Der irgend Leute von dem Hofe Nach Willkür ziehn und werfen kann. Ein Lager an den grünen Flüssen Ergötzt mich in gelehrter Ruh', Hier kann ich alle Not versüßen, Hier richtet niemand, was ich tu'. Hier spiel ich zwischen Luft und Bäumen, Sooft die Sonne kommt und weicht, Und ehre die in meinen Reimen, Der nichts an Treu und Schönheit gleicht. Sprecht mehr, ihr hochmutsvollen Spötter, Ich hielte nichts von Lob und Ruhm: Mein Name dringt durch Sturm und Wetter Der Ewigkeit ins Heiligtum. Ihr mögt mich rühmen oder tadeln, Es gilt mir beides einerlei: Wen wahre Lieb' und Weisheit adeln, Der ist allein vom Sterben frei. Als er endlich sich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken Flammen in der Brust empfinden Und dabei nicht Feuer schrein, Heißt die Ruten größer binden Und sein eigner Henker sein. Die Verhehlung der Gedanken Labet keinen dürren Mund, Und die Scham verliebter Kranken Macht das Herze spät gesund. Drum wohlan, mein Geist, entdecke Dies, was deine Sehnsucht quält, Frisch gewagt, kommt bald zum Zwecke, Den die Furchtsamkeit verfehlt. Nein, mein Herz, ach schweig und glaube, Dein Entdecken hilft dich nicht, Weil bereits die schöne Taube Einem andern sich verspricht. Schweig, mein Herz, und halt die Plagen Deiner Leidenschaft geheim, Lerne dein Verhängnis tragen, Koch' aus Wermut Honigseim! Hat die Schickung deinem Fieber Diesen schönen Arzt versagt, Ei, so stirb doch zehnmal lieber, Eh' dein Mund die Kühnheit wagt. Doch getrost, mein Herz, und wage Noch den allerletzten Streich! Doch getrost! Versuch' und schlage Felsen durch die Tränen weich. Kluge Schönheit! meine Funken Überreicht dir dieses Blatt, Das mehr nasses Salz getrunken, Als dein Mund jetzt Zucker hat. Zürne nicht mit meiner Liebe, Die die Redlichkeit gebar, Stärke bald die reinen Triebe, Der Verzug bringt hier Gefahr. Dein Befehl soll stets mein Wille Und dein Wink mein Leitstern sein, Schenke mir nur in der Stille Deiner Liebe Vorschmack ein. Mein Geblüte fühlt den Zunder, Der von deiner Tugend fängt, Also nimmt es mich nicht wunder, Wenn mein Geist an deinem hängt. Merke nur des Himmels Schlüsse, Sonst erfährst du von der Reu, Daß das Honig fremder Küsse Um das Ende bitter sei. Ach, erwäge mein Begehren! Dein Verstand ist scharf genug, Laß mich nicht die Glut verzehren, Sonst wird dich der Totenkrug Meiner Asche noch verklagen Und mein kalter Leichenstein Dir so viel zur Nachricht sagen: Lerne doch bedachtsam sein! Sonett Das Glücke muß fürwahr mich als sein Schoßkind lieben Und das Verhängnis mich zu quälen müde sein, Weil du, getreues Kind, mir nach so mancher Pein Dein unverfälschtes Herz zum Eigentum verschrieben. Mein Schiff, das Wind und Meer an manchen Fels getrieben, Lauft den Vergnügungsport mit vollen Segeln ein, Und meine Hoffnung kann sich schon im Geiste freu'n, Nachdem dein freies Ja den Zweifel aufgerieben. Versiegle nun den Bund durch einen feuchten Kuß, Bis dich des Priesters Hand mir völlig überreiche, Und glaube, daß mich selbst der Himmel strafen muß, Wofern mein Wankelmut dein Bild in mir verstreiche. Drum liebe nur getrost; denn die Beständigkeit Wirkt mir den Hochzeitrock und auch das Leichenkleid. An seine Schöne So wenig eine junge Rebe Des Ulmbaums Hilfe missen kann, So wenig ficht der Neid mich an, Daß meine Brust dir Abschied gebe: Mein treues Herz ist ein Magnet, Der nur nach einem Pole steht, Dein Nordstern leitet meine Liebe, Ich leb' und sterbe dir getreu, Wenn gleich der Schickung Tyrannei Mich heute noch ins Elend triebe. Eröffne mir das Feld der Brüste, Entschleuß die wollustschwangre Schoß, Gib mir die schönen Lenden bloß, Bis sich des Monden Neid entrüste. Die Nacht ist unsrer Lust bequem, Die Sterne schimmern angenehm Und buhlen uns nur zum Exempel; Drum gib mir der Verliebten Kost, Ich schenke dir der Wollust Most Zum Opfer in der Keuschheit Tempel. Die Zeit kommt nimmermehr zurücke, Wenn sie schon einmal sich verkreucht, Und die Gelegenheit entweicht In einem kurzen Augenblicke. Wer weiß, wer dich in einer Frist Von vierundzwanzig Wochen küßt? Wie bald kann mich ein Stahl entleiben, Dann wird dein angenehmer Mund, Der meiner Sehnsucht offen stund, Mit andern sich die Zeit vertreiben. Jedoch soll mich der Tod entreißen, Du aber meine Leiche sehn, So soll mir doch der Wunsch geschehn, Dir in der Gruft getreu zu heißen; Mein Blut soll dir beständig sein, Und meines Körpers Leichenstein Wird diese Grabschrift nie verlieren: Hier schläft, mein Kind, dein ander Ich, Dem wenig, glaub' es sicherlich, Den Preis der Redlichkeit entführen. An Magdalis Als er sie auf einige Zeit entbehren sollte. Zwei Tage soll ich dich und deinen Umgang meiden, Du treue Magdalis, das geht mir bitter ein; Bringt mir die kurze Zeit so ungemeines Leiden, Wie groß, bedenk es doch, wird nicht mein Schmerzen sein, Wenn ich das Vaterland mit einer fremden Erde Auf soviel Jahre bald einmal vertauschen werde? Doch willt du deine Gunst mir zur Gefährtin schenken, Und würdigt deine Huld mich der Beständigkeit, So glaube, daß der Trost von deinem Angedenken Den schärfsten Wermut mir mit Zucker überstreut. Und gönne meiner Brust, daß sie dein Herz behalte, Bis mein entseelter Leib einst in der Gruft erkalte. Als er sich seiner Abwesenden erinnerte Küßt, ihr Seufzer, mein Vergnügen! Denn bei euch muß es beruhn, Bis es wird das Schicksal fügen, Daß es meine Lippen tun Und zwei Seelen durch ihr Drücken Regungsvoll zusammen schicken. Stelle dein verhaßtes Klagen, Das du so gar kühn getan, (Wirst du, andre Seele, sagen) Bei mir künftig klüger an, Wo ich dir nicht soll beizeiten Deinen Abschied zubereiten. O, es sind des Himmels Triebe! Und von oben ist's geschehn, Daß ich dich, du Bild der Liebe, Mir zum Abgott ausersehn, Weil ich so gar seltnes Wesen Kann aus deinen Augen lesen. Deine engelholden Blicke, Die bis in die Seele gehn, Sind so feste Zauberstricke, Daß du selber mußt gestehn: Wenn ich diesen könnt' entreißen, Müßt' ich billig Simson heißen. Aber so die reinen Flammen, Welche meine Brust empfind't Und aus deinen Augen stammen, Dir von mir beschwerlich sind, O, so werd ich stets mit Wissen Dir beschwerlich fallen müssen. An Leonoren Du zwingst mich, wertes Kind, dir vieles vorzusagen, Du suchst in Wort und Schwur das Zeugnis meiner Treu Und forschest, ob ich auch, wie du, beständig sei: Mein Engel, liebst du rein, so brauchst du nicht zu fragen. Vor dem Abschied Mein Buch, das eure Feder kennt, Mein Zimmer, das nun wüste stehet; Der Herd, der jetzund einsam brennt, Die Straße, so nach Striegau gehet; Der Abend, so den Freund erstach, Daß mir das Herze zehnmal brach: Dies alles, sag' ich, sind fürwahr Die Friedensstörer meiner Sinnen. Ach, könnt' ich, sprech' ich, noch ein Jahr Von der verfloßnen Zeit gewinnen, So höre meines Lebens Lauf, Wenn es verflossen, willig auf! Ach, Kinder, ach! ich kann nicht mehr Die Finger vor Betrübnis rühren. Gebt meiner Bitte noch Gehör, Laßt mich die alte Regung spüren, Verändert nicht die reine Treu, Und steht mir bei dem Höchsten bei! Johannchen denke, dieses Wort Geht aus der Tiefe meines Herzens; Ach, setze deine Freundschaft fort, Entbinde mich des harten Schmerzens, Der mich um derentwillen plagt, Die mir ihr Herze zugesagt. Ach, sorge für mein liebstes Kind; Ich weiß, sie wird es dir noch danken. So wahr mir jetzt das Auge rinnt, So wahr werd' ich und sie nicht wanken. Gedenke, sag' ich noch einmal, Der alten Lust, der neuen Qual. Ich gründe mich auf deine Gunst Und traue deiner reinen Güte. Es ist gewiß kein falscher Dunst: Ich seh' dein redliches Gemüte, Laß mich -- ach, möcht' es bald geschehn! -- Von dir doch einen Trostbrief sehn. Du, meines Herzens halber Teil, Mein Kind, mein Schatz, mein Heil, mein Leben, Wirst gleichfalls mir in aller Eil' Ein Pflaster vor die Wunde geben, Bleib fromm und redlich, halt getreu: Ein böser Tag geht auch vorbei. Ich weiß, der Gott, dem mein Gebet Um Mitternacht das Opfer bringet, Erhört, was meine Demut fleht, Die oft mit der Verzweiflung ringet. Ich weiß, daß er, hab' ich gefehlt, Die Tränen nicht vergebens zählt. Als er sie seiner beständigen Treue versicherte Weine nicht, mein Kind, ich bleibe Dir bis in den Tod getreu. Glaube, was ich denk' und schreibe, Ist und heißt stets einerlei, Weil die Redlichkeit zum Lieben Mir Gesetze vorgeschrieben. Gott und Himmel können zeugen, Daß ich dir beständig bin; Eher wird die Wahrheit schweigen, Als mein falsch- und leichter Sinn Das geknüpfte Band zerreißen Und des Meineids schuldig heißen. Laß die Wetter unterdessen Über unsrer Unschuld stehn! Mußt du bittre Mandeln essen Und vor jetzt auf Dornen gehn, So bedenke, das Vergnügen Wird uns einst zusammenfügen. Warte mit Geduld der Freude Und der ungemeinen Lust, Welche du mit diesem Leide Dir zuvor verdienen mußt; Endlich werden deine Tränen Uns den Weg zur Wollust bähnen. Jetzo geb' ich deinem Kusse Eine kurze gute Nacht Und gehorche diesem Schlusse, Welchen das Verhängnis macht; Doch will ich in wenig Tagen Dir die Ankunft wieder sagen. Lebe wohl! die Zunge stammelt, Und der Augen nasses Heer, Das die Wehmut schon versammelt, Macht so Hand als Feder schwer Und verbietet meinem Willen, Diesen Bogen anzufüllen. An die Freundin der Geliebten Die Liebe weckt an diesem Morgen Den Kummer der verliebten Sorgen Mit mir gar zeitig wieder auf, Die Seufzer wachen in dem Munde, Die Tränen suchen aus dem Grunde Des Herzens ihren alten Lauf. Die Schmiedin meiner süßen Kette Zieht meine Faulheit aus dem Bette, In welchem sie der Schlaf noch wiegt. Ihr Auge schläft, ich aber weine, Die Einsamkeit sitzt auf dem Steine, Der mir an meinem Herzen liegt. Ach, denk' ich, bringt dies nahe Scheiden Von ihrer Brust ein solches Leiden, Da nur ein Zimmer uns zertrennt: Wer wird doch meine Wunden heilen, Wenn Land und Luft uns einmal teilen Und Schweidnitz mir kein Brot mehr gönnt? Die Zähren mühn sich, meine Klagen Mit stummer Sprache nachzusagen, Allein die Angst vertrocknet sie: Ach! wem vertrau' ich diesen Jammer? Der freien Luft? der tauben Kammer? Ach, beides ist vergebne Müh! Die Redlichkeit von deinem Herzen, Getreues Kind, weicht meinen Schmerzen, Die Heimlichkeit der schweren Not: Mich deucht, die Last wird halb so leichte, Sobald ich dir den Kummer beichte, Der mir den letzten Abschied droht. Schnitt' ich mein Elend in die Linden, Erzählt' ich es den sanften Winden, So seh' ich überall Gefahr: Dort kann der Vorwitz scheeler Augen Bald Nahrung zu der Mißgunst saugen, Hier macht es Echo offenbar. Von dir weiß ich, verschwiegne Seele, Daß deine Zunge stets verhehle, Was dir ein guter Freund vertraut; Ich suche Trost, laß mein Begehren Der Unschuld diesen Wunsch gewähren, Der jetzt auf deine Großmut baut. Erfülle, was ich such' und glaube, Erbarme dich der flücht'gen Taube, Die deinen Schoß zur Freistatt wählt; Sie kümmert sich um ihren Gatten Und sucht in deiner Bäume Schatten Die Ruh', so ihr zu Hause fehlt. Abschied Schweig du doch nur, du Hälfte meiner Brust! Denn was du weinst, ist Blut aus meinem Herzen; Ich taumle so und hab' an nichts mehr Lust Als an der Angst und den getreuen Schmerzen, Womit der Stern, der unsre Leiber trennt, Die Augen brennt. Die Zärtlichkeit der innerlichen Qual Erlaubt mir kaum, ein ganzes Wort zu machen. Was dem geschieht, um welchen Keil und Strahl Bei heißer Luft in weitem Felde krachen, Geschieht auch mir durch dieses Donnerwort: Nun muß ich fort. Ach, harter Schluß, der unsre Musen zwingt, Des Fleißes Ruhm in fremder Luft zu gründen, Und der auch mich mit Furcht und Angst umringt! Welch Pflaster kann den tiefen Riß verbinden, Den tiefen Riß, der dich und mich zuletzt In Kummer setzt? Der Abschiedskuß verschließt mein Paradies, Aus welchem mich Zeit und Verhängnis treiben; Soviel bisher dein Antlitz Sonnen wies, So mancher Blitz wird jetzt mein Schrecken bleiben. Der Zweifel wacht und spricht von deiner Treu: Sie ist vorbei. Verzeih mir doch den Argwohn gegen dich, Wer brünstig liebt, dem macht die Furcht stets bange. Der Menschen Herz verändert wunderlich, Wer weiß, wie bald mein Geist die Post empfange, Daß die, so mich in Gegenwart geküßt, Entfernt vergißt! Gedenk' einmal, wie schön wir vor gelebt, Und wie geheim wir unsre Lust genossen: Da hat kein Neid der Reizung widerstrebt, Womit du mich an Hals und Brust geschlossen, Da sah uns auch bei selbst erwünschter Ruh Kein Wächter zu. Genug! Ich muß, die Marterglocke schlägt! Hier liegt mein Herz, da nimm es aus dem Munde Und heb' es auf: die Früchte, so es trägt, Sind Ruh' und Trost bei mancher bösen Stunde, Und lies, sooft dein Gram die Leute flieht, Mein Abschiedslied. Wohin ich geh, begleitet mich dein Bild, Kein fremder Zug wird mir den Schatz entreißen; Es macht mich treu und ist ein Hoffnungsschild, Wenn Neid und Not Verfolgungssteine schmeißen, Bis daß die Hand, die uns hier Dörner flicht, Die Myrten bricht. Erinnre dich zum öftern meiner Huld Und nähre sie mit süßem Angedenken. Du wirst betrübt: dies ist des Abschieds Schuld, So muß ich dich zum ersten Male kränken, Und fordert mich der erste Gang von hier, So sterb' ich dir. Ich sterbe dir, und soll ein fremder Sand Den oft durch dich ergötzten Leib bedecken, So gönne mir das letzte Liebespfand Und laß ein Kreuz mit dieser Grabschrift stecken: Wo ist ein Mensch, der treulich lieben kann? Hier liegt der Mann! An Magdalis Mein Engel, nimm von mir so viel getreue Grüße, Als Tropfen mir anjetzt aus Kiel und Augen gehn, Als Seufzer ich vor dich in diesen Brief verschließe, Als Tränen dir vielleicht auf deinen Rosen stehn. Die Erde schläft und ruht, ich aber wach' und träume, Weil deine Liebe mich mit offnen Augen wiegt. Ich schreib' -- und weiß nicht, was. Du siehst es aus dem Reime, Der nun aus Schweidnitz kommt und lahme Füße kriegt. Das Joch der Einsamkeit schlägt meinen Leib darnieder, Dem Nacht und Finsternis die müde Seele schleußt; Die ungewohnte Streu fühlt selbst den Schmerz der Glieder, Die ein verborgnes Weh von ihrem Lager reißt. Der Mangel deiner Brust bestürmet mein Gemüte Und ist ein scharfes Schwert, das durch die Seele dringt. Gedenk' ich deiner Treu, so wallt mir das Geblüte Wie ein zerfloss'nes Erz, das mit dem Feuer ringt. Bald schwächt die Ungeduld die Tapferkeit der Sinnen, Bis der verwegne Mund auf den Geburtsstern flucht; Bald strafet die Vernunft mein törichtes Beginnen, Bald seh' ich was von dir, das mich zu trösten sucht. Ach, wie vergnügt mich nicht die Arbeit deiner Hände, Die mir in dem Horaz die Verse abgezählt, Die Sehnsucht schildert mir dein Bildnis an die Wände, Dem zu der Ähnlichkeit nichts als das Leben fehlt. -- Dies ist der Lebenslauf, den ich anjetzo führe. Wer mag wohl, wertes Kind, dein Zeitvertreiber sein? Soviel ich raten kann und aus der Neigung spüre, So stimmt vielleicht dein Mund zu meinen Klagen ein: Mich deucht, du schickst den Fuß zur Wehmut in die Kammer, In welcher unser Kuß oft sichre Zuflucht fand, Mich deucht, du klagst bereits dem Fenster deinen Jammer, Bei dem ein erstes Ja mich an dein Herze band; Wie aber? Läßt dich auch die Tadelsucht zufrieden? Es ahnt mir allerdings, ihr Stachel wird nicht ruhn, Dir, da des Himmels Hand uns, ihr zur Lust, geschieden, Durch das Verleumdungsgift der Lästrer weh zu tun. Allein Geduld, mein Kind! befiehl nur Gott die Rache. Tu' recht und scheue nichts. Wen das Gewissen schützt, Der spricht der Mißgunst Hohn und hat die beste Sache, Obgleich der Neider Schwarm auf seine Scheitel blitzt. Ein solcher Übergang währt selten in die Länge: Die Freundin, welche dir so manches beigebracht, Wird mit der Zeit schon sehn -- ach, daß es Gott verhänge! -- Wie endlich allzuscharf das Messer schartig macht. Die Zeit verhindert mich, dich länger aufzuhalten. Indessen lebe wohl, bedenke meinen Rat; Laß die entbrannte Glut des Herzens nicht erkalten Und liebe den, der dich um deine Liebe bat. Als er ihrentwegen viel leiden mußte, doch dabei nicht verzagte Mein Herz, verzage nicht, Die Liebe macht's mit allen so; Ein Herz voll treuer Pflicht Wird ohne Gram nicht froh, Es fällt zwar ziemlich schwer, Eh' uns das Kummermeer Zum sichern Friedenshafen bringt; Man zittert, seufzt und sinkt An Mut und Sinn In Stürmen hin, Der Anker reißt die Hand, Doch wer sich zwingt und hofft, der kommt gleichwohl ans Land. Was leid' ich nicht um dich, Du mir ins Herz geprägtes Bild! Die Sehnsucht jaget mich, So wie ein schüchtern Wild; Mein Schlaf ist nur ein Qualm, Mein Lied ein Klagepsalm, Die Angst der bangen Einsamkeit Begräbt mich vor der Zeit, Weil ich den Kuß Entbehren muß, Der so viel Lust verspricht; Doch hoff' ich, alles auszustehn, verlass' nur du mich nicht! Verlass' nur du mich nicht, Du Engel, dessen treuer Geist Und holdes Angesicht Mir noch den Troststern weist; Der Himmel wird einmal Uns nach so vieler Qual Der Hoffnung Siegeskranz verleihn Und mich durch dich erfreun! Drum liebe still, Wie ich auch will, Und sieh geduldig zu; Die Straße, so uns jetzo trennt, führt unvermerkt zur Ruh. Ich liebe meinen Schmerz, Weil du, mein Engel, Ursach' bist, Du hast mein ganzes Herz, Dies raubt dir keine List. Was hilft's uns, daß man weint? Was jetzt unmöglich scheint, Das ist gewiß ein Übergang, Der Grillenfang macht krank. Es rühret mich Schon innerlich Ein Trieb der Zärtlichkeit, Die mir dein künftiger Besitz sowie dein Name beut. An seine Magdalis Aria. Erzählt, ihr kalten Nordenwinde, Die Seufzer meiner Schäferin, Verkündigt dem verlass'nen Kinde, Daß ich der alte Redlich bin, Und macht ihr diese Botschaft kund: Das Herze liebet wie der Mund. Des Monden Antlitz sieht die Fluten Der stummen Wehmut kläglich an; Die Geister wollen mir verbluten, Weil ich mein Kind nicht sprechen kann. Ich denke der vergangnen Zeit, Von der mich die Verschwendung reut. Der Elbstrom fällt mir in die Augen, Sein Eis erhitzet meinen Geist; Ach, könnt' ich jetzt die Küsse saugen, Die mich zuvor vollauf gespeist, Ich wollte meinen Fuß bemühn Und gar von hier nach Breslau ziehn. Geliebtes Schweidnitz, das Vergnügen, So mich bei dir im Schoße trug, Wird nicht so bald mein Herz besiegen, Das von der Wollust heftig schlug, Wenn die getreue Magdalis Mich brünstig in die Armen riß. Die Zeiten sind bereits gestorben: Drum fluch' ich der Vergänglichkeit, Die mir und ihr den Schmerz erworben, Den unser Abschied prophezeit, Da mich das werte Sachsenland Von meiner Schäferin getrannt. Getrannt, doch nur auf kurze Jahre! Verliebte Sehnsucht, fasse dich: Der Kummer findet seine Bahre, In dieser Hoffnung tröst' ich mich Und lege mir den Wahlspruch bei: Bedrängt, geduldig und getreu. An seine Leonore Schicke dich, geliebtes Kind, In die unruhvollen Zeiten; Dann und wann kann Sturm und Wind Unverhofft in Hafen leiten. Nun ist wohl niemand besser dran, Als wer getreu und klug und ewig lieben kann. Als er seiner Magdalis nichts zum grünen Donnerstag geben konnte Getreue Magdalis! Du forderst zwar den Zoll, Der jährlich wiederkommt, zum grünen Donnerstage; Doch meine Hand weiß nicht, was sie dir geben soll, Weil ich in selber nichts als Luft und Mangel trage. Kein guter Marzipan, kein Mantel von Damast Läßt meiner Armut zu, dich reichlich zu bedenken, Und weil du gestern schon mein Herz gestohlen hast, So steht es nicht bei mir, es heute dir zu schenken; Doch alles möchte sein, wenn mich die Poesie Des Kummers, deinen Wunsch zu stillen, überhübe. Allein, sie wegert sich. Drum nimm, wo nicht zu früh, Hier die Beständigkeit von meiner reinen Liebe. An Leonoren Zwischen Ufer, Tal und Klüften Ließ der treue Saladin Mit den kühlen Abendlüften Tausend heiße Seufzer fliehn, Weil kein längst gehoffter Brief Seinem Wunsch entgegenlief. Die Gewalt verliebter Schmerzen Warf ihn kraftlos in das Gras, Wo er mit bedrängtem Herzen Und gestütztem Arme saß; Endlich wollte seiner Pein Brust und Herz zu enge sein. Zeuch nur (sang er), schöne Gegend, Deiner Triften Reizung ein! Jetzo bist du nicht vermögend, Mein Gemüte zu erfreun, Dessen Schwermut diesen Fluß Mit den Tränen stärken muß. Mit den Tränen, die mein Leiden Billig Scheidewasser nennt, Weil es nach dem schweren Scheiden Augen, Haut und Seele brennt Und die Lippen schmerzlich frißt, Die der Abschied roh geküßt. Leonore, laß dich finden! Irr' ich, oder rufst du nach? Sagt, ihr schattenreichen Linden, Sage, du verschwiegner Bach, Ob nicht die, so mich regiert, Dann und wann hierum spaziert. Würd' ich auf den Blumenbeeten Jetzo doch nur so beglückt, Nur in eine Spur zu treten, Die ihr netter Fuß gedrückt, Sollt' es, scheint der Trost gleich klein, Mir doch Trost genug verleihn. Seht, so schwärmt mein blind Verlangen, Das mich hin und wider reißt; Der durch Leonorens Prangen Zärtlich eingenommne Geist Bildet sich um jeden Hain Seiner Schönen Ruhplatz ein. Nein! mein Geist, du irrst im Bilde, Sieh den Ort genauer an, Diese Tiefen, dies Gefilde Ist kein schlesisch Kanaan; Und zum Paradies allhier Mangelt nichts als Lorchens Zier. Male dir die Lust der Erden, Adams ersten Aufenthalt, Nebst den Mienen und Gebärden Seiner kläglichen Gestalt, Und betrachte, wenn er flieht, Wie betrübt er rückwärts sieht. Siehst du dies, so sieh darinnen Mich und meinen Zustand an, Dessen Qual kein künstlich Sinnen Und kein Kiel entwerfen kann; Evens Anmut blüht in dir, Adams Unruh folget mir. Da ich mich entfernt betrübe, Lernt mein Geist erst mit Verdruß, Wie getreu und stark er liebe, Weil er dich verlassen muß, Und die Angst entriss'ner Brust Lehrt den Wert vergangner Lust. Von den Spitzen derer Hügel Seh' ich oft ins Vaterland; Hätt' ich doch nur Taubenflügel Oder Dädals Zauberhand, Um nur, wie zuvor geschehn, Dich, mein Engel, noch zu sehn. Dich, o Sonne meines Lebens, Dich, o Ursprung meiner Glut! Ist's denn, leider, ganz vergebens, Daß mein Mund so kläglich tut? Nein, ich weiß, dein klingend Ohr Stellt dir oft mein Leiden vor. Ist der Tag der Erd' entwichen, So verwehrt dein Bild die Ruh; Kommt ein Ostwind hergestrichen, Kehr' ich ihm das Antlitz zu; Denn mich deucht, er bringe mir Manchen sanften Kuß von dir. Wo ich sitze, steh' und liege, Stehst und liegst du nebenan, Daß ich auch die kleinsten Züge Deiner Bildung zählen kann; Greif' ich aber mit der Hand, Fang' ich nichts als Luft und Wand. Hätt' ich nur von tausend Küssen Manchen, den ich kaum genoß, Weil ich, ohn' es selbst zu wissen, Oft in trunkner Lust zerfloß; O, wie ratsam wollt' ich ihn Jetzt aus deinen Lippen ziehn! Was zu tun? Die Zeit heißt warten, Wenn uns Glück und Not probiert: Frost und Schnee verstellt den Garten, Bis der Lenz die Stöcke ziert, Da uns denn der Rosen Pracht Nach dem Winter holder lacht. Also, liebste Leonore, Trägt auch meine Redlichkeit Unter diesem Trauerflore Noch ein grünes Hoffnungskleid Und verspricht sich noch so schön, Neben dir bald bunt zu gehn. Sammle nur auf jene Stunde, Die die Wiederkunft bestimmt, Neuen Geist und Kraft im Munde, Stärke, was im Auge glimmt! Ja, verspar' auf diesen Tag Alles, was entzücken mag. O, mit was vor süßem Lallen Werden wir alsdann, mein Kind, An- und umeinander fallen, Bis die Zunge Kraft gewinnt Und durch holdes Wort entdeckt, Was wir innerlich geschmeckt! Echo mag indes mein Klagen In der grünen Einsamkeit Durch die weiten Förste tragen; Dort erwart' ich, liebste Zeit, Dich, du Bote neuer Ruh; Ich will warten, eile du! Aus einem Schreiben an seine Magdalis Wie hör' ich das von dir, betrübte Magdalis! Daß deine Schönheit weint und sich dadurch verzehret? O trauervolle Post, o allzu harter Riß, Der mich in kurzer Zeit dem Tode selbst gewähret. Mein Kind! bedenke mich; was beugst du mir das Herz, Weil ich erfahren muß, daß mir dein Ohr nicht glaube? Warum vergrößerst du den ungemeinen Schmerz? Dein Zweifel zwingt mich fast, daß ich mein Leben raube. * * * * * Mein Kind, eröffne mir, was hat dein Haupt verrückt? Hat wohl ein Maul voll Gift das Feuer ausgegossen, Das meine Redlichkeit in deine Brust geschickt? Ist meiner Schwester Brief ein angestellter Possen? * * * * * Wo dir ein Tropfen Blut noch in den Adern springt, Der meine Glut behält und mich sein eigen nennet, So reiß die Furcht entzwei, die deine Großmut zwingt, Und wisse, daß mein Herz noch in der Asche brennet. Warum soll dich der Gram mir vor der Zeit entziehn? Womit hab ich verdient, dich blaß und tot zu schauen? Mir stand der Hoffnungsbaum in allem Wetter grün, Jetzt will ihm deine Qual so Stamm als Ast verhauen. * * * * * Wie manche schöne Nacht sieht mich der blasse Mond In stiller Einsamkeit am Kummerfaden spinnen! Ich fresse mir das Herz; die Angst, so mich bewohnt, Läßt keinen Augenblick mich Lust und Luft gewinnen. Das macht, weil Wittenberg mir so zuwider scheint, Daß mir kein Freudenstern darinnen aufgegangen: Gott kennet meine Not! Ich habe keinen Freund, Als den, der über mir dergleichen Qual verhangen. Jedoch die Zuversicht, so mein Gemüte stillt, Sagt mir, es sei noch nicht der Abend aller Tage; Weil nun aus Aloe ein Schmerzensmittel quillt, So hab ich einen Trost in meiner steten Plage. Mein Engel, meine Lust, mein Leben und mein Licht; Vor die ich tausendmal mit Freuden sterben wollte, Sei munter, unverzagt, entsetze dich nur nicht, Wenn auch die ganze Welt dich scharf verfolgen sollte. Wir werden dermaleins einander wiedersehn Und unser bißchen Brot in süßer Eintracht speisen; Ich bin schon halb entzückt und halt es vor geschehn, Weil Gott und Himmel es mir in Gedanken weisen. * * * * * Das Größte, was ich jetzt von dir erbitten will, Ist, daß mich dein Gebet dem Himmel übergebe, Damit sein Eifer mich (hier schweigt die Feder still) Nach so geraumer Zeit des Zornkelchs überhebe. Indessen tu ich stets, was meines Amtes ist; Ich werde meinen Fleiß an guten Künsten üben Und dich, so wahr mein Kuß in diese Zeile fließt, Getreue Magdalis, bis an mein Ende lieben. Aus einem Schäfergedicht Er erinnert sich voriger Zeiten. * * * * * Was muß doch mancher Mensch nicht tragen! Nun kommt das dritte Jahr ins Land, Seitdem das Wachstum meiner Plagen Mir allen Rat und Trost entwandt. Das Glücke greift mich allenthalben Und zwar mit allen Pfeilen an, O, daß ich jetzt nicht mit den Schwalben Verschlafen oder flüchten kann! Ich will mein Kreuz in Rechnung bringen: Die Menge läßt es nicht geschehn; Ich will mich durch Verzweiflung zwingen: Ja, dürft' ich keinen Himmel sehn; Gewohnheit macht die Not erträglich, Jedoch nicht mir, sie ist stets neu, Der Himmel aber unbeweglich; Wer sagt, wie mir zumute sei! * * * * * Ich selbst verfalle vor den Jahren Und zehre mich fast stündlich ab Und denke bei den grauen Haaren: Gott geb, jetzund erscheint das Grab. Erschein' ich einmal auf den Festen, So fragt mich jede Schäferin, Warum ich bei so schönen Gästen Nicht aufgeräumt und munter bin. * * * * * Ach Schweidnitz, könnt' ich dich vergessen, O, was entbehrt' ich jetzt vor Gram! Ich habe deine Milch gegessen, Seit diesem acht' ich keinen Rahm. Lebt wohl und grünt, ihr fetten Auen, Und weidet Leonorens Brust, Ich werd' euch wohl nicht wieder schauen, Es machte denn ein Traum die Lust. * * * * * Ach läge doch mein Haupt im Schlummer Nur noch in Leonorens Schoß! Wie gern erlitt' ich allen Kummer, Mein Elend wär' auch halb so groß. Hier miss' ich nun in fremden Grenzen Glück, Ehre, Vaterland und Ruh: Geht, Nymphen, geht mit euern Kränzen Und werft mir lieber Buchsbaum zu. Aus den »letzten Gedanken« In schwerer Krankheit * * * * * Etwas drückt mir noch das Herz, daß ich jetzo doch nicht wüßte, Daß die Liebe, wenn sie trennt, gar zu heftig plagen müßte! Komm, du Liebste meines Herzens, schau, es geht zur letzten Ruh, Komm und drücke, schönste Seele, mir nur noch die Augen zu. Ich gesteh' es offenbar in dem Antlitz aller Zeiten, Seit mich deine Tugenden in den Liebesseilen leiten, Hab' ich in der Tat erfahren, daß Verfolgung kluger Treu Bei den halbverstohlnen Küssen starker Lebensbalsam sei. Brich nur jetzt den Hoffnungsstab, reiß den Myrtenkranz in Stücke, Halt den zugesagten Ring und beweine das Geschicke Und gedenk' an deinen Dichter, der dich mit Gefahr geliebt Und dir jetzt die kalten Tränen, den betrübten Brautschmuck gibt. Glaub' es, Kind, der süße Trieb, der in mir dein Bild erlesen, Ist kein kindisches Vergehn oder flatterhaftes Wesen; Dein Verstand zieht kluge Seelen und entschuldigt meine Brunst. O, was braucht es, dich zu lassen, vor so große Sterbenskunst! Gute Nacht vor dieses Mal! Auf den Elyseerfeldern Will ich, bis du nach mir kommst, unter Palm- und Lorbeerwäldern Deines hellen Anblicks warten und, sobald nur dies geschehn, Meine Seligkeit vollkommen, meine Flammen ewig sehn. O, was werden wir alsdann vor Ergetzlichkeit erfahren, Wenn wir uns mit jener Zahl der verliebten Dichter paaren, Wenn dir dort die schöne Laura, gleich wie mir Petrarch erzählt, Wie sie beiderseits ihr Scheiden in der Eitelkeit gequält. Welch betörtes Fabelwerk treibt mich in den letzten Zügen? Nein, mein Kind! Wir finden dort noch ein gründlicher Vergnügen, Davids Saiten, Assaphs Harfe und die schöne Sulamith Rufen uns nach Zions Bergen, wo man Sarons Rosen tritt. So ein ungezähltes Heer von des Allerhöchsten Knechten, So viel tausend Heilige, so viel Seelen der Gerechten Werden uns Gesellschaft leisten und nach überstandner Pein Vor des Lammes Gnadenstuhle lauter Jubelchöre schrein. * * * * * An Selinde, die Leipziger Leonore Hier setze dich, verschämtes Kind! Hier ist gut sein, hier laß uns bleiben, Wo Lind' und West gesprächig sind Und Fels und Wald den Gram vertreiben. In dieser grünen Einsamkeit, Wo Bach und Stein' und Blätter rauschen, Soll weder List, Gefahr noch Neid Den süßen Frühlingsscherz belauschen. Die Schätze deiner keuschen Zucht Und der noch unberührten Brüste Sind wahrlich eine seltne Frucht, Nach der ich innerlich gelüste; Erschrick nicht vor der schnellen Hand Und laß sie in dem Busen spielen; Ich führe dich in einen Stand, Des Lebens Kern und Mark zu fühlen. Wohin mein Kuß die Wange drückt, Da wächst der Rosen Glanz und Menge; Sobald mich nur die Haut entzückt, Kommt Herz und Sehnsucht ins Gedränge; Da wallt, da springt es in der Brust, Da will es sich genau verbinden; Ach, paare doch mit ihm die Lust Und laß es seine Ruhstatt finden. Vor was errötest du, mein Licht? Ich werde dich nichts Böses lehren, Du kennst das süße Spiel noch nicht, Dein Anblick raubt mir Sehn und Hören. Die Liebe wünscht dich in ihr Reich, Gehorch ihr doch auf mein Erklären, Sie wird sich dir und dies zwar gleich Mit aller ihrer Lust gewähren. Sie ist der Erden höchstes Gut, Sie gibt dem Leben erst das Leben: Erforsche nur dein eigen Blut, Es wird dir heißen Beifall geben. Ich weiß, ein unbekannter Zug Erhitzt dir Adern, Brust und Wangen, Ach, werde doch beizeiten klug Und hintertreib nicht dein Verlangen. * * * * * Beschau die Werke der Natur, Betrachte Bäume, Feld und Tiere, Und lerne, wie der Liebe Spur Dich überall zum Scherzen führe. Wodurch sind ich und du denn da? Zu was bist du nebst mir geboren? Der, so die Welt im Wesen sah, Hat uns zum Lieben auserkoren. Als er gegen seine Schöne sich etwas zu frei aufgeführet hatte Hat jemals Furcht und Scham, du angenehmes Kind, Dem wenig an Verstand und Schönheit ähnlich sind, Den angesetzten Kiel mir in der Hand verrücket, So ist es wahrlich wohl auf diesen Tag geschehn, Da meine Grobheit es um deine Gunst versehn Und meine Demut sich vor deinem Eifer bücket. Ich fühle deinen Zorn, der als ein scharfes Schwert In meine Seele dringt und durch das Herze fährt; Ein jeder Blick von dir verweist mir das Verbrechen: Mich deucht, ich sehe schon, wie heftig, wie erhitzt Der Augen Wetterstrahl auf meine Scheitel blitzt; Mich deucht, ich höre dich schon zu dir selber sprechen: Ist dies der schöne Mensch, der sich so heilig stellt, Und der kein Wasser trübt, bis er ins Wasser fällt? Das, wahrlich! hätt' ich mich von ihm nicht träumen lassen, Das hätt' ich auch in ihm mit Spießen nicht gesucht. O großer Aberwitz! O Junggesellenzucht! Ach, möchte doch ein Strick ihn bei der Gurgel fassen. Ach, keusche Marilis, dein Eifer ist gerecht, Die Strafe noch zu klein und dein gefallner Knecht Nicht würdig, nur ein Wort vor dich mehr aufzusetzen; Ruf alle Henker auf, sprich mir das Leben ab, Stoß den zerfleischten Leib in ein beschimpftes Grab; Auch dieses müßt' ich noch vor eine Gnade schätzen. Allein was nützt dir wohl die schlechte Hand voll Blut Des Sünders, der in Staub und Asche Buße tut? Zum Kreuze kriech ich jetzt, wie gestern in das Bette. Erwäge meine Reu, schau meine Tränen an Und glaube, daß kein Mensch so ernstlich weinen kann, Wenn er, wie Petrus, gleich auch Gott verleugnet hätte. Ich rede fast zuviel, jedoch der herbe Schmerz Beraubt mich der Vernunft, und mein beklemmtes Herz Hat in der Brust nicht Raum, weil es der Kummer schwängert. Erbarme dich, wo noch Erbarmung übrig ist. Du weißt es ohnedem, der ist kein guter Christ, Der, wenn er helfen kann, des Nächsten Pein verlängert. * * * * * Vergib, vergiß und nimm vor das, was ich verübt, Dies Blatt, so meine Faust dir zitternd übergibt, Und schenke meiner Haut vor dieses Mal die Strafe, Entreiß mir deinen Zorn, der mich wie Feuer schmerzt. Schweig! doch so jemand fragt, ob Günther dich geherzt, So gib zur Antwort: Ja! Er tat es nur im Schlafe. Als er sie wieder zu besänftigen suchte Erzürnte Schöne, laß einmal Den alten Unmut aus dem Herzen Und deiner holden Augen Strahl Mit angenehmen Blicken scherzen. Ich habe freilich viel versehn, Doch ist's aus Vorsatz nicht geschehn. Es sind fürwahr nur Schwachheitssünden. Ein Mensch, der seine Schuld erkennt, Der muß, so sehr der Eifer brennt, Auf Reu und Buße Gnade finden. Der Schaden, den ich dir gemacht, Ist doch noch endlich zu ersetzen; Ach wüte doch nur mit Bedacht! Du sollst mich einmal redlich schätzen. Ich habe ja genug gebüßt, Nachdem ich meine Lust vermißt, Wozu du mich vorlängst erlesen: Die Strafe nehm ich willig an, Weil sie, wie ich nicht leugnen kann, In etwas ist verdient gewesen. Von nun an aber bitt' ich dich Bei deinen feuerreichen Augen: Wirf Zorn und Eifer hinter dich Und laß dir meine Demut taugen. Dein klug- und aufgeweckter Geist, Der sich aus allen Worten weist, Macht, daß ich deinen Umgang liebe: Fehlt mir Gelegenheit dazu, So rate, was ich jetzund tu? Dich ehr' ich mit verschwiegnem Triebe. Als sie sich endlich zum Lieben bewegen ließ Eleonore ließ ihr Herze Nicht länger unempfindlich sein, Sie räumt' es nach so langem Schmerze Dem wohlbekannten Dichter ein Und ließ ihn unter Schwur und Küssen Den Anfang ihrer Neigung wissen. Sie nahm ihn in die treuen Armen Und sprach bei zärtlicher Gewalt: Hat ja der Himmel ein Erbarmen, So gönnt er mir den Aufenthalt, Bis daß ich in dem sanften Grabe Das Ziel der Angst erlanget habe. Drauf schwieg sie mit verwandten Blicken Und strich des Dichters Angesicht, Ergötzt ihn durch ein Händedrücken Und sprach von neuem: ach, mein Licht! Ach! wird auch dieses mein Verbinden Dein Herz beständig rein erfinden? Bedenke nur, wieviel ich wage, Und was ich deinetwegen tu! Ich eile mit Gefahr und Plage Nach deinen schönen Lippen zu Und breche dir allein zuliebe Die Ketten meiner ersten Triebe. Ich habe nichts als dein Gemüte, Worauf ich mich verlassen kann: Verläßt mich jemals dessen Güte, So ist es ganz um mich getan, So werd' ich allen auf der Erden Ein Märchen und ein Greuel werden. Dies sagte sie mit nassen Wangen Und zog ihn eilends brünstig fort Und führte sein bestürzt Verlangen An den schon oft besuchten Ort, Wo nichts als Graus und Nacht regieret Und Tod und Stille triumphieret. Hier fing sie brünstig an zu weinen Und rief: Ihr Toten, zeuget mir, Bei meiner Eltern Leichensteinen Und ihrer Asche schwör' ich dir, Daß mich dein Herz allein vergnüge, Bis daß es hier versammlet liege. Du wirst die Redlichkeit erkennen Und, bin ich gleich ein armes Kind, Mir ewig deine Seele gönnen. Ich weiß zwar, wie die Männer sind; Aus Liebe glaub' ich deinen Schwüren, Sie werden mich wohl nicht verführen. Der Dichter trocknet ihre Tränen Mit tausend warmen Küssen ab, Und als das weich' und stumme Sehnen Ihm endlich Zeit zur Antwort gab, So zog er die geliebten Glieder Mit diesem Trost ins Gras darnieder: Komm her, du Nahrung meiner Flammen, Komm, lege dich an meine Brust, Hier wohnen Glut und Treu beisammen, Hier wallen sie nur dir zur Lust; Hier wird, sooft das Herze schläget, Dein Bildnis fester eingepräget. Ich lebe dir allein zu eigen, Und leb' ich gleich vorjetzt gedrückt, So wird sich bald ein Mittel zeigen, Das unsre Tugend höher rückt, Alsdenn soll unser Rosenbrechen Die Mißgunst in das Auge stechen. Du bist mein einziges Ergetzen, Ich bin, nächst Gott, dein Schutz und Schild, Und wie der Wert von allen Schätzen Mir gegen dein Verdienst nicht gilt, So sollst du auch nach langen Jahren Die Dauer meiner Lieb' erfahren. An die Leipziger Leonore Nun, Kind, ich kann dich nicht mehr bitten: Behalt mein Herz in treuer Brust! Das Denkmal deiner muntern Sitten Erweckt mir auch von weitem Lust, Und wo ich reise, wohn' und bin, Da folgt mir dein Gedächtnis hin. Ein Waldhorn klingt bei Abendstunden Von weitem durch die Gärten schön, Es reizt das Blut verliebter Wunden Und läßt die Geister flüchtig gehn; Jedoch ergetzt mich das Gehör Von deinem Wohlsein noch viel mehr. Das Glücke spielt mir tausend Possen Und lockt mich auf des Hofes Eis, Ich folg' ihm klug und unverdrossen, So gut ich seine Tücke weiß: Die Vorsicht leite, wie sie will, Ich halt' in allen Wettern still. Die Gegend, wo ich jetzund dichte, Ist einsam, schatticht, kühl und grün; Hier hör' ich bei der schlanken Fichte Den sanften Wind nach Leipzig ziehn Und geb' ihm allzeit brünstiglich Viel tausend heiße Küss' an dich! Hier kann ich mich der Zeit bequemen, Hier ist mir Stell' und Ort geneigt, Die große Rechnung vorzunehmen, Wie viel mir Leipzig Guts erzeigt. Doch alles, was ich schätzen kann, Das kömmt auf deinen Umgang an. Erinnre dich der ersten Küsse, Die niemand als der Schatten sah! Sie machten mir die Äpfel süße, Ach, wäre doch die Zeit noch da! Gedenk an Pfeifers Schlafgemach, Und zähle dort die Wollust nach. Der Umgang wurd' uns sonst verboten, Wir suchten die geheimste Bahn: Wir riefen die verwandten Toten Zu Zeugen unsrer Freundschaft an Und ließen bei verschwiegner Pein Den Kirchhof unsre Freistatt sein. An die ungetreue Leonore Nun hab ich schon genug! schweig, trauriges Gerüchte, Das Herze sagt es mir, mein Kind sei nicht mehr mein. Der unverhoffte Riß nimmt Regung und Gesichte Mit stummer Ungeduld und blassem Schrecken ein. Mich deucht, ich höre schon die neuen Hochzeitlieder, Ja, ja, ich höre schon der Hoffnung Leichenklang; Die Angst durchwandert mir das Mark der starken Glieder, Um die sie kurz vorher die falschen Armen schlang. Du Kind der Ewigkeit und Mutter alles Guten, O Liebe! stehst du gern verliebten Dichtern bei, So gib, da Aug' und Herz in süßer Wehmut bluten, Daß diese schwere Last nur noch erträglich sei. Du weißt, ich diene dir mit unverfälschtem Herzen; Du weißt, ich habe stets das böse Volk verflucht Und bloß, das Elendsweh im Leben zu verschmerzen, Ein Kind von frommer Art und gleicher Treu' gesucht. Wie tust du das an mir und stürzest mein Vergnügen, Worauf ich soviel Zeit und Müh und Fleiß gewandt? Warum erlaubst du nicht, an dieser Brust zu liegen, Mit der mich deine Macht so lang und stark verband? Ja, wenn mir alle Welt auf solchen Fall geschworen, Ja, wenn ein Engel selbst dergleichen prophezeit, So hätt' ich wohl gedacht: sie reden wie die Toren Und kennen wohl noch nicht der Liebe Zärtlichkeit. Ach, allerliebstes Kind! so muß ich dir noch schreiben, Indem ich doch sobald mein Herz nicht trennen kann; Wie magst du solchen Scherz mit Eid und Schwüren treiben Und warum hast du so und noch an mir getan? * * * * * Als sie ihm untreu wurde Bleib, wer du bist und willst, Selinde, Ich bleibe gleichfalls wer ich bin, Dein Herz besteht wie Rohr im Winde, Dafür bedankt sich nun mein Sinn. Und wünscht dir zu der guten Zeit Nichts weiter als Beständigkeit. Du hängst dich, wie ich seh, an alle Und siehst das Herze nicht mehr an, Ich geh und räume deinem Falle, Er kommt, der Hochmut kommt voran. Spott aber, Reue, Gram und Schmach Folgt wie der Rauch dem Brande nach. * * * * * Mit was für Ruh' und für Gewissen Gedenkst du, falsches Kind, der Lust In fremden Armen zu genießen? Wobei du allzeit fürchten mußt, Itzt trenne Donner, Blitz und Streich Kuß, Mund und Herzen unter euch. Ein andrer würd' es wünschen können, Ich aber bin nicht aufgelegt, Den Feinden meinen Zorn zu gönnen; Die Liebe, so mich treibt und regt, Läßt fahren, was nicht bleiben will, Und schweigt, wie fromme Kinder, still. Genug, daß du dich selbst betrogen, Und etwas wider dich getan: Bedenk', ich war dir so gewogen, Als keiner ist und werden kann, Ich zeigte dir durch wahre Treu', Was Leben und was Lieben sei. Die Eintracht zwo vertrauter Herzen Macht aus der Welt ein Himmelreich, Ihr reiner Kuß verbeißt die Schmerzen, Ihr Auge kommt der Sonne gleich, Die Wolk' und Regen um sich sieht Und doch davon nichts in sich zieht. Den Vorschmack hast du schon genossen, Betrachte Felsen, Bach und Wald, Wo ich dich oft in Arm geschlossen Und unser Scherz noch widerschallt; Die Vögel wurden selbst erweckt Und durch Exempel angesteckt. Du wußtest damals vor Vergnügen Oft selbst nicht, wo dein Herze wär'; Du bliebest vor Entzückung liegen Und sagtest, deucht mich, ohngefähr: Kind, daß mich nicht der schöne Tag An deiner Brust entseelen mag. Ich mag nichts mehr davon gedenken, Sonst leid ich mehr dabei als du. Die Zeit weiß alles so zu lenken, Damit sie keinem unrecht tu', Und wird vielleicht zu deiner Pein Bald zwischen uns ein Richter sein. * * * * * Die verworfene Liebe Ich habe genug! Lust, Flammen und Küsse Sind giftig und süße Und machen nicht klug; Komm, selige Freiheit, und dämpfe den Brand, Der meinem Gemüte die Weisheit entwandt. Was hab' ich getan! Jetzt seh' ich die Triebe Der törichten Liebe Vernünftiger an; Ich breche die Fessel, ich löse mein Herz Und hasse mit Vorsatz den zärtlichen Schmerz. Was quält mich vor Reu? Was stört mir vor Kummer Den nächtlichen Schlummer? Die Zeit ist vorbei. O köstliches Kleinod, o teurer Verlust! O hätt' ich die Falschheit nur eher gewußt! Geh, Schönheit, und fleuch! Die artigsten Blicke Sind schmerzliche Stricke. Ich merke den Streich, Es lodern die Briefe, der Ring bricht entzwei Und zeigt meiner Schönen: Nun leb' ich recht frei. Nun leb' ich recht frei Und schwöre von Herzen, Daß Küssen und Scherzen Ein Narrenspiel sei; Denn, wer sich verliebt, der ist wohl nicht klug: Geh, falsche Sirene, ich habe genug! An die Schweidnitzer Leonore So sollt' und mußt' es sein: die Strafe folgt der Sünde, Und so, verführter Geist, geschieht dir eben recht: Es läßt dich endlich auch die nette Philirinde, Dies ist es, was dein Herz mit neuem Kummer schwächt, Dies ist auch, was dich jetzt mit Nachdruck lehren kann, Wie weh' du Lenchens Brust durch Flucht und Bruch getan. Ach! freilich tut es weh, wenn solche Ketten springen; Brecht, süße Fessel, brecht! Ich bin genug gedrückt! Mich soll kein frischer Kuß in neue Bande zwingen, Da Philirindens Zorn die letzte Glut erstickt: Und da mich ihre Flucht auf Erden elend macht, So sag' ich auf einmal der Liebe gute Nacht! Der Liebe gute Nacht und auf einmal zu sagen? Mein Herz, besinne dich und schätze diesen Schluß Und wisse, daß ein Mensch bei allen Unglücksplagen Durch wahre Lieb' allein den Gram versüßen muß: Laß sein, daß dieses Kind den treuen Wunsch betrügt, Wer weiß, wie bald dich noch was Artiger's vergnügt! Vergnügt mich diese nicht, so darf mich nichts vergnügen! Dies ist ein blinder Wahn betörter Weichlichkeit; Zwei Mittel geben Rat, den Kummer zu besiegen: Gebrauche der Vernunft, vertrau den Schmerz der Zeit! Und willst du ja noch mehr und _bald_ getröstet sein, So nimm mit Buß' und Reu' die alten Flammen ein! Ja, ja, ich fühle schon die Rückkunft erster Triebe, Mein Blut erinnert sich der damals reinen Treu', Es wallt und jauchzt vor Lust und wählt die alte Liebe, Damit sie dermaleinst des Ehstands Himmel sei! -- Was denkst du dir, mein Herz? O gib dir selbst Gehör: Du suchest Lenchens Gunst, sie liebt dich ja nicht mehr. Ich weiß, sie liebt mich noch und kann mich nicht verlassen! Die Neigung gleicher Art verband uns gar zu scharf: Komm wieder, liebster Schatz, nun will ich dich umfassen, Solang ich nur noch hier der Luft genießen darf; Ist etwas, das uns trennt, so ist's der Leichenstein: So stärkt der Riß das Band: so sollt' und mußt' es sein! Auf der Abreise von Dresden in sein geliebtes Schlesien Kommt, tröstet mich, ihr alten Tage, Und laßt euch einmal wieder sehn, Sonst muß ich bei so scharfer Plage Den Tod um Hülf' und Rettung flehn. Ihr martert mein bedrängtes Herze, Ihr seid es, was mein Leid verstärkt, Denn wüßt' ich nichts von eurem Schmerze, So hätt' ich kaum die Not gemerkt. Ihr habt mir dort durch Lenchens Küsse Mund, Sehnsucht und Geschmack verwöhnt, Sobald mir die geneigten Schlüsse Den Weg ins Paradies gebähnt. Auf Zucker wächst des Wermuts Schärfe, Wie jetzt mein Kreuz auf eurer Lust, Denn wenn ich dies in mir entwerfe, So ächzet die gedrange Brust. Dort saß ich noch im Rosengarten Dort wünscht' ich nichts als Ewigkeit, Der süßen Arbeit abzuwarten, Mit der mich Lenchens Gunst erfreut. Dort spielt' ich mit dem lieben Kinde Früh, mittags, abends, durch die Nacht Und hielt den Augenblick vor Sünde, Den ich und sie getrennt vollbracht. Kein Platz war unserm Lager enge, Kein Winkel unsrer Lust zu klein; Wir hatten ganz besondre Gänge Und nennten Glück und Angst gemein. Viel Wächter stunden uns im Lichte, Doch Arglist ward durch List berückt, Da wurden die verbotnen Früchte Mit größrer Sehnsucht abgepflückt. Wieviel vergnügt- und gute Lieder Gerieten mir an ihrer Hand! Ich ging die Weistritz auf und nieder, Bis daß ich sie am Ufer fand; Hier scherzten wir in allem Wetter, Oft eh der Tag die Wolken brach, Und rauschten denn die Erlenblätter, So ahmten unsre Küsse nach. Kehrt, güldne Zeiten, kehrt zurücke Und führt mich gleich persönlich hin, Da, wo ich mit entferntem Blicke Und sehnlichen Gedanken bin. Wie? Hat mein Wunsch ein solch Vermögen? Ich seh', ihr kommt bereits gerannt, Doch nein! Ich zieh' euch selbst entgegen Und seh' bereits ins Vaterland. Dies ahnt vielleicht dem holden Kinde, Weil Neigung die Gemüter zieht; Wer weiß, wie brünstig und geschwinde Ihr Blick auf alle Straßen sieht! Mein Engel, laß dich nicht verlangen, Die Freude bringt das Warten ein, Es malt sich mir auf deinen Wangen Des bessern Glückes Morgenschein. Nun gute Nacht, du edles Sachsen, Behalt die Tränen meiner Qual! Wieviel davon schon Gras gewachsen, Das weiß dein Speck- und Rosental. Ich will dir gern mein Leid vergeben, Nur gib dem kleinen Lorchen Ruh, Denn weil die Sterne widerstreben, So sag' ich ihm nur Freundschaft zu. Du aber, seliges Gefilde, Sei hunderttausendmal gegrüßt. Nun seh' ich, wie gerecht und milde Des Himmels weise Führung ist: Nunmehr erfahr' ich dessen Freude, Der dort den Rauch von Ithaka Nach glücklich überstandnem Leide, Wie ich mein Striegau, wiedersah. Du weis- und ewiges Erbarmen, Das überschwenglich ist und tut, Vergnüge mich in Lenchens Armen Und schenk' uns nur ein kleines Gut; Erhalt mir Weisheit, Kunst und Dichten, Und laß mich, wenn mein Körper fällt, Kein blind und giftig Urteil richten: So neid' ich keinen auf der Welt. Rückkehr nach Schweidnitz, wo Leonore nicht mehr wohnt Du ehmals liebster Ort der treuen Leonore, Wie zärtlich rührt mich nicht der Anblick deiner Tore, Wodurch ich damals oft an ihrer Hand spaziert! Dort merk' ich schon den Raum, worauf wir uns versprochen, Dort blickt der Altan vor, auf dem wir sechzig Wochen Die Wächter hinter's Licht geführt. Seid tausendmal gegrüßt, ihr Felder, Sträuch' und Bäume, Ihr kennt wohl diesen noch, von dem ihr soviel Reime, So manches Lied gehört, so manchen Kuß gesehn; Besinnt euch auf die Lust der heitern Sommernächte! Was meint ihr, wenn mein Wunsch nur eine wieder brächte? Das wird wohl nimmermehr geschehn! Wo find' ich aber nun mein Allerliebstes wieder, Verrät mir gar kein Gras das Lager ihrer Glieder? Ich spüre keinen Schritt, die Sommerstub' ist leer, Wie traurig scheinst du mir, du nicht mehr schöner Garten! Du hast ja zween gehabt, was soll ich einsam warten, Ach! stell' auch beide wieder her! Du schickst mich in die Stadt; die treff' ich desto schlimmer: Der Wirt, das Volk ist neu, ein Gast entweiht das Zimmer, Worein sonst nichts als wir und unsre Liebe kam: Mein Gott, wie ändert sich soviel in wenig Jahren! Was wird nicht noch geschehn? O, sollt' ich dies erfahren! Wie war mir, daß ich Abschied nahm! Ich geh' den Tempel aus, ich suche durch die Gassen, Ich such' auch, wo sie sich wohl niemals finden lassen, Ich ruf' ihr um den Wall, der Wall hat schlecht Gehör: Steig', Schweidnitz, steig' und sei ein Phönix in den Flammen, Bau' Marmor, Erz und Gold und Schloß und Turm zusammen, Mir bist du doch nicht Schweidnitz mehr! An sein Lenchen Nach so viel Angst und Neid und mancher trüben Nacht Ersah ich wiederum des Glückes Morgenröte. Auf, Musen! auf, und sucht die lang entriss'ne Flöte, Die uns in Schweidnitz einst den Abend kurz gemacht! Ihr habt mit mir geweint, ihr sollt auch mit mir singen Und Lenchens Gegenwart mit Treu und Lust umringen. Ach, Kind! Ach, liebstes Kind! Ach, könnt' es möglich sein, Dies mein getreues Herz im Blute zu erblicken, Sein Jauchzen müßte dich noch halb so scharf entzücken, So viel hier Tropfen gehn, so viel auch Wünsche schrein, Dir mit geschickter Hand und tausend Freudenzähren Die Wollust über dir nachdrücklich zu erklären. Ich hatte mich nunmehr des Glückes längst verziehn, Noch einmal auf der Welt mein Lenchen zu umfangen, Ich ward in fremder Luft von Freunden hintergangen Und mußte, bloß und arm, bald hier, bald dorthin fliehn; Die Trübsal machte mich durch Läng' und Größe mürbe, So daß ich öfters sprach: Ach, gäbe Gott, ich stürbe! Es wär' auch bald geschehn: Die Kräfte fielen hin, Das Fieber griff mich an und warf mich auf das Bette, Da wünscht' ich, daß ich nur dein Abschiedsmäulchen hätte, Doch sprach ich: Da ich schon darzu versehen bin, So laß doch nur, mein Gott, nebst viel- und wahrem Segen Das Alter, so mir fehlt, zu Lenchens Jahren legen! Gott hat mich noch so lieb und will dir, wertes Herz, Das Leben durch mein Grab noch nicht so elend machen. Verbanne deinen Gram, fang an, aufs neu zu lachen, Verkläre Blick und Mund mit Freundlichkeit und Scherz, Damit mir, wenn ich dich in nächstem Tage spreche, Dein Unmut alle Lust nicht wider Willen schwäche. Dies ist der vierte Herbst, seitdem ich dich entbehrt; Was hab' ich in der Zeit vor Ungemach erlitten! Was hat man nicht auf mich vor Kreuze zugeschnitten! Welch' Arbeit hat mir nicht der Glieder Mark verzehrt! Was hat man mir vor Schimpf statt Wohltat zugemessen! G'nug! Da ich Lenchen seh, sei alles gern vergessen! Ach aber, was für Furcht verringert mir die Lust? Ach, kräh' ich auch zu früh? Ach, werd' ich auch betrogen? Wer weiß, ist nicht dein Schwur mit Zeit und Wind verflogen? Wer weiß, steht Günther noch in jener Schwanenbrust? Vielleicht war meine Not und langes Außenbleiben So mächtig, Lenchens Herz in andre Brunst zu treiben. Dies glaub' ich doch wohl nicht. Nein, falscher Argwohn, fleuch; Sie ist mir zu genau mit Wort und Fleisch verbunden, Ich habe sie geprüft und allzeit rein befunden, Und darum hoff' ich auch ein irdisch Himmelreich, Wenn endlich Gott und Zeit die Sehnsucht stillen wollen Und unsre Glieder sich in Myrten paaren sollen. Man lacht uns beiderseits, geliebtster Engel, aus, Warum ich armes Kind dich armes Kind erwähle? Man meint, wo Liebe nicht die göldnen Ringe zähle, Da komme nach und nach der Mangel in das Haus. Doch laß dich, treues Herz, den blinden Wahn nicht irren, Gott kann den Rechnungsschluß der Spötter leicht verwirren. Ich hab' es oft gesagt und sag' es noch einmal: Ich wollte, bliebe mir kein besser Glück auf Erden, Bei Salz und Brot mit dir in Hütten selig werden Und halt' ein großes Gut im Lieben nur vor Qual; Mein Fleiß wird endlich auch nach so viel nassen Tagen Mit Ruhm und Anmut blühn und reife Früchte tragen. Gedenke nur zurück und sieh die Schwester an, So wie ich's prophezeit, so ist es auch ergangen. Was hilft ihr aller Prast von Kleidern, Perl- und Spangen, Wenn kein geruhig Herz davon genießen kann? Ihr Kuß ist lauter Gift, ihr Ehbett eine Hölle, Und wo ihr Mann nur weicht, füllt Schimpf und Groll die Stelle. Nur bitt' ich, trau' nächst Gott sonst keiner Seel als mir! Du bist mein Schatz und Ruhm, dich will ich auch beschützen. Laß fahren, was nicht bleibt, laß Tadler Pfeile schnitzen, Kein Blutsfreund ist so nah, er schadet mir und dir; Gott räche mit Geduld und Ablaß ihre Sünden, Wir werden unsern Herd ohn' ihren Vorschub finden. Ach, breite zum voraus Hand, Lippen, Brust und Arm, Ich komm und zittre schon vor Unruh' und Verlangen, Dich, längst erwähltes Herz, von neuem zu umfangen, Und werde durch ein Bild schon in Gedanken warm. Ach, Himmel, mache bald, damit sie mich entzücke; Vor zählt' ich Jahr und Tag, jetzt Stund' und Augenblicke. Schwur der Treue An Leonore Eher tot als ungetreu! Dieser Leichentext soll zeugen, Daß ich, wenn die Wetter steigen, Gleichwohl Leonorens sei! Eher tot als ungetreu! Soll ich dich, mein Kind, nicht heben, Halt' ich alle Lust im Leben Vor des Himmels Tyrannei. Eher tot als ungetreu! Was gewinnt man auf der Erden? Hoffnung, Kummer und Beschwerden Und zuletzt nur späte Reu! Eher tot als ungetreu! Irrtum, Sehnsucht und Gedanken Reißen durch der Jugend Schranken Unsre Freude bald vorbei. Eher tot als ungetreu! Treue Liebe läßt die Plagen Böser Zeiten noch ertragen Und erquickt in Sklaverei. Eher tot als ungetreu! Du mein Schatz und ich dein Glücke, So verlachen wir die Stricke Der vergällten Heuchelei. Eher tot als ungetreu! Neid und Pöbel kann nicht fassen, Wenn wir ihm die Güter lassen, Wie so wohl uns beiden sei. Eher tot als ungetreu! Tröste dich mit diesem Spruche, Näh' ihn auf dem Leichentuche Neben unser Konterfei! Eher tot als ungetreu! Glaube das, du treue Seele, In der finstern Grabeshöhle, Schläft mir auch dein Schatten bei! Gedenken An Leonore Gedenk' an mich und sei zufrieden Mit dem, was Glück und Zeit beschert. Wir werden noch einmal geschieden Und scheinen solcher Prüfung wert. Die wahre Treu erinnert dich: Halt' an, halt' aus und denk' an mich! Gedenke der vergangnen Tage, Wie manches Kreuz, wie manche List, Wie manche Lust, wie manche Plage Bereits damit vergangen ist. Gedenk' an Altan, Hof und Herd, Wobei sich dir mein Herz erklärt. Gedenk' an unser Abschiednehmen, Insonders an die letzte Nacht, In der wir mit Gebet und Grämen, Die kurzen Stunden hingebracht. Gedenk' auch an den treuen Schwur, Der dort aus deinen Lippen fuhr. Gedenk' an mich an jedem Morgen, Und wenn die Sonne täglich weicht, Gedenk' an mich bei Fleiß und Sorgen; Mein Bildnis macht sie süß und leicht. Verletzt dich auch der Mißgunst Stich, Der beste Trost: Gedenk' an mich. Gedenk' auch an die frohen Zeiten, Die noch in Wunsch und Zukunft sind. Die Vorsicht wird uns glücklich leiten, Bis Lieb' und Treu den Kranz gewinnt. Ein Augenblick vergnügter Eh' Bezahlt ein Jahr voll Angst und Weh. Gedenk' auch an mein heutig Küssen, Es gibt der Hoffnung frische Kraft, Es wird dein Warten trösten müssen, Es nährt die alte Leidenschaft! Doch denk' auch endlich, liebst du mich, Allzeit und überall an dich! Die immer grünende Hoffnung An Leonore Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde, Zeigt eure ganze Tyrannei! Verdreht, zerschlitzt so Zweig als Rinde Und brecht den Hoffnungsbaum entzwei! Dies Hagelwetter Trifft Stamm und Blätter, Die Wurzel bleibt, Bis Sturm und Regen Ihr Wüten legen, Da sie von neuem grünt und Äste treibt. Mein Herz gibt keinem Diamanten, Mein Geist den Eichen wenig nach; Wenn Erd' und Himmel mich verbannten, So trotz' ich doch mein Ungemach. Schlagt, bittre Feinde, Weicht, falsche Freunde! Mein Heldenmut Ist nicht zu dämpfen, Drum will ich kämpfen Und sehn, was die Geduld vor Wunder tut. Die Liebe schenkt aus göldnen Schalen Mir einen Wein zur Tapferkeit, Sie spricht, mir guten Sold zu zahlen, Und schickt mich in den Unglücksstreit. Hier will ich kriegen, Hier will ich siegen: Ein grünes Feld Dient meinem Schilde Zum Wappenbilde, Bei dem ein Palmenbaum zwei Anker hält. _Beständig_ soll die Losung bleiben, Beständig lieb' ich dich, mein Kind, Bis dermaleinst die Dichter schreiben, Daß du und ich nicht sterblich sind. Das Wort beständig Macht alles bändig, Was Elend heißt. Das stärkste Fieber Geht bald vorüber, Wenn man nur mit Geduld den Frost verbeißt. Nur zweifle nicht an meiner Treue, Die als ein ewig helles Licht, Wenn ich des Lebens mich verzeihe, Die Finsternis der Gräber bricht. Kein hartes Glücke, Ja, kein Geschicke Trennt mich von dir: Du stirbst die Meine, Ich bin der Deine: Drum wirf' den Argwohn weg und glaube mir! An Leonoren bei dem andern Abschiede Du daurest mich, du allerliebstes Kind! Du fühlst mein Weh, ich leide deine Schmerzen, Da Glück und Zeit solange grausam sind Und mit dem Flehn getreuer Seelen scherzen; Du leidest viel, doch gib der Treu' Gehör: Ich leide mehr. Ich leide mehr, als jemand kann und glaubt, Ich muß von dir, der Riß macht schwere Plagen; Ich seh' den Trost, den dir mein Abschied raubt, So wird mein Herz auch zweifach wund geschlagen, Du liebest mich sowohl getreu als klug, Das ist genug. Das ist genug, die Unruh' zu verstehn, Die Lorchen kränkt und mich in ihr verzehret; Ach, sollt' ich bald davor zu Grabe gehn, Ich würde wohl so heftig nicht beschweret, Wer weiß, was kommt? Vielleicht beschließt der Tod Die lange Not. Die lange Not ist dennoch nicht so stark, Uns, werter Schatz, dem Geiste nach zu trennen. Erwart' ich mir statt deiner Schoß den Sarg, So soll mir doch der Neid den Nachruhm gönnen, Daß leicht kein Mensch so rein als ich geliebt, Obgleich betrübt. Obgleich betrübt, jedennoch unverzagt! Der Himmel zürnt, wer will mit diesem zanken? Wohin mich auch mein hart Verhängnis jagt, Da bleibest du ein Trostbild der Gedanken. Wirst du mir nicht: so hass' ich Lieb' und Eh'; Nun, Kind, ich geh'. Nun, Kind, ich geh'. Geh auch und nimm den Kuß, Wir martern nur einander durch dies Letzen; Ich zwinge mich, den ungewissen Fuß, Den du verweilst, Gott weiß wohin! zu setzen; Das Unglück stürmt, die Lästrer stimmen ein, Ergib dich drein! Ergib dich drein! Es blitz' auch nah und fern, Ein schneller Wind kann leicht das Wetter ändern; Mein Vaterland versagt mir Glück und Stern; Dies blüht vielleicht in unbekannten Ländern. Mein Fleiß ist froh, nur dich noch zu erhöhn, Viel auszustehn. Viel auszustehn und gleichwohl froh zu sein Vermag kein Geist, den Lieb und Ruhm nicht stärken; Kind, gute Nacht! Mein Anblick mehrt die Pein, Ich kann die Angst an Farb' und Sprache merken. Sieh mich noch an und lebe wohl und sprich: Du daurest mich. Als er sie nach 4 Jahren wieder das erstemal empfing An Leonore Die Regung ist zu scharf, ich muß dich stumm umfangen, Ein Blick, ein Druck, ein Kuß vertritt der Zunge Pflicht; Ihr Jahre, die ihr spät und unter Not vergangen, Verzeiht mir jeden Fluch, ich klag' euch weiter nicht, Ach, macht das Wiedersehn dergleichen süßes Leben, So laß dir doch, mein Kind, noch öfters Abschied geben. Schreiben an seine Leonore Ach Kind, ach liebstes Kind, was war das vor Vergnügen! Der Himmel geb' uns doch dergleichen Nächte viel Und laß uns so vertraut bis an das letzte Ziel, Mit Brust und Geist vermählt, in Eintrachtsbanden liegen. Denn außer jener Welt und ohne diese Lust Ist doch wohl der Natur kein größrer Schatz bewußt. Wir spielen ungestört mit Redlichkeit und Küssen, Wir haben gleichen Sinn, wir wünschen einerlei, Sind Sklaven süßer Macht, und niemand lebt so frei, Wir schwatzen, daß uns auch die Worte mangeln müssen, Wir schenken uns an uns und nähmen, könnt' es sein, Als Seelen wahrer Treu' nur _einen_ Körper ein. Uns darf kein Modebrief ein Ehverlöbnis stiften, Kein Kuppler und kein Geld verbinden unsre Glut! Dein Malschatz ist mein Herz, dein Herz mein Heiratsgut Und unser beider Ruhm die Dichtkunst meiner Schriften, In welchen Lieb und Scherz so lange Lob gewinnt, Als Kunst und Wissenschaft in Deutschland fruchtbar sind. Wir haben unsern Bund die Zeit bewähren lassen; Vor dich ist in der Welt kein bess'rer Mann als ich, Ich find' auch auf der Welt kein treuer Weib als dich: Wir müßten sonder uns das beste Leben hassen. Da, wo ich dich nicht seh, da ist mir alles leer, Und wenn es auch der Schwarm des größten Hofes wär'. Versuchte mich Eugen, und böte mir der Kaiser Vor dich, du frommes Kind, Gold, Thron und Purpur an, So spräch ich, wie ich dir mit Wahrheit schwören kann: Ich ehre, großer Held, die vielen Siegesreiser, Ich weiß auch, großer Karl, was Macht und Kronen sind; Behaltet, was ihr habt, und laßt mir nur mein Kind. Gesegnet sei der Tag, gesegnet sei die Kammer, Der unsern Bund gesehn, die unsern Kuß gehört! Wer jenen durch Verdruß und die mit Fluch entehrt, Dem mach' ein böses Weib den Ehstand voller Jammer. Gesegnet sei auch gar der Kummer und der Neid, Der wegen deiner Gunst mir manchen Stoß verleiht. O könnt' ich doch, mein Kind, in allen Sprachen dichten (So wünsch' ich dann und wann, wie einst Petrarchens Mund) So tät' ich deinen Wert den meisten Ländern kund, So ließ' ich jedes Volk von unsrer Liebe richten: Die Klügsten würden sehn, wie zärtlich meine Treu', Wie redlich meine Brust, wie rein dein Herze sei. Ich tu', soviel ich kann, dein Denkmal auszubreiten, Um bei der späten Welt durch deinen Ruhm zu blühn. Wie mancher wird noch Trost aus meinen Liedern ziehn, Wie manchen wird mein Vers zur süßen Regung leiten: So merk' ich, wenn mein Mund der Alten Arbeit liest, Daß unsre Liebe schon vor dem gewesen ist. Was hat wohl unser Wunsch mehr auf der Welt zu suchen, Und welches Glück ist noch wohl unsers Neides wert? Wenn mir des Himmels Huld dich vollends ganz gewährt, So wüte Feind und Groll, so mag der Spötter fluchen; Drei Dinge sind mein Trost: Gott, Wissenschaft und du, Bei diesen seh ich stets den Stürmen ruhig zu. Als sie zur Hochzeit ihres Bruders reiste An Leonoren Gedenk' an mich und meine Liebe, Du mit Gewalt entriss'nes Kind, Und glaube, daß die reinen Triebe Dir jetzt und allzeit dienstbar sind, Und daß ich ewig auf der Erde Sonst nichts als dich verehren werde. Gedenk' an mich in allem Leiden Und tröste dich mit meiner Treu! Die Luft mag jetzt empfindlich schneiden, Die Wetter gehn doch all vorbei, Und nach dem ungeheuren Knallen Wird auch ein fruchtbar Regen fallen. Gedenk' an mich in deinem Glücke, Und wenn es dir nach Wunsche geht, So setze nie den Freund zurücke, Der bloß um dich in Sorgen steht! Auch mir kann bei dem besten Leben Nichts mehr als du Entzückung geben. Gedenk' an mich in deinem Sterben, Der Himmel halte dies noch auf; Doch sollen wir uns nicht erwerben, Und zürnt der Sterne böser Lauf, So soll mir auch das Sterbekissen Die Hinfahrt durch dein Bild versüßen. Gedenk' an mich und meine Tränen, Die dir so oft das Herz gerührt Und die dich durch mein kräftig Sehnen Zum ersten auf die Bahn geführt, Wo Kuß und Liebe treuer Herzen Des Lebens Ungemach verschmerzen. Gedenk' auch endlich an die Stunde, Die mir das Herz vor Wehmut brach, Als ich, wie du, mit schwachem Munde Die letzten Abschiedsworte sprach; Gedenk' an mich und meine Plagen! Mehr will und kann ich jetzt nicht sagen. An seine Leonore Hier hast du nun den dritten Schwur, Wodurch ich Himmel und Natur Zu Zeugen unsers Bundes setze: Bleib treu, getrost und achte nicht, Wenn manche Lästerzunge sticht, Der falschen Freunde Mordgeschwätze. Das Glücke hält uns freilich auf, Doch laß ihm nur den faulen Lauf! Es sucht fein langsam auszurasen. So stark der Nord sich hören läßt, So zärtlich wird auch bald der West In unsre Liebesflaggen blasen. Die Weltlust zeigt mir nichts mehr an, Worein ich mich verlieben kann, Als dein Gesicht und meine Bahre; Bekomm' ich nun das erste nicht, So lass' ich freudig Tag und Licht Auch mitten um die besten Jahre. Ich fühl' am besten innerlich So manchen tiefen Herzensstich Und bin schon ziemlich umgetrieben; Doch will mir Gott genädig sein, So läßt er mich nach aller Pein Dich einmal noch und sicher lieben. Vertrau der Vorsicht, liebster Schatz, Sie wird uns einen Ruheplatz, Es sei auch, wo es will, bereiten; Alsdann belachen wir mit Lust Aus froh- und eintrachtsvoller Brust Die Torheit unsrer bösen Zeiten. Besinne dich, was Schweidnitz wies: Von innen zwar ein Paradies, Von außen Unruh, Zank und Plagen, Und kommt dir Roschkwitz in den Sinn, So denk' auch dort nach Borau hin, Wo mich dein Abschied wund geschlagen. Sobald des Bruders Hochzeitsfest Dich bei der Tafel lachen läßt, So trink mein Wohlsein in Gedanken; Und wenn dir der Verlobten Kuß Zu stiller Reizung dienen muß, So wisse: Günther kann nicht wanken. Es hat mich innerlich ergetzt, Daß Lorchen meine Lieder schätzt Und dann und wann noch Verse fodert. Dein Name soll auch ganz allein Die Zierat meiner Reime sein, In welchen unsre Liebe lodert. Mein Engel, nimm es selbst aus dir, Wie schwer, wie scharf und ängstlich mir Dein drittes Abschiedsküssen falle; Jedoch Geduld, Vernunft und Zeit Krönt endlich die Beständigkeit Und schenkt uns Zucker auf die Galle. Nun gute Nacht, du treues Kind! Es wird noch mancher saurer Wind Mir kräftig in das Antlitz streichen; Doch darum mache dir nicht Schmerz, Dein Angedenken stärkt mein Herz Und bleibt mein festes Hoffnungszeichen. An Eleonore Ach Kind, verschone mich in dir Und laß mich unbetrübt von hier! Was quälst du mich mit so viel Tränen? Es sind die Kräfte meiner Brust. Ach, hast du denn bei so viel Sehnen Noch gar zu meiner Ohnmacht Lust? Ich bin wohl so genug geplagt, Verfolgt, verleumdet und verjagt, Und du willst noch die Angst verstärken? Was Günther fühlt, das weiß sein Herz, Ich laß es kaum die Hälfte merken, Sonst macht' ich dir noch schärfern Schmerz. Du bist ja meiner Treu gewiß, Dies ist ein Band vor diesen Riß, An dem die Hoffnung auch schon heilet. Ach, mildre doch nur den Verdruß, Dieweil die Zeit, so jetzo teilet, Uns endlich wieder binden muß. Gesetzt, du würdest ungetreu, Wovor doch Glück und Himmel sei, Ich könnte dich unmöglich hassen: Mir wär' es zwar die ärgste Pein, Hat sie dich, dächt' ich doch, verlassen, Will ich um desto treuer sein. Ich weiß, man tadelt mich darum; Der schilt mich weibisch, jener dumm. Die Großmut adelt mein Gemüte, Und daß ich zärtlich lieben kann, Das nehm' ich von des Schöpfers Güte Wohl vor die größte Wohltat an. Sei arm, verlassen und veracht, Verliere, was gefällig macht, Laß Zahn und Farb' und Jugend schwinden, Du bleibst in meinen Augen schön Und sollst sie allemal entzünden, Solange sie noch offen stehn. Ein Augenblick der süßen Zeit, In welchem mich dein Scherz erfreut, Gilt mehr als alle Freudenfeste, Wo Dresden, jetzt die halbe Welt, Das Herz der hohen Hochzeitgäste Mit tausend Wollust unterhält. Der Frühling ist nun nicht mehr weit. Spazier' in grüner Einsamkeit In euren schönen Erlengängen Und denk' in allem Ungemach, So Schmerz dich, Neid und Freunde drängen, Den oft gegebnen Lehren nach. Dort soll der jungen Vögel Schrei'n Die Botschaft meiner Sehnsucht sein, Und scherzt der West mit Kleid und Wangen, So wiss' und glaube sicherlich: Er meldet dir mein heiß Verlangen Und küßt dich tausendmal vor mich. Scheiden Ich nehm' in Brust und Armen Den schweren Abschiedskuß; Der Himmel hat Erbarmen, Indem er trennen muß. Ich küss', ich wein' und liebe, Mein treues Lorchen spricht, Sie habe gleiche Triebe: Wie aber? Weint sie nicht? Leonorens Antwort Du suchest ja dein Glücke, Das hier wohl nicht mehr blüht, Ich hasse das Geschicke, Das uns von sammen zieht, Ach, säh'st du meine Schmerzen, Ich schweige, wertes Licht! Ich liebe dich von Herzen, Und darum wein ich nicht! Aria An Leonoren Die Trennung dient zu größrer Freude, Drum tu doch nicht so sehr um mich! So weit ich auch von hinnen scheide, So nah' behalt' und küss' ich dich, Weil Licht und Nacht in tausend Bildern Dem Herzen dein Gedächtnis schildern. Nur liegt mir etwas in Gedanken Und martert mich so stumm als scharf: Man kennt des Frauenzimmers Wanken; Ich weiß nicht, ob ich hoffen darf, Und ob wohl künftig dein Gemüte Sich auch mit gleicher Sorgfalt hüte. Der Zweifel darf dich nicht betrüben, Er ist ein Zeichen zarter Treu; Bisher erkenn' ich zwar dein Lieben Und weiß, wie rein die Flamme sei; Wer bürgt mir aber vor das Glücke, Daß keine Zeit das Ziel verrücke? Ich kann dir keinen Wächter stellen, Es wäre denn dein eigner Geist; Doch weil die Macht von manchen Fällen Die Klügsten aus dem Zirkel reißt, So laß dir, willst du mein verbleiben, Die Regeln in das Herze schreiben: Die Liebe reicht auch in die Ferne, Und das heißt recht beständig sein. Verehre die geneigten Sterne, Und zürnt ihr abgenommner Schein, So mußt du mehr durch Flehn als Fluchen Den Himmel zu versöhnen suchen. Erwäge stündlich in der Stille Den Anfang der Zusammenkunft, Bedenke nur, dein eigner Wille Beschwur das Bündnis mit Vernunft; Vergiß auch nicht, was mein Verlangen, Nur dich zu sehn, oft angefangen. Vermeide die Gelegenheiten, Wo viel Gesellschaft spielt und küßt. Der Scherz kann öfters viel bedeuten, Man weiß, wie stark die Reizung ist; Und mußt du dich der Welt bequemen, So laß dich andrer Putz beschämen. Besuche fleißig alle Gänge, Wodurch ich dich bisher geführt, Vornehmlich, wo der Birken Menge Das Ufer und die Wiesen ziert, Und dorten, wo dein sachtes Küssen Mich oft im Grünen wecken müssen. Du weißt und kannst auch überlegen, Wie kräftig mich der Mond ergetzt, So daß ich seines Schimmers wegen Die Nacht dem Tage vorgesetzt; Besinne dich in solchen Schatten, Wie viel wir sichre Zuflucht hatten. Steh freudig auf, geh froh zu Bette, Doch sieh vorher mein Bildnis an Und nimm den Ring, die Liebeskette; Denn obgleich keines reden kann, So wirst du doch bei ihrem Spielen Viel Wachstum sanfter Neigung fühlen. Dein Absehn mußt du wohl verhehlen, Sprich jeden, der mir Gutes gönnt, Und laß dir stets von mir erzählen Und liebe das, was mich nur kennt; Durchblättre mein Vers' und Lieder Und sing' und leg' und lies sie wieder! Geh täglich in des Herren Tempel, Die Andacht kommt der Liebe bei; Das Altertum hat viel Exempel Verliebter Lust und seltner Treu. Bemüh dich drum und lies und merke, Wie zärtlich dich ihr Beispiel stärke. Laß weder Post noch Boten säumen Und miß Papier und Silben nicht, Erzähle mir aus allen Träumen, Ihr Schatten gibt den Klugen Licht; Und ist dir aller Zeug benommen, So schreib mir stets ums Wiederkommen! Leg' alles, was ich schriftlich sende, Ohn' Argwohn auf dein Vorteil aus; Betrachte wohl den Zug der Hände, Und suche vor das L. heraus, Ja, halt' ein jegliches Gerüchte Von meiner Untreu' vor Gedichte. Es braucht kein häufiges Geschwätze, Denn liebst du recht, so liebst du klug; Ich geb' und halt' auch die Gesetze. Kind! gute Nacht! Du hast genug. Soll etwas mir dein Bild entführen, So muß ich vor mein Herz verlieren. Trennungslied An seine Leonore Bist du denn noch Leonore, Der so manch verliebter Schwur (Sinne nach, bei welchem Tore!) Unter Kuß und Schmerz entfuhr, Ach, so nimm die stummen Lieder Eben noch mit dieser Hand, Die mir ehmals Herz und Glieder Mit der stärksten Reizung band. Durch dein sehnliches Entbehren Werd' ich vor den Jahren grau, Und der Zufluß meiner Zähren Mehrt schon lange Reif und Tau; Meine Schwachheit, mein Verbleichen Und die Brust, so stündlich lechzt, Wird des Kummers Siegeszeichen, Der aus unsrer Trennung wächst. Lust und Mut und Geist zum Dichten, Feuer, Tugend, Ruhm und Fleiß Suchen mit Gewalt zu flüchten Und verlieren ihren Preis, Weil der Zunder deiner Küsse Meinen Trieb nicht mehr erweckt, Und die Führung harter Schlüsse Ein betrübtes Ziel gesteckt. Aller Bilder meiner Sinnen Sind mir Ekel und Verdruß, Da sie nichts als Gram gewinnen, Weil ich dich noch suchen muß; Nichts ergötzt mich mehr auf Erden Als das Weinen in der Nacht, Wenn es unter viel Beschwerden Dein Gedächtnis munter macht. Jedes Blatt von deinen Händen Ist ein Blatt voll Klag' und Weh', Und ich kann es niemals wenden, Daß kein Stich ans Herze geh'; Die Versichrung leerer Zeilen Gibt den Leibern wenig Kraft, Welche Luft und Ort zerteilen. O bedrängte Leidenschaft! Er gibt Leonoren ihr Wort zurück Mein Kummer weint allein um dich, Mit mir ist's so verloren, Die Umständ' überweisen mich, Ich sei zur Not geboren. Ach, spare Seufzer, Wunsch und Flehn, Du wirst mich wohl nicht wiedersehn Als etwan in den Auen, Die Glaub' und Hoffnung schauen. Vor diesem, da mir Fleiß und Kunst Auf künftig Glücke blühte, Und mancher sich um Günthers Gunst Schon zum voraus bemühte, Da dacht' ich, wider Feind und Neid Die Palmen der Beständigkeit Mit selbst erworbnem Segen Dir noch in Schoß zu legen. Der gute Vorsatz geht in Wind; Ich soll im Staube liegen Und als das ärmste Findelkind Mich unter Leuten schmiegen; Man läßt mich nicht, man stößt mich gar Noch stündlich tiefer in Gefahr Und sucht mein schönstes Leben Der Marter preiszugeben. So wird auch wohl mein Alter sein! Ich bin des Klagens müde Und mag nichts mehr gen Himmel schrein Als: Herr, nun laß im Friede! Kraft, Mut und Jugend sind fast hin, Daher ich nicht mehr fähig bin, Durch auserles'ne Sachen Mir Gut und Ruhm zu machen. Nimm also, liebstes Kind, dein Herz, O schweres Wort, zurücke Und kehre dich an keinen Schmerz, Womit ich's wiederschicke; Es ist zu edel und zu treu, Als daß es mein Gefährte sei Und wegen fremder Plage Sein eignes Heil verschlage. Du kannst dir durch dies teure Pfand Was Köstlichers erwerben, Mir mehrt es nur den Jammerstand Und läßt mich schwerer sterben; Denn weil du mich so zärtlich liebst, Und alles vor mein Wohlsein gibst, So fühl' ich halbe Leiche Auch zweifach scharfe Streiche. Ich schwur vor diesem: nur der Tod, Sonst soll uns wohl nichts trennen, Verzeih' es jetzo meiner Not, Die kann ich dir nicht gönnen; Ich liebe dich zu rein und scharf, Als daß ich noch begehren darf, Daß Lorchen auf der Erde Durch mich zur Witwen werde. So brich nur Bild und Ring entzwei Und laß die Briefe lodern, Ich gebe dich dem ersten frei Und habe nichts zu fodern; Es küsse dich ein andrer Mann, Der zwar nicht treuer küssen kann, Jedoch mit größerm Glücke Dein würdig Brautkleid schmücke. Vergiß mich stets und schlag mein Bild Von nun an aus dem Sinne, Mein letztes Wünschen ist erfüllt, Wofern ich dies gewinne, Daß mit der Zeit noch jemand spricht: Wenn Philimen die Ketten bricht, So sind's nicht Falschheitstriebe, Er haßt sie nur aus Liebe. Leonorens Antwort Ach, liebster Schatz, verdient mein Herz So hart versucht zu werden? Es leidet ja wohl anderwärts Vorhin genug Beschwerden, Und dennoch fehlt ihm niemals Lust, Erlaub' ihm nur in deiner Brust Auf kurz genoss'ne Freuden Die Ehre, mit zu leiden. Ich hab' es ja nur dir geschenkt, Nicht aber deinem Glücke, Du irrst dich, wo dein Argwohn denkt, Ich fluche dem Geschicke. Ich weine zwar, doch bloß um dich, Der Trost ist stark genug vor mich, Wenn Philimen erkennet Wie rein die Flamme brennet. Auch mir hat ja wohl die Natur Kein Holz vor Fleisch gegeben; Dein Umgang half mir auf die Spur, Der Weisheit nachzustreben. Du hältst mich schwächer, als ich bin, Ich schleiche zwar in Einfalt hin, Doch weiß ich Lust und Plagen Schon mit Vernunft zu tragen. Ich bin auch zärtlich, wie du weißt, Ich zittre bei den Schlägen; Besinnt sich aber nur mein Geist, Ich leide deinetwegen: So bin ich tapfrer als ein Weib, Es koste Güter, Ruh' und Leib; Ich will mich allen Fällen Beherzt entgegenstellen. Kein andrer traut mir freilich zu, Du kannst und mußt es glauben, Nichts soll mir meine Seelenruh In deiner Liebe rauben. Bedenk es selbst, was macht ein Kuß, Den oft die Unschuld leiden muß? Ich kann's gleichwohl nicht wagen, Dir einen zu vertragen. Bleib, wo, wie lang und wer du willst, Nur lieb' und bleib' mein eigen: So wenig du auch jetzo giltst, So plötzlich kannst du steigen; Gesetzt, es sei dir nichts beschert, Ach, halt mich deines Elends wert; Ich will mit viel Vergnügen Bei dir in Hütten liegen. Der Geiz besitzt nicht, was er hat, Und läßt die Armut lachen, Die Liebe weiß die Lagerstatt Auf Rasen weich zu machen; Mein Herz sucht manches zu verstehn, Da will ich erst zur Schule gehn Und unter deinen Lehren Viel fremde Wunder hören. Da soll mir dein beredter Geist Mit untermengten Küssen Mit Sachen, die er meint und weiß, So Tisch als Traum versüßen; Da werd' ich viel, was längst geschehn, Mit lüstern Ohren wieder sehn Und auch wohl an den Sternen Des Schöpfers Allmacht lernen. Geht hin, ihr Docken stolzer Welt, Macht höhnische Gesichter, Erfreut euch unter Stand und Geld! Ich habe meinen Dichter. Er liebt wie ich, und ich wie er, Was macht mir mehr das Herze schwer? Die Möglichkeit, das Leben Nach ihm erst aufzugeben. * * * * * Die unwiederbringliche Zeit Ich weiß noch wohl die liebe Zeit, In der ich mich genug erfreut. Was waren das vor süße Tage? Die Schläfe trugen Blum' und Glut Und kannten weder Wunsch noch Plage, Noch was den Greisen bange tut. Mein Sorgen ging auf Lust und Scherz. Mein Herz war Amaranthens Herz, Wir zählten weder Kuß noch Stunden, Tanz, Schauplatz, Gärten, Spiel und Wein Und aller Vorteil der Gesunden Nahm Blut und Geist mit Wollust ein. Wie? Was erzähl' ich einen Traum? Zum wenigsten gedenkt mich's kaum. Mein Gott, wie ist die Zeit entronnen? Was hast du, Herz, von aller Lust? Dies, daß du Reu' und Leid gewonnen Und missen und entbehren mußt. Bei der letzten Trennung An Leonore Will ich dich doch gerne meiden, Gib mir nur noch einen Kuß, Eh' ich sonst das Letzte leiden Und den Ring zerbrechen muß! Fühle doch die starken Triebe Und des Herzens bange Qual! Also bitter schmeckt der Liebe So ein schönes Henkermahl. Laß dich etwas Bessers küssen! Alles gönn' und wünsch' ich dir! Aber frag' auch dein Gewissen, Dieser Zeuge bleibet mir. Lerne doch nur weiter denken, Dörft' es dich auch einmal reun? Dörft' auch mein verstoßnes Kränken Deines Ehstands Hölle sein? Sieh, die Tropfen an den Birken Tun dir selbst ihr Mitleid kund; Weil verliebte Tränen würken, Weinen sie um unsern Bund. Diese zährenvolle Rinden Ritzt die Unschuld und mein Flehn, Denn sie haben dem Verbinden Und der Trennung zugesehn. Dieses rührt die toten Bäume, Dich, mein Kind, ach, rührt es nicht! Aber daß ich mich noch säume, Da dein Scheiden gar nichts spricht, Gönnt mir doch, ihr holden Lippen, Eine kurze gute Nacht, Eh' der Raum an solchen Klippen Mein Gemüte scheiternd macht. Gute Nacht, ihr liebsten Armen! Meiner Glieder Müdigkeit Wird nicht mehr in euch erwarmen; Ach, wie quält die alte Zeit. Gute Nacht, ihr schönsten Brüste! Macht nun andre Hände voll; Jetzo geh' ich in die Wüste, Wo mein Elend schlafen soll. In den Wäldern will ich irren, Vor den Menschen will ich fliehn, Mit verwaisten Tauben girren, Mit verscheuchtem Wilde ziehn, Bis der Gram mein Leben raube, Bis die Kräfte sich verschrein, Und da soll ein Grab vom Laube Milder als dein Herze sein. Kann ich dich an Treu beschämen, Will ich noch dein Konterfei In dem Tod ans Herze nehmen, Daß er recht beweglich sei; Sieht es niemand von den Leuten, Sieht es doch der Himmel an, Der dich bei gelegnen Zeiten Wohl damit noch strafen kann. Wirst du einmal durch die Sträuche Halb verirrt spazieren gehn, Ei, so bleib bei meiner Leiche Nur mit andern Augen stehn. Zeige sie dem neuen Schatze, Der dir das Geleite gibt, Und vermeld' ihm auf dem Platze: Dieser hat mich auch geliebt. Ach, wo bleibt ihr teuren Schwüre? Ach, wo ist ein treuer Sinn, Den ich schmerzlicher verliere, Als ich selbst geboren bin? Nimm das letzte Sehnsuchtszeichen: -- Nun, mein Kind, besinne dich; -- Dieses kann dich nicht erweichen, Nimm es, und gedenk an mich! Die verliebte Geduld. Kantate Sei immerhin der Hand entrissen, Im Herzen bleibst du dennoch mein, Das Glücke mag das Bündnis brechen, Die Schickung mag mir widersprechen, Ich trotze doch ihr künftig Nein Und will dich stets im Bilde küssen. Ach Kind! Ach, frage nur den Wind: Wieviel und nasse Klagen Sein müder Flug nach Anklam hingetragen? Seitdem ein harter Schluß Dich anderwärts verbunden. Dies ist der Brunnquell tiefer Wunden, Woran ich Kranker seufzen muß, Solang' ich Blut und Adern fühle. Ja, wäre hier Die Vorsicht nicht im Spiele, So würd' ich dir, So würd' ich deiner Untreu fluchen Und etwan so die Rache suchen: Erzürnt euch, ihr Geister der höllischen Klüfte, Eröffnet den Abgrund und schwefelt die Lüfte Und zündet die Fackeln der Eifersucht an! Bestraft nur die Falsche und weckt ihr Gewissen Und laßt sie durch Feuer und Peinigung wissen, Es werde kein Meineid vergebens getan. Dergleichen Hochzeitssegen Begrüßte deinen Wankelmut, Verstünd ich nicht, was Gottes Finger tut. Allein der Liebe wegen, Womit du mich so hochgeschätzt, Womit du mich so oft ergetzt, Erlaß ich dir die Schuld, Worein dich das Verhängnis führet. Ich werde zärtlich scharf regieret; Doch leid ich mit Geduld Und stelle mir die alten Zeiten Zum Troste dieses Kummers vor. Mich deucht, es hört mein Ohr Die angenehme Stimme rufen, Mich deucht, ich sehe deine Stufen Mit mir spazieren gehn. Du bist mir jetzt noch schön, Du strahlst mir noch, entfernt, ins Auge, So daß ich frischen Zunder sauge, Wenn Schlaf und Nacht Gedanken zollfrei macht Und Träume deinen Abriß bringen, Mit dem ich bis am Morgen ringen Und sicher spielen kann, So daß dein neuer Mann Kein Wort von unsrer Lust erfährt, Gewiß, die Lust ist schlafenswert. Dies Betrügen Zeugt Vergnügen Und erhält den ersten Trieb. Kann ich dich nicht wirklich küssen, Muß ich Mund und Wahrheit missen, Hab' ich auch den Schatten lieb. So bleiben Funken in der Asche, So rostet alte Liebe nicht. Denn daß ich mein Gesicht So oft mit Tränen wasche, Das macht dein köstlicher Verlust. Vertragen sich drei fromme Herzen In einer Brust, So mindre meine Schmerzen Und laß mir jetzt zur Ruh' Auch dort ein Räumchen zu, Wo jetzt dein Liebster Platz genommen; Ich will ihm nicht zu nahe kommen. Die Hälfte mag sein eigen sein, Ich nehme nur das Drittel ein, Und dies mit gutem Rechte, Dieweil mein Fuß zu deiner Lagerstatt Den nächsten Anspruch hat, Und weil ich hier schon Rosen abgelesen, Eh' seiner noch gedacht gewesen. Es trifft mich, wie gesagt, zwar scharf, Doch mag ich deine Ruh' nicht stören, Und was ich nicht besitzen darf, Das will ich still und ewig ehren. Bis die schwere Zunge stammlet, Bis mich ein gedrungnes Haus Zu der Väter Beinen sammlet, Sprech' ich deinen Namen aus. Deine Schönheit, dein Gemüte, Deine Tugend, deine Güte Soll mit mir zu Grabe gehn. Dich nur wieder zu umfangen, Will ich, wenn die Welt vergangen, Noch so rüstig auferstehn. Was fang' ich an? wo soll ich hin? Wo ist mein Trost? wer ist mein Retter? Kein Mensch, kein Himmel, keine Götter Erfreun den unvergnügten Sinn. O daß ich doch geboren bin! Ach Gott, mein Gott, erbarme dich! Was Gott? Was mein? und was Erbarmen? Die Schickung peitscht die ausgestreckten Armen, Und über mich Und über mich allein Kommt weder Tau noch Sonnenschein, Der doch sonst auf der Erden Auf Gut' und Böse fällt. Die ganze Welt Bemüht sich, meine Last zu werden. Von außen drängt mich Haß und Wut, Von innen Angst und Blut; Und dieses soll kein Ende nehmen! Ich will mich oft zu Tode grämen, Und wenn ich will, so kann ich nicht: Dieweil mir das Verhängnis In allen Wünschen widerspricht. Verdammter Schluß, Durch den ich leben soll und muß, Wo dieses ja ein Leben ist, Wenn Sturm und Not Uns täglich schärfer droht, Und Schmach und Schmerz das Herze frißt. Ihr Flüche, ruft den Donnerwettern Und zündet Gottes Eifer an! Flieht, flieht und reizt die starken Keile, Damit ihr Schlag mein Elend heile, Damit sie dies mein Haupt zerschmettern, Das doch nicht eher ruhen kann. Wie? ist die Allmacht nicht so stark, Mich schwachen Wurm zu töten? So mag ihr Blitz vor Scham erröten, So fresse mir die Gift das Mark! So müsse Flut und Eisen Den Weg zur Freiheit weisen. So breche Stein und Blei Den Kerker meiner Not entzwei! Wer widerrät mir dieses Glücke? O freundliche Gelassenheit! Bist du es? Ja! Du kommst zu rechter Zeit. O komm doch noch! Ich hielt dich lang genug verloren; Es ist, als wär' ich neugeboren. Wie Öl in Wunden tut, So stärkt dein Trost mein Blut Mit feinsten Balsamkräften. Nun leid ich gern, Da so ein süßer Kern In bittern Schalen keimet; Nun trag' ich trotz der schweren Zeit Ein Herze voll Vergnüglichkeit. Nun faßt sich, nun setzt sich mein stilles Gemüte, Nun glaubt es der Vorsicht der ewigen Güte, Die dieser Zufriedenheit Vorschub getan. O ruhige Seele, behalt dir das Glücke, Und fiel' auch so Himmel als Erde in Stücke, So bleib in dir selber und sieh es mit an. An Leonore bei Absterben ihres Karl Wilhelms Mein Mitleid, glaub' es mir, betrübte Leonore, Weint gleichfalls insgeheim bei deinem Trauerflore, Und da dein zärtlich Herz vor Angst und Wehmut schlägt, Wird auch mein treues Blut, ich weiß nicht wie, bewegt. Du grämst dich um dein Kind und hast auch Recht zum Grämen, Es läßt doch Fleisch und Blut sich nicht die Regung nehmen, Und was von Herzen kommt, das muß zu Herzen gehn, Wenn Kummer und Verlust aus seiner Flucht entstehn. Dein Herz ist von Natur zu zärtlich im Empfinden, Du kannst den schnellen Riß nicht allzu bald verwinden; Ein Tuch, ein Kleid, ein Ort bringt jetzt mit großer Pein Den Jammer deines Sohns oft ins Gedächtnis ein. Nun, weil du Mutter bist, so setze dich und weine, Doch so, daß auch dein Schmerz nicht gar Verzweiflung scheine; Verscharre deine Qual, sowie den Sarg ins Grab, Und brich doch nicht so viel von deinen Kräften ab. Du hast ja mehr Vernunft als andre deinesgleichen, Ach, laß dir doch von ihr ein heilsam Pflaster reichen. Du kennst, du siehst und weißt den Grund im Christentum, Ach, sieh dich in der Schrift nach Ruh' und Tröstung um. Dein Karl ist wohlversorgt, was sollt' er auf der Erden? Je mehr man Jahre zählt, je mehr der Sünden werden; Er stirbt in Unschuld hin und läßt die böse Welt, Bevor ihr falscher Schein ihm Netz und Angel stellt. Ach, wolltest du ihm wohl des Lebens Elend gönnen! Wie leichtlich hätt' er dich nicht mehr betrüben können, Wenn irgend mit der Zeit die ungeratne Zucht, Durch fremde Schuld verführt, dein Herz mit Angst versucht. Betrachte doch einmal den Lauf von unsern Zeiten, Wo Laster und Gefahr die Frömmigkeit bestreiten, Wo Recht und Billigkeit nur Hohn und Haß erwirbt, Und, wer es ehrlich meint, in Not und Staub verdirbt. Je mehr das Alter wächst, je schwerer wird das Sorgen; Auf eine stille Nacht, auf einen guten Morgen Folgt oft ein Jahr voll Qual, voll Unruh, voll Verdruß, So daß man sich den Tod, vergebens, wünschen muß. Du sprichst: Ach, wenn mein Kind nur nicht so viel gelitten, Sein allzu großer Schmerz, der Bein und Mark durchschnitten, Durchdringt mein Mutterherz, so wie ein schneidend Schwert, Und stört mich, wenn der Leib im Bette Ruh' begehrt. Schweig, Leonore, schweig und laß dich dies nicht plagen, Der Herr legt nicht mehr auf, als unsre Kräfte tragen. Dein allerliebster Sohn ward durch den Kampf geübt, Wovor ihm jetzt der Sieg die reichste Krone gibt. Ach, sollt' er dir anjetzt in seiner Pracht erscheinen, Ich weiß, du würdest selbst vor Lust und Freuden weinen; Er spielt und jauchzt und singt im auserwählten Chor Und stellt in weißer Pracht den schönsten Engel vor. Schweig, Leonore, schweig und laß ihm sein Ergetzen, Du bringst ihn nicht zurück und hast hier zu versetzen Und wirst auch künftighin noch manchmal freudig schaun, Was die vor Sorgen krönt, die Gott in Not vertraun. Ist auf der Welt ein Weib, an dem mir unter allen Witz, Tugend und Person im Herzen wohl gefallen, So ist es, laß mir hier ein frei Bekenntnis zu, Ein Bild von seltner Art, und welche sonst als du! Dies sag' ich ohne List und ohne geiles Schmeicheln, Mein Geist ist von Natur ein Feind von Brunst und Heucheln Und will kein fremdes Schaf und ehrt und liebet dich, Der Herr mag Zeuge sein, nur keusch und brüderlich. Ich merk an dir und mir viel Gleichheit am Gemüte, Und darum bitt' ich auch von Gottes Rat und Güte, Daß, wo ich auf der Welt mich einst vermählen soll, So mach' ein Weib, wie du, mir Bett und Armen voll. Geh' du auch selbst in dich und frage dein Gewissen; Ich weiß, es wird mir jetzt ein Zeugnis geben müssen, Daß manch verborgner Trieb, man weiß oft selbst nicht, wie? Zwo Seelen unverhofft geheim zusammenzieh'. Dies ist der stumme Bund, den niemand wehrt und hindert, Und dessen starke Glut Gesetz und Macht nicht mindert, Dies ist der schönste Zug, der schon im Blute steckt, Und der sich alsobald durch Aug' und Mund entdeckt. Bekäm' ich dermaleinst ein solches Kind zu küssen, Wie zärtlich sollt' es mir des Lebens Angst versüßen, Wie zärtlich wollt' ich nicht mit solchem Schatze tun Und unter aller Last auf Glück und Rosen ruhn. Indessen wirst du mir dein ehrlich Angedenken, So gern als dir mein Wunsch den reichsten Segen, schenken. Die Freundschaft unter uns soll ohne Fleck und Schein, Und du von nun an mir die liebste Schwester sein: Wir wollen unter uns ein Seelenbündnis machen, Dein Leiden sei mein Leid, dein Scherzen sei mein Lachen; Geht es dir stets nach Wunsch und blüht dein zeitlich Heil, So nehm' ich stets daran mein höchst vergnügtes Teil, Der Neid, so nichts verschont, soll nichts davon erfahren; Der Himmel gebe dir von meinen Lebensjahren, Er stürze deinen Feind, er segne dein Geschlecht Und hemme, was dein Herz mit Last und Unruh schwächt. Das Glücke treibt mich jetzt aus meinem Vaterlande Und bringt mich wunderlich, wer weiß zu welchem Stande, Drum sag' ich gute Nacht, gedenk an einen Freund, Der auf der Welt mit dir es wohl am besten meint. Nachwort des Herausgebers Das vorliegende Bändchen der Inselbücherei bietet eine beschränkte Auswahl aus den Werken des deutschen Dichters, der wie kein anderer seiner Zeit als Künstler und als Mensch unsere Teilnahme verdient. Der tiefere Einblick in sein Werden, den vielfache und eindringende literarische Forschung eröffnet hat, zeigt uns einerseits einen Künstler, der aus anfänglicher Gebundenheit zu selbstherrlicher und höchst persönlicher poetischer Gestaltung seines Erlebens emporsteigt und in seinen besten Schöpfungen einen wundervollen Zusammenklang des ureigensten Fühlens mit seinem dichterischen Ausdruck erreicht hat. Anderseits aber hat diese Forschung uns -- Goethes Urteil berichtigend -- eine klare Anschauung verschafft von dem Ringen einer von Grund aus edlen und durch und durch wahrhaftigen menschlichen Persönlichkeit, die alles und jedes mit einer ihr eingeborenen Leidenschaftlichkeit ergriff und an deren tragischem Schicksal doch wohl die Verhältnisse eine größere Schuld tragen, als man bisher anzunehmen geneigt war. Was Christian Günther in letzter Linie fehlte, was er aber bei längerer Lebensdauer sicherlich in einem gewissen Grad noch hätte erlangen können, war die Kraft der Beschränkung, der Selbstbesinnung, die den zerstörenden Affekt zu überwinden weiß, war die Fähigkeit, das Dasein nach künstlerischem Maß zu formen; und dadurch unterscheidet er sich von dem Großen, dessen Urteil über ihn diesem Bändchen voransteht und mit dem von allen vorgoethischen Lyrikern nur er allein verglichen werden darf. Das menschlich Erschütterndste bietet uns Günther in jenen großen Rechenschafts- oder Bekenntnisgedichten, zu deren Abfassung er sich in kritischen Augenblicken seines Lebens gedrängt fühlte. Sie in ihrem ganzen Umfang in dieser Sammlung abzudrucken, erschien mit Rücksicht auf den Raum untunlich. Eine Auswahl aber würde dem Verständnisse des Dichters kaum förderlich sein, so wurde auf ihre Wiedergabe verzichtet. Das konnte um so mehr geschehen, als sie doch in erster Linie biographisches und psychologisches Interesse erwecken, während des Poeten künstlerische Reife im eigentlichen Lied, dem weltlichen wie dem geistlichen, und ganz speziell im Liebeslied erreicht scheint. Die vorliegende Sammlung beschränkt sich daher auf die Wiedergabe einer Gruppe von Liebesliedern, und zwar sucht sie den poetischen Niederschlag in Auswahl zu umfassen, den zwei bestimmte Liebesverhältnisse in der Dichtung Günthers erfahren haben. Auszuscheiden waren deshalb alle Gedichte, die sich auf die Jugendliebe zu Flavia beziehen, ebenso die anakreontisch tändelnden Rosilislieder aus dem Anfang der Leipziger Zeit und nicht minder die nur durch ihre formale Glätte imponierenden Phillisgedichte, denen eben keine wahre Leidenschaft, sondern nur ein durch die bittere Not gebotener Brautstand zur Quelle dient. Es bleiben nach dieser Ausscheidung und nachdem auch auf alle Freundschafts- und Geselligkeitslieder verzichtet worden ist, die Gedichte an Leonore übrig, die einem Schweidnitzer Mädchen gewidmet sind, das durch seine charaktervolle Tüchtigkeit und seine hingebende Treue dem Geliebten in allen Krisen seines bewegten Lebens ein starker sittlicher Halt gewesen ist und das Günther mit allen Fasern seines Herzens und mit aller Kraft des Guten in ihm geliebt hat. Als er nach der endlichen Erkenntnis der völligen Aussichtslosigkeit des Verhältnisses ihr das Wort der Treue zurückgegeben, da ist auch die tragische Wendung seines Schicksals nahegerückt, die dann zuletzt durch die unversöhnliche Härte des Vaters entschieden wird. Die Reihe der an Leonore gerichteten Gedichte enthält nicht nur das Beste, was Günther geschaffen, sondern sie zeigt auch in reizvoller Weise das allmähliche Wachsen der dichterischen Kraft und Kunst ihres Schöpfers. Aus den Banden des schlesischen Schwulstes, der in den ersten Gedichten bei einzelnen Motiven und in bezug auf die Sprache noch stark merkbar ist, führt die Entwicklung über die Anakreontik und die Nachahmung der Neulateiner zu inhaltlicher und formaler Selbständigkeit, die etwa in den von Ende August 1719 ab entstandenen Gedichten erreicht ist. Um der Kontrastwirkung willen ist in dem vorliegenden Heftchen in die eben gekennzeichnete Entwicklungsreihe eingeschoben eine Anzahl der an die Leipziger Leonore gerichteten Lieder (S. 33-45), die sich anfangs als Ausdruck einer leichten und leichtfertigen Liebelei geben und nach Form und Inhalt abhängig erscheinen vom anakreontischen Zeitgeschmack und von einer spezifischen Leipziger Tradition, die sich bis weit ins 17. Jahrhundert zurück verfolgen läßt, die aber dann, als unvermutet die Tändelei sich in eine wahre Leidenschaft wandelt, als aus stärkster psychischer Spannung heraus entstanden erscheinen und wirkliche künstlerische Qualitäten besitzen, wenn sie auch die späteren Leonorenlieder weder an Innigkeit und Tiefe des Gefühls, noch an Schlichtheit und Wahrhaftigkeit des sprachlichen Ausdrucks zu erreichen vermögen. Die chronologische Anordnung der Gedichte folgt fast ausschließlich den Forschungen von Carl Enders, der hoffentlich die kritische Ausgabe der Werke Günthers bald erscheinen läßt. Es seien noch ein paar kurze erläuternde Hinweise auf einige in den Gedichten erwähnte Namen gestattet. S. 12, Str. 1: Striegau in Schlesien ist Günthers Vaterstadt; Anspielung auf den Tod eines Schweidnitzer Schulfreundes, der von einem Mitschüler erstochen worden war. Str. 3: Johannchen ist die Vertraute der Liebe zwischen Günther und Leonore. An sie sind auch die Strophen 5-8 auf S. 16 gerichtet. S. 20, Z. 7 v. u.: Diese Freundin oder besser Friedensstörerin ist nicht mit Johannchen zu verwechseln; wer sie war, wissen wir nicht. S. 41: Pfeifer ist ein Leipziger Freund Günthers, bei dem die Liebenden sich heimlich trafen. S. 46, Str. 1: Philirinde ist die Leipziger Leonore, die aus der Lindenstadt Stammende. Inhaltsverzeichnis Goethe über Johann Christian Günther 3 Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte (10. August 1719) 5 Als er endlich sich wagte, ihr seine Liebe zu entdecken (März/April 1715) 7 Sonett (3. April 1715) 9 An seine Schöne (8. August 1715) 9 An Magdalis, als er sie auf einige Zeit entbehren sollte (August 1715) 11 Als er sich seiner Abwesenden erinnerte (etwa 1715) 11 An Leonoren (1715?) 12 Vor dem Abschied (September/Oktober 1715) 12 Als er sie seiner beständigen Treue versicherte (etwa 1715) 14 An die Freundin der Geliebten (ebenso) 15 Abschied (ebenso) 17 An Magdalis (15. November 1715) 19 Als er ihrentwegen viel leiden mußte (November 1715?) 21 An seine Magdalis. Aria (Wittenberg, Ende 1715) 22 An seine Leonore (etwa 1715) 24 Als er seiner Magdalis nichts zum grünen Donnerstag geben konnte (9. April 1716) 24 An Leonoren (Frühjahr 1716) 24 Aus einem Schreiben an seine Magdalis (Wittenberg, 10. Juli 1716) 29 Aus einem Schäfergedicht: Er erinnert sich voriger Zeiten (Juli/August 1717) 30 Aus den »letzten Gedanken«. In schwerer Krankheit (Mai/Juni 1718) 32 An Selinde, die Leipziger Leonore (Frühjahr 1719) 33 Als er gegen seine Schöne sich etwas zu frei aufgeführet hatte (Frühling 1719) 35 Als er sie wieder zu besänftigen suchte (1719?) 37 Als sie sich endlich zum Lieben bewegen ließ (26. Juni 1719) 38 An die Leipziger Leonore (Dresden, 22. August 1719) 40 An die ungetreue Leonore (Ende August 1719) 42 Als sie ihm untreu wurde (Ende August 1719) 43 Die verworfene Liebe (Ende August 1719) 45 An die Schweidnitzer Leonore (Ende August 1719) 46 Auf der Abreise von Dresden in sein geliebtes Schlesien (2. September 1719) 47 Rückkehr nach Schweidnitz (15. September 1719) 50 An sein Lenchen (15. September 1719) 51 Schwur der Treue. An Leonore (1719) 53 Gedenken. An Leonore (September 1719) 55 Die immer grünende Hoffnung. An Leonore (September 1719) 56 An Leonoren bei dem andern Abschiede (September-Oktober 1719) 58 Als er sie nach vier Jahren wieder das erstemal empfing (Dezember 1719) 59 Schreiben an seine Leonore (Breslau, 22. Dezember 1719) 60 Als sie zur Hochzeit ihres Bruders reiste. An Leonore (Anfang Januar 1720) 61 An seine Leonore (Januar 1720) 63 An Eleonore (Januar 1720) 65 Scheiden (Januar 1720) 67 Aria. An Leonoren (Lauban, 29. Februar 1720) 67 Trennungslied. An seine Leonore (März 1720) 70 Er gibt Leonoren ihr Wort zurück (April 1720) 72 Leonorens Antwort (April 1720) 74 Die unwiederbringliche Zeit (April 1720) 76 Bei der letzten Trennung (1720?) 77 Die verliebte Geduld. Kantate (Ende 1720?) 79 An Leonore bei Absterben ihres Karl Wilhelms (Juni-Juli 1722) 84 Nachwort des Herausgebers 88 Alphabetisches Verzeichnis der Liederanfänge Ach Kind, ach liebstes Kind, was war 60 Ach Kind, verschone mich in dir 65 Ach, liebster Schatz, verdient mein Herz 74 Bist du denn noch Leonore 70 Bleib, wer du bist und willst, Selinde 43 Das Glücke muß fürwahr 9 Die Liebe weckt an diesem Morgen 15 Die Regung ist zu scharf, ich muß 59 Die Trennung dient zu größrer Freude 67 Du daurest mich, du allerliebstes Kind 58 Du ehmals liebster Ort der treuen Leonore 50 Du zwingst mich, wertes Kind 12 Eher tot als ungetreu 53 Eleonore ließ ihr Herze 38 Erzählt, ihr kalten Nordenwinde 22 Erzürnte Schöne, laß einmal 37 Etwas drückt mir noch das Herz 32 Euch, Musen, dankt mein treu Gemüte 5 Flammen in der Brust empfinden 7 Gedenk' an mich und meine Liebe 61 Gedenk' an mich und sei zufrieden 55 Getreue Magdalis, du forderst zwar den Zoll 24 Hat jemals Furcht und Scham 35 Hier hast du nun den dritten Schwur 63 Hier setze dich, verschämtes Kind 33 Ich habe genug 45 Ich nehm' in Brust und Armen 67 Ich weiß noch wohl die liebe Zeit 76 Kommt, tröstet mich, ihr alten Tage 47 Küßt, ihr Seufzer, mein Vergnügen 11 Mein Buch, das eure Feder kennt 12 Mein Engel, nimm von mir 19 Mein Herz, verzage nicht 21 Mein Kummer weint allein um dich 72 Mein Mitleid, glaub' es mir, betrübte Leonore 84 Nach so viel Angst und Neid 51 Nun hab ich schon genug 42 Nun, Kind, ich kann dich nicht mehr bitten 40 Schicke dich, geliebtes Kind 24 Schweig du doch nur, du Hälfte meiner Brust 17 Sei immerhin der Hand entrissen 79 So sollt' und mußt' es sein 46 So wenig eine junge Rebe 9 Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde 56 Was muß doch mancher Mensch nicht tragen 30 Weine nicht, mein Kind, ich bleibe 14 Wie hör' ich das von dir, betrübte 29 Will ich dich doch gerne meiden 77 Zwei Tage soll ich dich 11 Zwischen Ufer, Tal und Klüften 24 Gedruckt bei Breitkopf und Härtel in Leipzig. Anmerkungen zur Transkription Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originaltextes wurden übernommen, nur offensichtliche Druckfehler wurden korrigiert. End of Project Gutenberg's Leonorenlieder, by Johann Christian Günther *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK LEONORENLIEDER *** ***** This file should be named 45404-8.txt or 45404-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/4/5/4/0/45404/ Produced by Norbert H. Langkau, Norbert Müller and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. 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