The Project Gutenberg EBook of Nixchen. Ein Beitrag zur Psychologie der hoeheren Tochter by Hans von Kahlenberg This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org/license Title: Nixchen. Ein Beitrag zur Psychologie der hoeheren Tochter Author: Hans von Kahlenberg Release Date: April 2, 2011 [Ebook #35758] Language: German Character set encoding: US-ASCII ***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK NIXCHEN. EIN BEITRAG ZUR PSYCHOLOGIE DER HOeHEREN TOCHTER*** [Illustration: Cover image] Nixchen. _Saemtliche Rechte vorbehalten_ *Nixchen.* Ein Beitrag zur Psychologie der hoeheren Tochter von *Hans von Kahlenberg.* _Umschlag von __Hermann Liebich__._ *12.-14. Tausend.* _Wiener Verlag._ Wien 1904. Maschinensatz von Oscar Brandstetter in Leipzig. 23217 ERSTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl, Berlin, Nettelbeckstrasse. Mein lieber, alter Mephisto! Ich weiss zwar nicht, wie ich dazu komme an Dich zu schreiben, grade heute in meiner schoenen Kirchtags- und Osterglockenstimmung; denn eigentlich war ich recht wuetend auf Dich, wuetend und entruestet und etwas traurig von unserm letzten Berliner Beisammensein, als Du mir bei frappiertem Sekt und koestlichen Natives so nackt und klipp Deine Ansichten ueber ein gewisses Thema auseinandersetztest. Und Du weisst, dass ich in dem Thema nun einmal ein unverbesserlicher, hartgesottener Idealist bin. Denn ich frage Dich, Skeptiker und Realist, was waere das Leben ueberhaupt wert, all unsre Arbeit, mein Schuften hier auf der einsamen Klitsche, die Jagd nach Beruehmtheit, die Freude an dem, was man in sich hat, an der schoenen Gotteswelt draussen, wenn man sich nicht mitteilen koennte, wenn die lieben Frauen nicht waeren, die liebe, schoene Aussicht, solch ein liebes, lebendiges, teilnehmendes Wesen sein eigen zu nennen. Ja, die lieben Frauen! - Und Du magst nun sagen was Du willst und Erfahrungen haben so viele Du willst - ich bedauere Dich oft darum. Ich behaupte, sie sind das Einzige im Leben, das es fuer Unsereinen ueberhaupt erst lebenswert macht. Es giebt Engel unter ihnen, suesse, unschuldige Blumen, tausendmal besser, feiner, klueger wie wir, direkt vom Himmel herunter gesandt, damit man eine Ahnung behalten soll hier unten im Staube, wie's da oben aussah. Lache nun wie Du willst ueber den Romantiker, den Thoren, den Parzival! Es ist zu schoen, ein Thor zu sein! Und um es kurz zu machen, Du alter, lieber Freund, trotz Deines infernalischen Beigeschmacks, - ich bin gluecklich, unbeschreiblich, lautjubelnd, stillselig gluecklich! - Ich liebe. Da steht es nun. Das Wort kommt mir fast profan vor Dir gegenueber. Weisst Du ueberhaupt, was Liebe ist, so eine echte erste, gute, frohe und starke Liebe, Du grosser Kenner des menschlichen Herzens, vereidigter Sachverstaendiger in Liebesangelegenheiten, unvergleichlicher Vivisektor der Gefuehle? - Du weisst sehr viel, viel mehr als Dein armer Krautjunker und doerflicher Pylades, aber das weisst Du doch nicht. Und wie kannst Du es wissen? Du Grossstadtmensch, der sich immer zwischen Haeuserreihen und elektrischen Lampen umhergetrieben hat, beruehmt mit sechsundzwanzig, vergoetterter Boudoirheld, dem die Koeniginnen des Salons zu Fuessen lagen, diese Frauen, die Du kennst, die Du schilderst wie Keiner, Tigerinnen mit Madonnengeluesten, sentimentale Messalinen, Prostituierte des Herzens und der Phantasie, die fuer mich schlechter sind, als Strassendirnen, die ehrliche, schmutzige Gemeinheit ohne Eau de Lys und praeraffaelitischen Faltenwurf. Weisst Du, wenn ich so ein Buch gelesen habe in seinem gruenen, glatten Eidechseneinband mit hochmodernen Winkeln und Schnoerkeln und den beunruhigenden Halbfrauen- und Sphynxemblemen, hier in meiner alten, verraeucherten Bude mit den Hirschgeweihen und den alten Preussenkoenigen und ihren alten, strammen Soldaten darunter, dann moecht' ich es gerade an die Wand werfen und hinausstuermen. Freie Luft! Baeume! Erdgeruch! Hier ist doch noch Natur, Wahrheit, Keuschheit! - - - - Und doch ist auch sie keine Landbluete, nicht im Walde erschlossen beim Quellenrauschen, - eine Grossstadtblume, blaue Wunderblume ueber dem Sumpf und dem Steinmeer. Wie sollte es auch anders sein? Sechzehn Jahre! suesse sechzehn! - halb Kind noch, halb Jungfrau! Das ist das lieblichste Alter. Ich mag die "jungen Damen" nicht, die schon drei Winter ausgegangen sind, deren Schultern jeder Laffe besehen hat, deren Unbefangenheit man mit faden Schmeicheleien vergiftet. Jedes Maennerauge, das sie begehrte, hat einen Fleck darauf zurueckgelassen. Nein, so ist mein Liebling nicht. Ich bin der Erste, der glueckliche, selbst nichts ahnende Jaeger, der das Edelweiss an der steilen Bergwand entdeckt. Das ist buchstaeblich zu nehmen. Du kennst die Partnachklamm. So faul warst selbst Du nicht bei Gelegenheit unsrer famosen Zugspitzbesteigung, die Du mit dem Fernrohr von der Terrasse in Eibsee aus verfolgtest. Da traf ich sie, ganz allein, die Eltern waren am obern Rande voraufgegangen. Sie war forsch gewesen. Sie hatte die Innentour machen wollen, die kleine, kecke Berlinerin. Da stand sie, gegen die nasse, riesige Felswand gedrueckt, blass und zitternd mit aengstlich hochgehaltenem Kleidchen zwischen den brausenden, tobenden Wassern im spruehenden Wasserstaube, der das winzige, zierliche Sonnenschirmchen durchnaesste wie ein Luempchen. Ich fuehrte sie. Wie sie so aengstlich trippelte, Schrittchen fuer Schrittchen an meinem langen Bergstock! - und doch glaeubig. Sie hatte Mut nun. Sie wusste, der grosse, grobe Mann im braunen Lodenkittel wuerde sie sicher durchsteuern durch das aengstliche, riesige Labyrinth von Steinen und Wassern. Es ist ja nur ein barbarischer Vorzug der Natur, aber derjenige, dessen man sich am haeufigsten und reinsten freut, stark zu sein, Mann zu sein, und doch Alles wieder nur, um so ein kleines, schwaches, weiches Ding festzuhalten, zu schuetzen, das Einen mit einem Laecheln um den winzigen Finger wickelt. Was soll ich Dir weiter erzaehlen? Ich stellte mich vor. Ich durfte mit den Eltern sprechen. Ich wurde ein Glied ihres kleinen Kreises - allmaehlich, mit Tasten und Zurueckweichen, wie es bei vornehmen, vorsichtigen, norddeutschen Menschen ist, dann waren sie desto herzlicher. Zwei aeltre Schwestern sind verheiratet. Ein Bruder ist Offizier, Leutnant bei den T....er Dragonern. Mathilde ist die Juengste. Mathilde - etwas Klares, Reines, altdeutsche Kaiserinnen und blonde Burgfrauen. - Wie ich den Namen liebe! Sie haben alle huebsche Namen in der Familie: Elisabeth, Magdalene. Der Vater Geheimrat, preussischer Beamter vom alten Schlage, etwas trocken, etwas zugeknoepft, Ehrenmann vom Scheitel bis zur Sohle. Die Mutter, die echte deutsche Frau, bluehend, muetterlich, mit geschickten Haenden. Etwas Reinliches um die Frau, keine Unordnung, keine Unklarheiten! Weil ich selbst keine Mutter gehabt habe, empfinde ich das doppelt, diese Frau hat mein ganzes Herz. Und Mathilde - ich hasse Abkuerzungen. Ich nenne sie Mathilde, nicht Tildchen oder Tilly oder gar englisch-undeutsch Mattie, Maudie, - es passt am besten fuer sie. Blondes Flechtenkroenchen, blonde Augen, eine Haut von der Frische und dem duftigen Schmelz des Rosenblattes. Ich schwaerme fuer schoenen Teint bei Frauen. Er scheint mir ein Sinnbild der inneren Reinheit. Jede arglose Regung liest sich in den Wellen des Blutes unter der Milchweisse der Unschuld. Und sie ist ja so kinderjung noch! Es ist doch fast eine Suende. Ich habe Frau von B. gebeten, ihr noch nichts zu sagen. Ich will um sie werben. Blatt fuer Blatt moechte ich diese Knospe erschliessen, Gedanken, Herz, Sinne, bis sie mein ist, Leib und Seele. Leib und Seele! welch ein Gedanke! welche Aufgabe! Ehrfuerchtig, fast zagend stehe ich davor. Was weiss denn so ein junges Geschoepfchen von der Welt, vom Leben, vom ganzen, grossen Menschheitswesen? Dass der liebe Gott in sieben Tagen Himmel und Erde geschaffen, dass Friedrich der Grosse mit einem Krueckstock ausging, dass ein gewisser Goethe einen gewissen Faust geschrieben hat? _Meine_ Aufgabe wird es sein, sie einzufuehren, ihr zu zeigen aus meinem Arm. Wie leicht erklaert sich das Raetsel der Welt, wenn das Koepfchen so sicher ruht an treuer liebevoller Brust! Darum ist es mir auch so lieb, dass Mathilde nicht in Pension gewesen ist. Ich hasse diese Ansammlungen an gleichgueltigen, unheimatlichen Orten unter ungenuegender Aufsicht, wo schlechte Elemente ja nicht fehlen koennen. Ich habe meine laendliche Alleinerziehung stets als einen Vorteil empfunden. Und wenn Ihr mich nachher als "reinen Thoren" verspottet habt, ich habe Euch nicht beneidet. Sie hat nur Privatunterricht genossen, in kleinen Kursen, mit Toechtern ausgewaehlter Familien. Ihre liebste Freundin ist die Tochter eines pensionierten Generals, ein lustiges, schwarzaeugiges Plaudertaeschchen. Sie sind fast unzertrennlich, da geht dann ein sehr liebliches, bestaendiges Tuscheln und Kichern vor sich, all dieser tausend kleinen Nichtigkeiten, ein neues Kleidchen, eine Schwaermerei fuer einen toten Dichter oder verehrten Lehrer ... Wie unendlich ruehrend diese Einfalt gerade ist! Sie hat fuer mich etwas Heiliges. Ich bete, dass ich wuerdig sein moege. Ich pruefe mich selbst, meine Gedanken, meine Worte. Selbst meine Augen moechte ich bewahren, sie nicht vorzeitig zu erwecken, zu beunruhigen, meine Blume, meine Lilienknospe, mein Elfenkind! Lache ueber mich! Zucke die Achseln! Setze Deine spoettischste Mephistomiene auf ueber den Menschen, den Esel, den Dummkopf, der in einem sechzehnjaehrigen Kinde, einem Backfisch, einen Schatz gefunden hat, eine Krone, eine Erloesung! Ich bin gluecklich! Dein Achim. ZWEITER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow, Templin bei Rathsdorf, Kreis Jueterbog in der Mark. Teurer Parzival! Heute also zu Deiner Epistel von gestern. Ich habe weder gelaechelt, noch eine spoettische Miene aufgesetzt. Ich kannte ja die dicken Couverts, das Wappen Semper idem, die engbeschriebenen Seiten a la Hainbundjuengling. Aber ich habe nicht gelaechelt. Nur geseufzt habe ich! Kommt denn der Mensch nie aus dem Zahnen heraus! Da habe ich ihn muehsam einer angejahrten, stark magdalenenhaften Witib aus den Faengen gerissen, nun faellt er auf einen Backfisch herein, einen Berliner Backfisch, eine Geheimratstochter! - Mensch! Mensch! Die Goetter wollen Dein Verderben. Ich kenne die Beschreibung. Ich kenne das Original. Ich sehe es zu Dutzenden alle Tage zwischen Brandenburger Thor und Savigny-Platz, manchmal noch mit der Schulmappe und dem Bammelzopf sogar, das aeugelt und kichert auf der Pferdebahn, giebt sich in Konditoreien Rendezvous, liest Tovote und Maupassant, wo Leihbibliotheksjuenglinge erroeten, und traeumt von chambres separees, alten Maennern mit Millionen und Hausfreunden, die Gesandtschaftsattaches sind. Der Schaendliche! Der Pessimist! wirst Du sagen, und dann kommt die ganze Philippika gegen moderne Kunst und Volksvergifter. Mein lieber Junge! Ich hatte auch mal Grundsaetze. Ich weiss nicht, ob sie ganz so schoen waren wie Deine. Ebenso ehrlich waren sie. Ich habe keine mehr. Ich denke gar nichts mehr. Ich sehe nur noch und staune. Ja, zuweilen staune auch ich noch! Ich neige in Demut vor der skeptischen Thatsache mein mephistophelisches Haupt: Leben! Du bist doch noch eine aergere Komoedie als ich dachte, ich Hans Herbert Groendahl, alter, ausgelernter Komoediant und Komoedienschreiber. Uebrigens ja doch! lachen musste ich doch. Bei der Beschreibung: Flechtenkroenchen, blaue Augen, diese Zartheit, Blondheit. Geheimratstochter aus W..... Weisst Du noch, wenn Du mir Standreden hieltest ueber meine Abenteuer, entruestet warst, mich der Phantasie beschuldigtest, teuflischer Verfuehrungskuenste? Diesmal wirst Du wenigstens zugeben muessen, dass ich auf unschuldige Weise dazu gekommen bin, auf die allerunschuldigste, buchstaeblich im Schlafe, Du weisst ja "seinen Freunden u. s. w." Also ich liege gegen vier Uhr ganz sanft und wickelkindsfromm in Morpheus Armen, als Martin zwei Damen meldet. Martin ist geaicht auf solche Faelle. Er hat dann foermlich etwas Priesterliches, die Allueren eines Offizianten, der das Allerheiligste oeffnet. Neulich war meine liebe, alte, dicke Schwester Jule bei mir, die in Muenchen der edlen Malkunst obliegt, nebenbei so ziemlich das garstigste, ehrlichste, fidelste Frauenzimmer von der Welt mit einer ausgesprochenen Abneigung gegen Korsetts und das Korsettentsprechende im moralischen Leben. Martin bediente uns waehrend des Essens mit einer Grandezza und diskreten Feierlichkeit, die anfing laehmend zu wirken. Jule wurde stiller und stiller. Sie hat einen guten Witz bei noch mehr sueddeutscher Gemuetlichkeit und liebt es, denselben goutiert zu sehen auch von den geringeren Goettern. Martin zuckte mit keiner Wimper. Ab und zu warf sie einen fast schuechternen Seitenblick auf sein glattes, undurchdringliches Gesicht. Nach dem Diner der Kaffee. Martin huscht lautlos ab und zu. Im Salon sind alle Jalousieen heruntergelassen und die Stores vorgezogen - notabene es war drei Uhr nachmittags. Die Lampen brennen durch rote Seidenschirme, feierlich und gedaempft wie Kirchenkerzen. Jule lacht und spricht sehr ungeniert. Sie raucht Pfeife mit selbstgeschnittenem Tabak und giesst einen Cognac nach dem andern hinter die Binde. Martin praesentiert Feuer von dem zuengelnden Stirnflaemmchen einer Serpentintaenzerin und traeufelt das Nass aus dem gruenen Fischleib einer schlanken, schilfentsprossnen Najade. Sie vermisst ihren Hut und Paletot. Martin hatte beides vorsorglich von dem Riegel im Entree weggetragen und hinter einer opportun aufgestellten Staffelei mit dem Lenbachschen Bismarckbilde verborgen. Sie fuehlt das Beduerfnis, im Schlafzimmer zu verschwinden. Im Schlafzimmer ist es Nacht. Das Bett steht zurueckgeschlagen mit langherabrieselnder gelber Seidenkouvertuere. Ueber dem Kopfende haelt ein gefaelliger Cupido, laechelnd vorgeneigt, ein elektrisches Flaemmchen. Vor der Toilette liegen, planvoll arrangiert, Kaemme, Brennscheere, langbeinige Haarnadeln, glatte und gewellte, ein silbernes Schuhknoepferchen mit Elfenbeingriff. Jule traegt Lahmannsandalen und kurzgeschoren. "Du -", sagte meine alte brave Schwester, wiedereintretend, mit einem sehr energischen Klink der Thuer, der ihm durch und durch gehen musste. "Wenn der im Paradies dabei gewesen waere, den Apfel haette der liebe Gott sich sparen koennen." Also Martin meldet. Du weisst, dass Hoeflichkeit gegen das weibliche Geschlecht eine schwache Seite von mir ist. Wenn Du wuesstest, was ich durch diese Hoeflichkeit schon gelitten habe! Das ist physisch bei mir. Ich erhebe mich also. Ein rascher Blick in den Spiegel, eine Handbewegung nach dem Schnurrbart, eine ebensolche an die Halsbinde. Der aeussere Mensch waere geruestet. Mein Junggesellenheim kann sich immer zeigen. Das ist mein Stolz, und Martin ist darin gut erzogen. En avant donc! "Meine Damen, was verschafft mir die Ehre?" Zwei Backfische, allerliebst! ein blonder und ein brauner, suess, frech, puterrot. Aus gutem Hause - Handschuh, Stiefel - viel Wasser und Seife. Ich sehe sowas sofort. "Sie sind doch der beruehmte Herr Groendahl? Wir haben Ihr Buch: "Verbotne Fruechte" gelesen. Meine Freundin und ich wollten Sie gern mal kennen lernen." Es ist die Braune, die spricht, forciert naseweis mit dreisten, hellen Augen. Die Blonde steht verschaemt mit schlagenden Wimpern. "Ich bin meinem Buche sehr dankbar, dass es mir solch reizende Bekanntschaft vermittelt hat.... Wollen Sie nicht Platz nehmen, meine Damen?" Sie setzen sich, beide natuerlich auf einen Stuhl. Sie kichern. Die Blonde bearbeitet die Braune sehr energisch in der Knie- und Ellenbogengegend. Die ist schon ganz frech: "Ich heisse Kathinka Schnebeling und meine Freundin heisst Isolde Schulze. Wir schwaermen fuer moderne Litteratur. Meine Freundin schwaermt fuer Ihre Buecher. Sie hat auch eine Photographie von Ihnen. Sie hat sie bei sich." "Und nun sind Sie sehr enttaeuscht natuerlich - ein alter Mann mit einem kahlen Kopfe...." Erneutes Kichern. Diese kleinen Maedchen muessen sehr solide Knochen haben, dass sie ihre gegenseitigen Pueffe und Ellenbogen so gut vertragen. "Unsre ganze Klasse schwaermt fuer: "Verbotne Fruechte". Wir haben es Alle gelesen. Oh wir lesen Alles!" Das Alles kommt atemlos heraus, in ganz kurzen Saetzen. Ich spiele den Moralisten: "Das ist doch aber eigentlich in Ihrem Alter ...." "Oh, ich bin auch schon mal im Wintergarten gewesen mit meinem Vetter Hubi und "Sodoms Ende" haben wir gesehen, heimlich!" "Der Vetter Hubi ist ein gluecklicher Mensch ... Aber merkt denn das Ihre Frau Mama oder Ihr Herr Vater nicht?" "Oh, Papa! Der sitzt zu Haus und legt Patiencen," (schriftlich nicht wiederzugebende Nueance der Verachtung fuer diese ehrenwerte Beschaeftigung des wackren alten Herrn). "Itta" - was diese kleinen Maedchen fuer Namen haben! Das ist alles: Issy, Cissy, Missy, eine Mischung von Kaetzchenmiauen und Babygelalle, als ob ihnen ein ordentlicher, honetter, christlicher Vorname ebenso unmoeglich waere wie ein ordentliches, honettes Ja oder Nein - -, "Itta wollte so gern zu Ihnen und da bin ich mitgegangen. Itta schwaermt fuer Kuenstler. Ich habe Offiziere am liebsten, hauptsaechlich Garde und Kavallerie." "Aber Kitty!" ... Also die Blonde! Die Blonde war auch eigentlich die Niedlichste. Ich liess Wein und Suessigkeiten bringen. Martin ist darin vollkommen. Sie knabberten wie die Maeuse. Von dem Wein nippten sie nur. Dabei gingen die Augen im Zimmer herum. Sie brannten foermlich vor Interesse. Eine dekolettierte Kabinettphotographie der Kaiserin auf meinem Schreibtisch enttaeuschte sie sichtlich: "Ach die Kaiserin!" ... Einige Bouchers entschaedigten sie etwas. Sie stiessen sich an und kicherten. Sicher hatten sie erwartet, die ganzen Waende voll nackender Frauenzimmer zu finden, alle fuenf Barrisons mindestens! "Ist es wahr, dass Sie jeden Tag Liebesbriefe kriegen? Olga Krohn sagt es." Olga Krohn ist ein charmantes Maedchen. Ich zeige maennliche Bescheidenheit: "Ab und zu .. wie heute .. dass holde Lichtelfchen einem armen Sterblichen ihre Gunst erweisen." "Aber furchtbar viel Lieben haben Sie gehabt?" "Es giebt soviel Liebreiz in der Welt." "Sie sind sicher schon oft sehr ungluecklich gewesen?" "Unsaeglich!" Dabei betrachten sie mich kritisch wie zwei kleine, menschenfressende Ungeheuer, ob ich nun die makellose, weisse Hemdenbrust aufknoepfen und das traditionelle blutende Herz mit dem grossen Knax mittendurch entfalten werde. "Aber wollen wir nicht von meiner bescheidnen und gaenzlich unromantischen Person .." Sie tauten riesig auf: von Vetter Hubi, Gymnasiasten, einem Studenten, einem Courmacher der Blonden ... Was die Eine nicht sagte, verriet die Andre, - die Braune immer ein Schrittchen voraus und die Blonde nachhelfend ... von Susi Hausner und Litty Mehring und Daisy Grimme ... Oh, die war ganz schlimm, Daisy Grimme! Und als ich ganz bescheidentlich einmal einen rein technischen Zweifel zu aeussern wage inbetreff der "Gelegenheit" ... Man hatte ja seine Musikstunden, Kurse, die Schneiderin zum Anprobieren. Das System funktionierte vorzueglich. Eine ganze geheime Konnivenz aller dieser Faktoren blickte durch, die Angst, Schuelerinnen zu verlieren, Kundschaft einzubuessen. Ich sage Dir, es war entzueckend, die beiden heissen, niedlichen, kleinen Kaefer! Es schlaegt sechs Uhr. Die Braune erhebt sich: "Jetzt muessen wir aber gehn." "Schon?" Mit einem ermutigenden Puff an die Blonde: "Du kannst ja wiederkommen." _Ich!_ "Wenn ich auf ein solches Glueck hoffen duerfte?" ... "Ich werde Ihnen schreiben," haucht die Blonde. Ich quittiere mit stummem Handkuss. Der stumme Handkuss ist ausserordentlich wirkungsvoll, ehrfuerchtig, bescheiden, vielsagend - und stumm! Ich empfehle Dir den stummen Handkuss. - - - Ich muss gestehen, etwas chokiert war ich doch. Kreuzschockschwerenotnochmal! Sowas sind am Ende unsre Schwestern. Sowas heiratet man. Mit sowas setzt man Toechter in die Welt, die wieder schlechtbeleumundeten Junggesellen auf die Bude ruecken. Brrr ..... Da hast Du was fuer Dein gluehendes Herz! DRITTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl. Nun denkst Du, Du hast ins Schwarze getroffen mit Deinem Gift-Pfeil. Fehlgeschossen, alter Seelenvergifter! Ich fluechte mich einfach zu Mathilde. Wenn man die Thatsache vor sich sieht, schwinden die Zweifel. Der Glaeubige, dem die Madonna leibhaftig erschienen ist, braucht weder Dogmen noch Logik. Ein Gluecklicher entruestet sich nicht einmal moralisch. - - - - Sie ist noch immer geschlossen, suess und ahnungslos. Aber manchmal kommt es mir vor, als ginge ein Erschauern durch die schlanke Huelle, ein tieferes Atmen, die Ahnung kuenftigen Fruehlingssturmes, heller, glorreicher Sonnenwaerme. Wir sassen auf dem Balkon. Ich sah sie wohl zu heiss an. Sie verwirrte sich. Sie war still. Diese suesse Stille! Kennst Du einen huebscheren Ausdruck als den Koriolans an sein Weib: "Mein suesses Schweigen!" Es liegt darin eine solche Tiefe der Unberuehrtheit. Auf vieles waere es schlechterdings unanwendbar, auf Dich zum Beispiel. Nur die Natur hat dieses Schweigen - der See - der Himmel - die Frau ... Ich bemuehe mich, ihr unschuldiges Tagewerk kennen zu lernen. Sie hat im Hause ihre kleinen Aemter, den Thee zu bereiten, Staub zu wischen, dem Papa den Fruehstueckskakao zu bringen. Auch ihre eigenen Sachen haelt sie selbst in Ordnung, die kleinen Roeckchen, Struempfchen, Ziertuechelchen und Baendchen. Die Mutter hat sie schlicht und haeuslich erzogen, wie sie selber ist. Mathilde kann kochen. Sie kann sogar das Plaetteisen selber fuehren. Ich finde das entzueckend. Dazu nimmt sie noch einige Stunden weiter mit ihrer Freundin Katharina v. W. Sprachen, Litteratur, Musik. Sie gehen dazu zu den Kursen hin. Damit wird dann wohl ein kleiner Spaziergang mit der Freundin verbunden. Die beiden Maedchen sind unzertrennlich. Wie das schwaetzt und schnaebelt! - all diese unschuldigen Vertraulichkeiten, die allerliebsten Geheimnisse der sechzehn Jahre. Das thut mir manchmal fast weh. Wieviel muss da sein, von dem wir nichts ahnen, fuer das wir kein Verstaendnis haben, ein grober, einfacher Landjunker, wie ich, ohne Mutter, ohne Schwestern aufgewachsen, den Frauen gegenueber ein schuechterner Stuemper! Wieviel andrerseits haben wir nicht zu geben, einzuweihen hinein! Vorerst mein liebes, altes Templin selbst mit allen seinen Erinnerungen, seinen Schoenheiten. Unsre Mark _hat_ Schoenheiten, ihre sehr intimen, keuschen Schoenheiten, die sich nur dem Verstehenden enthuellen, dem Freunde, dem Liebhaber, dann die weite, schoene Gotteswelt, Italien, Norwegen - das Meer ... Die Partenkirchner Tour war ihre erste Reise. Dann bin ich dankbar, dass ich reich bin, soviel Schoenes erschliessen kann fuer mein Lieb. Wie wird sie staunen vor den grossen Offenbarungen der Kunst, die kleine, barbarische Berlinerin, die nichts kennt! Alle meine Lieblingsbuecher will ich mit ihr lesen! Goethe, Gottfried Keller, Storm. Selbst eine gute Patriotin soll sie werden, teilnehmen an den Hoffnungen und Schmerzen, die das Vaterland bewegen, stolz sein auf unser stolzes, grosses Hohenzollernhaus, unsern herrlichen, alten Bismarck. Die Mama laechelt dann: "Sie sind ein vortrefflicher Mensch, lieber Achim!" Ich bin so froh, dass sie mich Mathildens wuerdig finden. Bin ich ihrer wuerdig? Diese Frage beschaeftigt mich sehr. Du weisst, ich habe nie ein ausschweifendes Leben gefuehrt. Das Gemeine hat mich stets abgestossen, sowohl bei Maennern wie bei Frauen, und keine kuenstlerische Verklaerung, keine Sophismen der Leidenschaft es in meinen Augen zu uebertuenchen vermocht. Ihr verspottet mich oft mit meinen Ansichten, meiner Josephhaftigkeit. Und doch, wieviel bleibt haften auch in einer reinen Jugend, Worte - Eindruecke - was man vielleicht nur gehoert, gesehen hat. Was ist meine sogenannte Ehrenhaftigkeit gegen Mathildens strahlende, unbewusste Reinheit und Unschuld. Ich zittre, dass ein Fleck darauf fallen koennte. Ich bewache meine Worte, meine Blicke. Fast versuche ich, meine Stimme zu maessigen. Wie zart und ruehrend diese kleinen Gespraeche mit ihr! Ich frage und sie antwortet: Ja und Nein, als wagte sie kaum, einen Willen zu haben, bevor man ihn ihr giebt, er, der ihr Lebensinhalt sein wird, die Schrift auf das weisse, suesse Lilienblatt. Gott moege mich wert machen, dass es die rechte Schrift sei! Ich hatte eine Erschuetterung dieser Tage. Als ich um die Nachmittagsstunde zum Thee kam - ich bin ein fuer alle Mal Gast, wenn ich in Berlin bin, war Besuch da, Frau von F. Sie verkehren mit ihr. Sie gehoert zu ihrem Kreis. Die Geheimraetin sagt, es geht nicht anders, man kann nicht die Erste sein. Es kommt da ein gewisser gesellschaftlicher esprit de corps mit in Frage. Es ist ja auch was Wahres dran. Wie ich diese laxe Moral der Welt hasse! Auch Mathilde war im Salon. _Sie_ sprach mit ihr, lobte ihren Anzug, kuesste ihre unschuldige Stirn. Dies Weib! mit meinem Schatz, meiner Lilienknospe, meiner Madonna! Aber ich begreife, ihr Mann ist in hoher Stellung. Sie ist reich und liebenswuerdig, hat ihre Partei. Ich bat Frau v. B., Mathilde nicht in den Salon kommen zu lassen, wenn sie da ist. Es ist gegen ihren Willen heute geschehen. Ich war sehr alteriert. Mein Maedchen sah mich halb erschrocken an, welche boese Laune den Freund heut plage. Ach wenn Du wuesstest, dass es nur Deine Reinheit ist, die mich zittern macht, sonst nichts, nichts auf der Welt, seit ich Dich habe! Es kommt mir vor, als saehe sie jetzt ernsthafter aus. Manchmal scheint es mir fast, als ob sie geweint haette, holde, unschuldige Thraenen einer suessen Furcht. Ob sie abends in ihrem schmalen, weissen Bettchen wohl oefters wachliegt und an was sie denkt? Ob sie dann auch an mich denkt? Noch ein entzueckender Zug. Bei der aeltesten Schwester wird ein Kindchen erwartet, schon das vierte. Es war die Rede von der kleinen Ausstattung, Hemdchen, Bettchen, die man besorgen muesste. Die beiden Frauen sprachen leise zusammen. Man hoerte nur das Murmeln ihrer Stimmen, zaertlich und geheimnisvoll wie vor einer Weihnachtsbescherung. Mathilde war hinausgegangen um sich eine Schere zu holen. "Das Kind ahnt ja nichts," sagte Frau von B. laechelnd. Ich kuesste ihr die Haende. Wie ich diese Frau verehre, die mir mein Kleinod gewahrt. Ich gelobe, es ihr eines Tages ebenso rein zurueckzugeben, wenn Alles rein und licht ist, mein Weib, mein Juwel, meinen Sonnenstrahl! VIERTER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow. Das Abenteuer faengt an, mich zu interessieren, mehr von der psychologischen als von der persoenlichen Seite. Ich bin schon so weit. Das bringt das Handwerk mit sich, die Seziergewohnheit. Also am Mittwoch ein zierliches, rosa Billetchen, Hoeheretoechterschrift, steil, zimperlich, kaprizioes: Mein Herr! Erwarten Sie mich morgen um dieselbe Zeit. Ich komme allein. Ihre J. Ich oeffnete selbst. Das erhoeht das Geheimnisvolle und sieht aufmerksam und erwartungsvoll aus. Da stand sie in ihrem dunkelblauen Kleidchen mit schwarzem Astrachan, gluehendrot. Diesmal kuesste ich sie natuerlich. Du weisst, dass ich Kuessen fuer eine Kunst halte. Einige Menschen werden sie nie kapieren, Du zum Beispiel! Im Kuss liegt Alles: Anfrage, Bestaetigung - Grenze ... Die ganze kuenftige Liebesmelodie im leisen, leichten Voranschlag. Man macht dann keine Dummheiten und Ungeschicklichkeiten hinterher. Sie liess es sich gefallen, nicht viel erwidernd, aber stillehaltend. Das Herzchen bupperte zum Zerspringen, halb von der Angst. "Es merkt es doch auch niemand?" Ich beruhigte sie: Eine Etage hoeher wohnt ein Photograph, da haetten Sie immer hingehen koennen, wenn Ihnen jemand auf der Treppe begegnet. Das Schlafzimmer hat einen zweiten Ausgang nach dem Hofe. Martin ist verschwiegen wie das Grab. Sie hatte ueber das Alles nachgedacht. Sie liess sich noch mal so nett kuessen hinterher. Dann die moralischen Garantien. "Du denkst doch auch nichts Schlechtes von mir, dass ich wegen "dem" gekommen bin?" (in Parenthese - hast Du schon jemals eine Frau getroffen, die "wegen" mit dem Genitiv konstruierte? Traue ihr nicht! Sie traegt Jaegerwaesche und philosophiert im Bette.) "Sage: Nicht. Wahrhaftig nicht! Es ist doch nur, weil ich Deine Buecher gelesen habe - und es ist so schrecklich langweilig zu Hause, und weil Du so nett bist." Ich sage: wahrhaftig nicht! und kuesse sie, kuesse ihr die weisse Kehle rot und beisse sie ins Ohrlaeppchen. Was fuer Bruestchen sie hat! weiss, fest und zuckrig wie Apfelhaelften! und das Haelschen so fein angesetzt! Aermchen, die umstricken und festhalten, duenn, weich und unzerreissbar wie Seidenstraenge ... Es ist ein kleiner, ruehrender Kinderton in ihrer Stimme, Lockung und Klage. Der Sirenenton. Ich habe jetzt auch einen Namen fuer sie: Wassernixchen. "Nixchen" passt ausgezeichnet. Es charakterisiert das ganze Genre, luestern, spitzbuebisch, zur Liebe geschaffen, unfaehig im Grunde. Der Fischschwanz! Eiskalt - das ist sie trotz aller Liebesbeteuerungen. Das geht zu glatt: "Ich liebe Dich, Herri! Ich hab' Dich furchtbar gern! Du bist der einzigste, himmlischste Mann, den es giebt." Aber nett klingt's doch. Dazu kein lautes Wort, keine haessliche Geste, immer kleine Dame, so sauber, weiss und duftig, das ganze, zerbrechliche, feine Dingelchen! Ich habe die Kerle nie begriffen, die sich in Schwarzenseifengeruch und wattierte Unterroecke verliebten. Ich bin zu sehr Aesthetiker dazu. Und dann das Psychologische! das ist einfach unbezahlbar. Dann wird sie Meister und ich demuetiger Schueler. Ich staune, was der Balg weiss. Und woher weiss sie es? Sie lacht: "Das wissen wir Alle." Dann erzaehlt sie: Es entrollt sich vor mir eine ganze soziale Unterschicht, von der wir keine Ahnung haben, eine Haremswelt, weisse Pensionatsbettchen, in denen man sehr dicht aneinander schlaeft, Dienstbotengeschichten, am Schluesselloch Erlauschtes, eine spielerische, knabbernde Luesternheit an Buechern und Eindruecken. Selbst der Humor dieser Welt hat etwas Verstecktes, Kicherndes, Heimtueckisches, ein Humor von Hinterhof und Watteauboudoir. Sie erzaehlte mir eine Geschichte von einer Bekannten, einer vierzigjaehrigen Frau und mehrfachen Mutter, die ihrem Ehemann vor der Nase mit einem Geliebten aus dem Cirkus durchging, waehrend er mit ihrer Reisetasche und ihrem Regenschirm auf dem Perron stehen blieb. Dieser Regenschirm und diese Reisetasche erheiterten sie, kitzelten sie in ihrer kleinen, perfiden, unschaedlichen Bestienhaftigkeit. Dann hat man Brueder, Vettern ... Der "Vetter" verdiente eine extra Naturgeschichte. Sowas ist nicht mehr ganz Bruder und noch nicht ganz "fremder Mann". Es hat Vertraulichkeiten, ohne frech werden zu brauchen. Sowas kompromittiert nicht und verpflichtet zu nichts. Die Natur scheint es ganz extra geschaffen zu haben, ein Halb- und Mittelwesen, fuer diese delikaten, schummrigen Uebergangsstadien, eclaireur-Dienste, Terrainsondierungen ... Sie ist nicht besonders explizit in dem Punkte. Sie hat Angst vor mir. Manchmal spuere ich die Vorarbeit des "Vetters". Irgendwo und irgendwann ist er ueberall mal dagewesen. Du magst noch so frueh aufstehn und noch so fein deduzieren: Im Anfang war der Vetter. Ich gebe Dir das als Axiom. Dann will sie Abenteuer von mir wissen. Darin ist sie unersaettlich. Es ist die Phantasie eines kleinen Ungeheuers, die sich zu befriedigen sucht: Notzucht, Incest, Unnatur. Die ganze Weltgeschichte, die ganze Kunst, die halbe Religion mindestens ist fuer sie nur das. Das merkt sie sich, das hat sie behalten. Und sie hat in dieser stupiden Einseitigkeit etwas Imponierendes und Schreckliches: Der Pfeil, der sehr grade abgeht, mitten ins Leben, in den Herzpunkt, die Achillesferse: "Das ist dumm, Liebchen! - Das ist so langweilig, das mag ich nicht ..." Alle Details meiner Junggesellenwirtschaft interessieren sie, Whipchen, Martin, der bric a brac. Und Kuessen zwischendurch! Der Sekt macht keinen Eindruck auf sie. Dazu ist sie zu subtil, zu wenig Natur. Das ist Alles spielerisch wie bei einer jungen Katze. Sie laesst sich kuessen, streicheln, anfassen .... Dann eine Bewegung wie ein Schlaengchen, die Angst vor dem Wehthun, dem Baby, die Heiratschance. Dann wird sie geschaeftsmaessig: "Wir haben kein Vermoegen. Else und Dada haben auch geheiratet." Die Heirat sieht sie ohne alle Illusionen. Das ist das Vernuenftige, die Versorgung. Vielleicht wird sie sogar eine ganz treue Ehefrau. Schliesslich kann man es ihnen verdenken? Die falsche, unnatuerliche Erziehung, die Heimlichthuerei. Was haben die Wuermer zu hoffen? Einen Mann, der sie gar nicht reizt, den sie sich nicht mal selbst aussuchen koennen, der sie sich bezahlen kann, ebenso brutal wie eine Cocotte. Kann man sich verwundern, wenn sie vorher etwas Champagnerschaum schluerfen wollen? Und wie klug sie dabei verfaehrt, instinktiv, so 'n kleines, dummes Ding, nicht fuer zehn Pfennig Grips in ihrem Gehirnchen, total ungebildet, wie eine orientalische Haremsdame! Und so 'n kleines Gaensegehirnchen sagt sich ganz instinktiv: "Der ist der Richtige. Der versteht etwas von der Sache. Il sait aimer." "- Wenn es rauskaeme!" das ist ihre einzige Angst, eine suesse, gruselige Angst. Dann kichert sie ueber die dummen Menschen, Papa, Mama, die Leute, da unten auf der Strasse, - dass sie hier oben allein ist, in seiner Wohnung, mit einem verworfnen Junggesellen. Davon ist sie tief durchdrungen: "Du bist so unmoralisch!" .. Dann kuesse ich sie wieder. Sie legt mir die Aermchen um den Hals, nennt mich Engelchen, Liebling, suesses Herz - und dass sie mich ewig, ewig lieben wird. Kleine Kanaille! - Na, das sind sie Alle. Bewunderungswert bleibt eigentlich nun immer die Dummheit der Maenner, der Glaube an das Wunder, und dass er der Eine, Einzige ist, dem das Wunder passiert. FUeNFTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl. Weisst Du, dass ich manchmal foermlich Mitleid mit Dir habe, dass es mir vorkommt, als muesste ich Dich bekehren. Mathilde wuerde Dich bekehren. Du wuerdest glauben und niederknieen wie ich. Schon wenn ich das Haus betrete, das friedliche, wohlgeordnete. - Die einigen Eltern. Nie ein spitzes Wort; nie eine Meinungsverschiedenheit. Wenn er erst maennlich auf seinem Prinzipe steht, dann giebt sie wohl nach, eine echte und kluge Frau, um vielleicht im geeigneteren Moment den praktischeren Vorschlag wieder anzubringen, ihn zu suggerieren als eignen Beschluss. Ich habe jetzt auch den Bruder kennen gelernt, der augenblicklich zum Telegraphendienst hierher kommandiert ist. Ein echtes Reiterblut, frisch und frei mit vortrefflichen, ehrenfesten Ansichten. Das ist und bleibt doch das Band, das Altpreussen zusammenhaelt, dem Einzelnen Kandare giebt, wenn er auch ab und zu, wie er mir selber freimuetig gestand, etwas ueber die Straenge geschlagen hat. Natuerlich stellte ich ihm fuer vorkommende Faelle meinen Kredit zur Verfuegung, ganz unter uns, als Bruder und Kamerad. Bin ich denn nicht sein Bruder, der Bruder ihres Bruders? Er musste mir in die Hand versprechen, dass dies Abkommen zwischen uns nicht nur leere Phrase sein soll. Mathilde ist der Sonnenschein des Hauses. Sie kennt die kleinen Liebhabereien des Vaters, wieviel Zucker er in die Tasse nimmt, bringt ihm das Feuerzeug. Der Mutter geht sie hilfreich zur Hand in den kleinen Arrangements fuer Gesellschaften. Sie schmueckt dann die Tafel, legt Silber und Krystall auf, immer mit der ihr eignen, stillen, gehaltnen Anmut. Wie sie Alle lieben! Und ich liebe sie Alle, weil sie meinen Liebling lieb haben, weil ich nie eine eigne Familie gekannt habe, die Suessigkeit eines Kreises teilnahmsvoller, geistesverwandter Menschen, die zu mir gehoeren, denen ich etwas bin. Sie sollen Alle die Meinen werden. Man schenkt mir sehr viel Zutrauen. Neulich war ich allein mit ihr. Es hatte sich ganz zufaellig so gefunden. Sie schien aengstlich zu werden, im unbestimmten Gefuehl von etwas Aussergewoehnlichem, Nahendem. Ich bemuehte mich, ganz Gleichgueltiges zu sprechen, wo ich ihr doch am liebsten zu Fuessen gefallen waere. Eine kleine Episode, die mich ausserordentlich geruehrt hat. Ich habe Mathildens Stuebchen gesehen. Ich kam wohl zu etwas ungewoehnlicher Stunde. Gesellschaftsklug werde ich ja nie. Frau von B. war im Hause thaetig, mit vorgebundner, grosser, weisser Schuerze. "Wir haben die Gardinen neu aufgemacht in Mathildens Stuebchen." Ob sie meine Gefuehle ahnte? Sie liess mich in der Thuere stehen, waehrend sie selbst am Fenster den bauschenden, weissen Mousseline ordnete. Ein kleines Nestchen, ganz weiss in weiss. Ueber dem Bett die Raphaelschen Engelskoepfchen, - ein Buecherbrettchen, Geibel, Frauen-Liebe und Leben, Schillers Werke, Ekkehardt, Irrlichter, ein paar englische Tauchnitzromane ... Wie soll ich es nur anfangen, dies zarte Gebilde nicht zu zerstoeren, zart genug zu sein, hochherzig, ritterlich! Auch die zweite Schwester, Frau Buderus, ist jetzt aus dem Sueden zurueckgekehrt. Der Mann nimmt noch in Spaa die Baeder. Sie ist sehr schoen. Ein Schatten von Schwermut macht dies schoene, stolze Gesicht fast noch anziehender. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Aller Reichtum, die Zerstreuungen der grossen Welt, die ihr in so reichem Masse zu Gebote stehen, koennen ja einem Frauenherzen dafuer keinen Ersatz geben. Bei der aeltesten Schwester ist das freudige Ereignis nun eingetreten. Ihr Mann ist Hauptmann im Generalstab, ein ausserordentlich tuechtiger und strebsamer Offizier. Sie muessen sich einschraenken. Wie ich sie liebe, diese Einschraenkung um der Liebe willen, diese braven, tapferen zwei Menschen, die trotz der heutigen Anforderungen des Lebens und der Gesellschaft es gewagt haben, der Stimme des Herzens zu folgen. Ich liebe Frauen, die viele Kinder haben, Muetter sind. Es ist solch huebsches Symbol, die Madonna mit dem Kinde, die wahre Erfuellung erst der Frau, die Erfuellung ueberhaupt des Lebens, vor der die ganze suendige Welt niederkniet, glaeubig und erloest. SECHSTER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow. Ich habe Talent zum Beichtvater. Diese ganze Familie liegt vor mir wie ein aufgeschlagenes Buch. Ich sehe sie Alle, Herz und Nieren. Die Mutter eitel, ehrgeizig, ihn vorwaerts stossend, fortwaehrend thaetig, um mit schmalen Mitteln Gesellschaften zu bestreiten, Toiletten herauszuschlagen. Daher dann im Hause fortwaehrende Noergeleien, Sticheleien. Das Morgen-, Mittags- und Abendgespraech dieser Familie ist Geld. Vor jeder Gesellschaft erst ein Zank. Er will nicht mehr, Er ist alt, muede, muerbe. Er moechte in Arnstadt oder Eberswalde vier Stuebchen haben, Rosen anbinden ... Aber er geht, er zieht den Frack an, er buckelt und schustert weiter. Auf diese Weise wird er Ministerialdirektor werden. Das Nixchen steht natuerlich auf Seiten der Mutter. "Mama" ist eine grosse Frau. Was Mama will, geschieht. Und Mama hat immer recht. Die beiden Aeltesten hat sie gluecklich losgeschlagen. Mit der Ersten haperte es. Die Verlobung dauerte lange, ein entfernter Neffe er, aber er hatte ja Karriere vor sich. Thraenen und Szenen in der Familie. Man hielt ihn bei der Ehre fest, bis sie gluecklich unter Dach und Fach waren. Seitdem ersticken sie in Brut. Das ist Mamas Hauptaerger. Auch das Nixchen wird ganz naseruempfend: "Wie kann man nur! Sie koennten doch wirklich "was thun" - wo er noch nicht mal Major ist." - Ueber das "was", das man thun koennte, scheint sie sich ziemlich im klaren zu sein. Bei Geheimrats geniert man sich nicht, wenn die Diskussion heftig wird. Die Zweite war die Schoenheit der Familie. Die sollte hoch hinaus, wurde auf Excellenzen- und Verwandtenbesuch geschickt mit Toiletten und Dekolettiertheiten. Einem kleinen, sentimentalen Zwischenspiel mit einem Marinevetter machte die Mama ebenso nachdruecklich wie effektiv ein Ende. Der Mann ist ein ekelhafter, impotenter Kerl, aber Geld, schweres Geld. Dada entschaedigt sich. Der Marinevetter ist zu seinem Recht gekommen. Das Nixchen erzaehlt mir Alles: "Ach, du bist ja nich so" .... Sie haben eine Wohnung hier irgendwo. Es findet Dada nicht zu bedauern. Der Bruder ist der Liebling der Mutter, der echte Bruder Liederlich, macht Schulden, jeut, rennt Frauenzimmern nach, mit Einschluss des geheimraetlichen Kuechenpersonals, zur grossen Erheiterung des Nixchens. Daher fortwaehrende Szenen. Der reiche Schwager laesst sich nicht anpumpen. Mama hat Schulden gemacht: "Weisst Du, es ist manchmal unausstehlich bei uns." Ich glaube es gern. Auch das Nixchen hat einen Freier auf der ersten versuchsweisen Angelreise eingefangen, ein laendlicher, reicher Mensch, mit vornehmem Namen. Er scheint etwas daemlich zu sein .. "Dann hat er so grosse Haende!.. Nicht halb so nett wie Du!" .... Sie weint dann thatsaechlich, obgleich sie natuerlich fest entschlossen ist, ihn zu nehmen, und wieder weinen wird im Myrtenkranze. Oh, Weiber! Arme Natur, wo bist du? Ueber die Taktik des "Fangens" giebt sie einige ganz huebsche Details. "Natuerlich musst du immer thun, als wuesstest du von nichts. Das ist die Hauptsache. Wenn er kommt, ganz erstaunt sein und weglaufen, um sich die Haare zu machen, wo Mama schon den ganzen Morgen auf ihn lauert, und ich meine neue Bluse angezogen habe ... Alles glauben, was er sagt, gar nicht fragen! Als ob wir uns nicht ganz genau erkundigt haetten, bei Tante Otti, was er hat und woher er stammt. Mama spricht immer, als ob ich ein Kind waere, dass ich noch mal in Pension soll. Dabei hat sie schon alle Zimmer eingerichtet auf seinem Gute. Sie denkt, dass ich meinem Bruder heimlich was abgeben soll, wenn wir verheiratet sind. Aber ich werde es grade thun! Ich habe genug von der poveren Wirtschaft zu Hause!" Lukretia Borgia und Goneril im Taschenformaetchen! Aber allerliebst ist sie, fast leidenschaftlich in ihrer Art, mit ihren kleinen, prueden Zaertlichkeiten, das Haendchen, das mir ueber den Schopf faehrt, die Kuesse .. sie drueckt dann sehr, um sie heiss zu machen. Manchmal kuesst sie mich sogar auf den Mund jetzt: "Ich koennte sterben fuer dich! Wahrhaftig!" Man koennte es fast glauben. Dann stelle ich sie auf die Probe: "Wir koennten uns doch heiraten" .... Sie wird dann sofort wieder Nixchen: "Ein Kuenstler wie du .. und sieh mal, er ist Baron und furchtbar reich. Er muss zu Hofe mit mir gehn, hat Mama gesagt, und ich nehme alle Kleider aus Paris wie Dada. - Man muss doch vernuenftig sein, Schatz." Dazu knabbert sie Pralinees, wie eine kleine, weisse, sehr artige Madonna. Ich liege auf der Chaiselongue und staune. ... "Und sieh mal, Dich _liebe_ ich doch. Du bist doch meine wirkliche, einzige Liebe. Du _hast_ mich doch." Sie ist darin furchtbar naiv, dann kann sie ordentlich sentimental werden: "Du bist so frivol!... Und ich liebe dich doch so sehr, und Liebe ist doch nichts Schlechtes." ... Eigentlich koennte man sie durchpruegeln. Aber echt ist sie. "Warum bist du zu mir gekommen, Nixchen?" Sie sieht mich ungewiss an, dann verbirgt sie ihr Koepfchen an meinem Halse und kuesst mich: "Du bist so unmoralisch!" .... Ich kitzle sie. Voila. Weisst Du, an was sie mich erinnert? Das moderne Kunstgewerbe hat die entzueckendsten neuen Zierglaeser in den Handel gebracht, Tiffanys, Koeppings, wie sie alle heissen. Das ist meine Schwaermerei. Ich habe eine ganze Kollektion davon, Lilienkelche, Tulpen, hohe geschmeidige Glockenblumen. Sie liebt sie auch. Sie fasst sie zierlich an mit feinen, spitzen Fingern, und laesst sie in der Sonne spiegeln. - Frueher sah man die ganz einfach, weiss oder rot oder blau. Das naive Auge sieht sie noch so .. Aber jetzt sind alle Farben darin, violette, gruene, alles Schillernde, Flimmernde, Aederchen, Nerven ... Und teuer sind die Dinger! teuer!..... Das ist sie. SIEBENTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl. Ich glaube, dass sie anfaengt, mich zu lieben. Sie muss es ja gefuehlt haben, dass seit Wochen mein ganzer Sinn sich in ihr konzentriert, dass ich nur von ihr lebe, nur fuer sie leben moechte. Jede Frau, auch die unschuldigste, argloseste fuehlt das. Es ist in ihrem Wesen ein Nachgeben. Diese grosse Liebe, die in sie eindringt, sie an sich reisst. Sie richtet das Wort an mich. Sie faengt an, fuer mich mitzusorgen. Ich habe meinen Platz am Tische, meine Tasse, meinen Serviettenring, die sie kennt. Ich habe sie gekuesst ....... Meine Lippen haben diese weichen, frischen Lippen beruehrt, die Rosenrundung der Wangen gestreift. Sie ergluehte. Ich fuehlte sie zittern. Der erste Kuss, den eines Mannes Mund ihr aufdrueckt! Wie unendlich viel reiner und heiliger ist dieser Akt beim Weibe wie bei uns! Mir fiel eine haessliche Episode ein. Das Maedchen des Gaertners in Templin. Ich war noch ein Knabe. Es war Heu gemacht worden am Tage, und der Heuduft lag in der Abendstille. Das Maedchen hatte frische Lippen und weisse Zaehne ..... Ich kuesste sie ... Ich will wuerdig werden. Ich bin es schon. Sie ist jetzt meine Braut, noch nicht in den Zeitungen. Das Offizielle, Tanten- und Basengratulation, erschreckt mich. Du kennst meine Schuechternheit. Mama, liebenswuerdig wie immer, ging auf meinen Wunsch ein. Ich sehe sie jetzt taeglich. Sie traegt meinen Ring. Wir nennen uns "Du" und mit Vornamen. Ich habe das nicht gehoert seit Mamas Tode. Ich koennte es immer von ihren Lippen hoeren. Sie ist noch immer die Rosenknospe. Ich moechte sie nicht erschrecken. Diese plumpen, oeffentlichen Zaertlichkeiten, mit denen Brautpaare einander ueberhaeufen, sind mir widerwaertig, das unwuerdige, luesterne Spielen und Taendeln um den einen Punkt. Die Edelbluete erschliesst sich in einer Nacht. Grade so soll sie sein, wenn die Schleier fallen, meine weisse, zarte, jungfraeuliche Braut, vor dem heiligen Mysterium der lebenschaffenden Liebe. Ein junger Vetter, der hier Jura studiert, kommt zuweilen. Mathilde spielt Klavier mit ihm. Sie nennen sich "Du", lachen zusammen, Ereignisse und Namen einer gemeinsam verlebten Kindheit werden zurueckgerufen, an denen ich keinen Teil habe .. Ich moechte nicht eifersuechtig sein. Es ist eine Beleidigung dieser Unschuld des suessesten, holdesten Geschoepfes. Aber ich kuesse sie heiss, leidenschaftlich. Ich war ungluecklich hinterher. Ich sprach mit Mama. Wir haben die Hochzeit fuer bald festgesetzt. Es ist besser so, obgleich sie sehr jung ist. "Weil Sie ein so guter, edeldenkender Mensch sind," sagte Mama, als sie einwilligte. Bin ich gut? Ich will es sein. Mein Weib soll die Liebe nie anders als heilig empfinden, ein Sakrament in sich, wo Himmel und Welt ineinanderfliessen. Nie die Scham! Um Gottes willen keine Scham! Ich bin freundschaftlich gegen Fritz Roenne. Ich lade ihn ein. Er soll zur Jagdsaison bei uns Hirsche schiessen. Er ist ein lieber, gescheiter, taktvoller Mensch. Das Vertrauen ist der feste Anker der Liebe, an dem sie sicher ruht im tiefen Grunde. Das ist das Schoene, das Adelige der Ehe, das sie unterscheidet von fluechtigen Verhaeltnissen, Feststimmungen der Leidenschaft, um die ich die seligen Goetter nicht beneide. ACHTER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow. Ich habe sie bei mir im Bett gehabt. Ich habe sie nackt gesehen. Das machte sich so ganz natuerlich. Ich hatte mir das Knie ausgerenkt und lag im Bett, als sie kam. Das amuesierte sie, dies Schlafzimmer des Mannes, mit den Bildern in weissen Holzrahmen, dem grossen Spiegelschrank, dem brennenden Kaminfeuer, den dunkeln, herabgelassenen Vorhaengen, durch die man undeutlich einen Laerm vom Hofe aufsteigen hoerte. Sie liess sich ein bischen bitten erst. Dann handelte sie: "Aber nicht das, Liebchen ... nicht wahr, das nicht ..." Foermlich Angst hatte sie. Sie haben eine ganz extravagante Vorstellung von unserem Mangel an Selbstbeherrschung. In diesen kleinen Maedchenerzaehlungen sind wir Oger, wilde Tiere, die sich auf Alles stuerzen, schoen und haesslich, jung und alt, jede Nacht eine Andre, graessliche Orgien feiernd. Aber sie lieben das. Das kitzelt sie ... Das Kraftgeluest, das das dekadente Weib und die dekadente Zeit peinigt, ein Bekenntnis der Impotenz, die des Fortreissenden erst bedarf um handeln zu koennen, eines Bismarcks alle Tage. Sie machte das sehr niedlich, ordentlich der Reihe nach, wie ein kleines Pensionsmaedchen, das sich auszieht des Abends. Korsett, Unterroeckchen, Hoeschen, die Strumpfknipser, die Haarnadeln huebsch zusammengelegt auf das Nachttischchen. Dabei plauderte sie. Sie wusste ganz genau, was an ihr huebsch war. Sie mussten das oft besprochen haben. "Meine Arme sind noch zu duenn, aber in ein paar Jahren werden sie sein. Hier habe ich ein kleines, braunes Leberfleckchen. Das ist ganz niedlich. Elisabeth hat bildschoene Schultern. Dada ihre Fuesse - sie hat ein Mal auf der Seite - das ist haesslich! Kathi solltest Du sehen! Die ist wunderhuebsch, rund und weiss ueberall. Aber sie weiss es auch." Sie ist ganz nah bei mir, nackt, weich, duftig ... Ich kuesse sie. Ich halte ihren zarten, glatten Leib. Ich presse sie an mich .... Sie laesst sich Alles thun mit einer Art schlaefrigen Wollust. Vielleicht denkt sie an den "Vetter". "Nicht wahr, Du bist verstaendig, Liebchen" ... Ich empfinde nichts, gar nichts fuer sie, eine Art laessigen, physischen Wohlbehagens. Manchmal bin ich rauh. Ich spreche hart mit ihr. Ich schelte sie. Dann wird sie aengstlich und flehend. Zuletzt faengt sie an zu weinen, huelflos, wie ein kleines Kind. Doch versucht sie es wieder hervorzurufen. Die Drohung kitzelt sie. Sie hat dann ungefaehr das Gefuehl, das man hat, wenn man seine Hand dem Loewen in den Rachen legt. Manchmal traut sie mir auch nicht ganz: "Du liebst mich gar nicht. Du spielst nur mit mir. Oh, ich weiss es! Ich weiss es." Dann thut sie eifersuechtig oder versucht mich zu beleidigen. Kleine Kanaille, die! Ich glaube, wenn sie daechte, ich erschoesse mich ihretwegen, das wuerde sie noch mehr kitzeln. Sie wuerde dann mit einem delizioesen Moerderinnengefuehl in ihre vornehme, ehrbare Ehe gehen. Manchmal versuche ich sie zu erschrecken: "Wenn ich dich nun nicht freigaebe? Wenn ich dich verriete?" Sie schmiegt sich noch dichter an mich, ganz dicht, mit weichen, flechtenden Gliedern. Ihre Augen, die meine suchen, sind wie Sterne: "Das thust Du nicht, dazu bist Du viel zu anstaendig, zu sehr Gentleman, mein lieber, suesser Herri!" Wie klug sie ist. Fischschwanz! Und manchmal denke ich, man muesste sie hernehmen, ihr weh thun, sie es fuehlen lassen, das ganze Leid, die ganze Schande .. Dann wuerde vielleicht noch was aus ihr, dann wuerde sie ein Weib. Ah, das grosse, das adelige Weib, das ihr Kind an die Brust nimmt und Mutter ist, schweigend, der ganzen johlenden, feigen Gesellschaft zum Hohne! Aber sind wir denn nicht ebenso - Halbmaenner - Gentlemen - auf Kosten unsrer Mannheit? Bin ich nicht selbst ein Nix, ein Wassermann, der ich ein suesses, junges, warmes Weib in den Armen halte und sie nicht nehme, nicht mit Gewalt nehme, kraft der Urgewalt meiner Leidenschaft? Was ist aus uns geworden, wenn die Gefuehle, die uns das Leben gaben, zur Spielerei geworden sind, raffinierte Specialitaeten. Delikatessen, die man mit den Zaehnen kostet. Ach, das grosse, adelige, echte Volk, arbeitend, liebend, Kinder zeugend, die triumphierende Arbeit des Lebens thuend, ueber den Tod hinweg - und die Toten! Mein Herz zieht sich zusammen in schmerzlich-bitterem Erloesungsdrang. Ich fasse sie fester. Ich atme staerker ..... Sie murmelt: "Nur kein Baby, Liebchen! Nicht wahr, du thust mir nichts?" .... NEUNTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl. Ich suche sie auf die Ehe vorzubereiten. Es ist doch eine grosse und schreckliche Sache - in Not und Tod .. Leib und Seele .. ein Leben, um neues, lebendiges Leben zu zeugen. Aber gibt es auch etwas Herrlicheres, Groesseres! Nein, ich beneide die Goetter nicht. Grade das Vergaengliche - die Not, das adelt Menschenliebe, das macht sie unvergaenglich und goettlich. Nicht Prometheus ist's, der in einsamem Zorn den Goettern trotzt - - _der_ Mann, der seines Weibes Hand fasst, wenn unter ihm die Welt zusammenkracht: Der letzte _Mensch_! Durch die Ehe erst wird der Mensch zum Menschen. Der Mann, das Weib, das ist etwas Einseitiges, Unfertiges, ein irrendes Atom im All .. Erst der Vater, die Mutter bringt ihnen Vollendung, kettet sie an das Allgemeine, das Grosse, Vernuenftige, Unsterbliche. Ich denke viel ueber diese Dinge nach, dass wir doch durch Philosophieren erst finden muessen, was der sichere Instinkt des Weibes _fuehlt_! Wie ueberlegen sind sie uns! Nur das eine Ziel verfolgend - Weib sein - Mutter - wissend, dass darin die ganze Lebensleistung, die ganze Bedeutung des Geschlechtes beruht. Ich versuche, sie teilnehmen zu lassen an meinem frueheren Leben, meiner Kindheit, den Eindruecken und Ereignissen, die auf meine Entwicklung massgebend gewesen sind. Auch meine Fehler, meine Irrtuemer verberge ich ihr nicht. Sie soll mich sehen, wie ich wirklich bin. Das ist hart. Es ist die gerechte Strafe. So straft sich der Mann dem reinen Weibe gegenueber. So aber auch wird das reine Weib seine Erloesung, das Verworrene in ihm geglaettet, die hitzige Leidenschaft zur edlen Lebenstraegerin. Sie sagt nicht viel. Ich halte ihre Hand. Sie entzieht sie mir nicht. Ich schaeme mich nicht, es zu sagen - neulich habe ich sie mit Thraenen benetzt. Sie war betroffen. Nein, Mathilde, Gute, Fromme, ich will gut sein! Du sollst nicht zurueckschrecken brauchen vor mir. Wenn ich jetzt so zurueckkehre in mein Junggesellenheim, Grumke mir das Abendbrot aufgetragen hat, dann male ich mir unser kuenftiges Dasein aus. Sie sitzt am Tische, an meiner Mutter Platz, mit aufmerksamem Auge und leisen Bewegungen Alles leitend und lenkend. Es ist ja nicht, dass sie eigentlich thaetig ist. Ich schwaerme nicht mal fuer diese sogenannten "guten Hausfrauen" - unablaessige Scheuerfeste, Kuechenmobilmachungen. Ihre Gegenwart, ihr blosses Dasein ist es, das Alles wohlgeordnet macht, Allem etwas Festliches, Heiteres gibt. Dann freue ich mich, dass ich reich bin, dass diese kleine, weiche Hand nicht hart und braun werden braucht, dieser zarte, schlanke Ruecken gebeugt vom Herdfeuer und muehseliger Flickarbeit. Nicht dass ich diese Frauen missachte! Ich verehre sie! Ihre harten Haende ruehren mich. Sie sind der beste Teil unsrer Volkskraft. Der Staat sollte ihnen Denkmaeler setzen wie seinen Helden. Aber doch bin ich dankbar, dass es nicht sein braucht, dass auch das Aesthetische gewahrt werden kann in unsrer starken und guten Liebe. Ob sie ueberhaupt eine Ahnung davon hat? Sie fraegt nie. Ein suesses Vertrauen! Ich glaube, wenn ich ganz arm waere, sie folgte mir ebenso willig und vertrauensvoll. Das ist mir ein ruehrendes Gefuehl. Ich mache ihr keine grossen Geschenke. Ich selbst bin immer einfach - Du kennst mich ja. Neulich trug ich meinen Handkoffer selbst vom Bahnhof, weil gerade kein Gepaecktraeger zur Hand war. Sie denkt am Ende, ihr Schatz ist ein armer Mann. Ah, ein Koenigreich moechte ich haben, nur um es ihr in den Schoss zu legen! Sie griffe vielleicht nach meinem Kopfe: "Was soll mir das Koenigreich! Deine Liebe ist ja viel mehr als alle Koenigreiche." Darum bin ich gluecklich, dass ich auch darin so reich bin. Ich habe meine Gefuehle nicht vergeudet, keine fuenfunddreissig weibliche Vornamen aus meiner Herzgrube herauszufischen, wie ein gewisser Freund von mir am Abend vor seiner Hochzeit. Sie hat noch nicht gelernt, die Liebe zu differenzieren, schlechte, aesthetische Unterschiede aus raffinierten Romanen von raffinierten Maennern, die das Natuerliche unnatuerlich und hypernatuerlich gemacht haben. Sie ist auch noch nicht herb und pruede geworden, wie manches arme, feine Maedchen, das sich verletzt in sich selbst zurueckzog vor der Roheit und dem Cynismus der Welt. Wie einen koeniglichen Schatz, voll und ganz, empfaengt sie, die Koenigliche, koeniglich. Welch ein Fruehling in unserm schoenen alten Park, wenn der Flieder blueht und der Goldregen in lastenden, honigschweren Trauben herabhaengt! Wir werden viel Besuch haben - die liebe Mama, die Schwestern, die Kinder, Es soll wieder Leben kommen in unser altes Haus. An Mutters Grabe unter den Fichten wird sie neben mir stehn. Sie wird uns laecheln. Vielleicht .......... Ach, Harry! kann's denn soviel Seligkeit geben in dieser armen, engen Welt! .... Vater sein! ein Eignes, Geschaffnes, von ihr, der Liebsten, der Meinen, in suessesten Schmerzen mir geboren!... Was waere das Leben ohne das? Moechte sie die Schmerzen lassen? Die Angst? Das Todesschauern in der Hochstunde des Lebens? Und wir liegen nicht vor diesen hohen, himmlischen Wesen auf den Knieen und kuessen ihnen die Fuesse, wie der Katholik seiner Madonna! Die Maenner sind Egoisten. Was wuerden sie sein, wenn es nicht holde, zarte Wesen gaebe, um sie zu mahnen, dass es etwas Hoeheres giebt, als Kraft, Ehrgeiz - dass aller Ruhm Caesars und Alexanders nicht die That des einfachen Weibes aufwiegt, das aus ihrem eignen Leben, still und heilig, Leben saeugt. ZEHNTER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow. Wir sprechen jetzt sehr vernuenftig ueber ihre Ehe. Dass man heiraten muss, das ist selbstverstaendlich, das ist der Ruheposten, die Versorgung. Sie denkt darueber gar nicht weiter nach. Eine alte Jungfer bleibt man nur, wenn man haesslich ist, oder Keinen gekriegt hat, oder ueberspannt ist. Sie missbilligt das. Sie ist stolz darauf, dass sie so bald Einen gekriegt hat, dass er reich ist, dass ihre Freundinnen sie beneiden werden. Der Aerger der Freundinnen spielt eine grosse Rolle dabei - je intimer, desto intensiver der Aerger. Das ist diesem Geschlecht das Aequivalent fuer das, was wir Ehre, Ruhm etc. nennen. Keine Bewunderung! Sie kennen sie gar nicht, wollen sie nicht. Die Leistungen ihrer Geschlechtsgenossinnen in Kunst, Berufen u. s. w. lassen sie total unberuehrt, vielleicht nur insofern nicht, als sie ihnen das wirklich Beneidenswerte eintragen: Geld, Toiletten, Maenner. Und eigentlich haben sie ganz recht, der Neid, den man fuehlt, der einem den Ruecken runterlaeuft! Das kitzelt, das macht die Nerven prickeln, das Andre ist Unsinn. Dass sie sich einem Manne hingeben soll, aus dem sie sich gar nichts macht, ist ihr sehr gleichgueltig. Ich glaube, wir uebertaxieren das im allgemeinen bei der Frau. Oder ist es die Jahrtausende alte Knechtschaft, die sie stumpf und duldend macht? Einen Mann, der einen nicht reizt? - Zum Lieben, niemals! Zum Heiraten - warum nicht? Von der "Liebe" wollen sie das Raffinement, die Leidenschaft, deshalb lieben Frauen Kuenstler, aesthetische Maenner, die sie lange kitzeln. Von dem eigentlichen Akt haben sie ja am wenigsten, der ist Pflicht. Vor dem Kinde hat sie Angst, weil das noch weher thut - die Schmerzen - die Entstellung - die Bruestchen, die schlaff werden ... "Elisabeth hat einen Bauch, der ihre ganze Figur verdirbt ..." Der "Bauch" von Elisabeth beunruhigt sie. ".. Es geht ja noch, wenn man viel Leute hat und eine Amme nehmen kann. Babies sehen sehr niedlich aus in weissen Spitzen und rosa Schleifchen ...." Das ist der ausschlaggebende Punkt, dabei verweilt sie sehr lange! Equipagen, Diener, dass sie die Hofbaelle besuchen werden. "Den ganzen Winter muss er mit mir hier in Berlin wohnen." "Aber wenn er nicht will?" "Maenner thun immer, was man will. Papa thut auch immer, was Mama will." Dabei kommt auf ihre rosigen Lippen ein kleines, listiges, grausames Laecheln .... Oh ja, der wird thun, was sie will. Und es giebt Toelpel, die immer noch an die staerkere Thatkraft des maennlichen Geschlechts glauben! Nur die Franzosen: Ce que femme veut, Dieu le veut. Die sind ueberhaupt viel aufrichtiger in dem Punkte. Der Deutsche bramarbasiert sich was vor, der alte, naive Barbar in ihm. - Und unsre Frauen sind klueger. Thusnelda laechelte kaum merklich, wenn Hermann Meth soff und Auerochsen spiesste. Sie haben ja auch zuviel Machtmittel - die Verliebtheit! Und wenn die gar nicht mehr vorhanden ist - Es sind gewoehnlich ungeliebte Frauen, die den Pantoffel schwingen. - Das verliebte Weib ist unterwuerfig. Das ist ihm Wollust: Die Tigerkatze, die sich streicheln laesst. - Der Kleinkrieg thut's. Die Thraenen, das Purren. Die Nerven geben nach. Alexander oder Caesar beugt sich vor dem muffigen Gesicht, der schweigend heruntergewuergten Mahlzeit, der permanenten Naehe eines Hassenden, Vorwurfsgeschwollenen. Nichts amuesiert mich mehr, wie das Streben nach offizieller politischer oder wirtschaftlicher Herrschaft bei diesem Geschlecht. Das sind haessliche Frauen, anmutlose Frauen, Zwittergeschoepfe. Das ist dumm. Fuer Kokotten, Helenas, Kleopatras ruinieren sich Griechen und Trojaner, Antonius, - Nelsons, Gambettas, Boulangers alle Tage. Elisabeth, Katharina waren Genies, weil sie Weiber waren. Ueber Louise Michel und Frauenkongresse laechelt der armseligste Schneidergesell, den seine Frau pruegelt. Und mit Recht. Wie kann man die Wurzeln und das Mass seiner Kraefte so verkennen! Das ist wie die Koenigstigerin, die sich Hoerner wuenscht, um den Kampf mit dem plumpen Ochsen aufzunehmen. Ach ja, Ochsen! Und wenn wir eben nicht Ochsen waeren, liessen wir sie das ganz tranquil machen, alle Arbeit, allen politischen Krimskrams in den Parlamenten und Versammlungen, und setzten uns schliesslich ganz gemuetlich auf das gutdressierte Pferdchen kraft der einfachsten Logik unsrer staerkeren Schenkel. Aber wir sind eben Ochsen und viel zu verliebt! So'n kleines, zappeliges Fuesschen, so'n weiches Waengelchen oder Bruestchen .. Simson laesst sich die Locken abschneiden. Die schoenste Berechnung geht zum Teufel. Sowas passiert denen nicht. Ich bin das Aeusserste, das Non plus ultra in der Beziehung. Sie ist ganz stolz darauf, auf ihre Kuehnheit, dass sie einem Droschkenkutscher leibhaftig die Adresse gegeben hat, dass ihr Schwager ihr neulich an der Kurfuerstenstrasse begegnet ist, was sie der Mama alles vorluegt, wenn sie nach Hause kommt. Dabei luegt sie kuenstlerisch, mit Genuss, ganz unnoetig komplizierte und lange Geschichten, nur weil das Luegen ihr Spass macht, aus Liebe zur Sache. "Und im Notfall koenntest Du doch immer Dein Ehrenwort geben, dass wir nichts zusammen haben. Wir haben doch nicht wirklich was." Nein, wir haben wirklich nichts. .... "Und es ist doch nur, weil ich sonst gar nichts habe, weil ich jetzt heiraten muss, und ich habe dich doch so schrecklich gern, Herri!" ... Dann kuesst sie mich fast leidenschaftlich; aber es ist nicht die Spur von Leidenschaft in ihr. Traete die geringste Unbequemlichkeit an sie heran, wuerde sie mich dreimal verleugnen: Ich kenne den Menschen nicht. Und das ginge ihr so glatt von der Zunge! und wenn sie ein Uebriges dazu thun und mich aus der Welt schaffen koennte, wuerde sie es ebenso kaltbluetig thun. Dabei von eigentlicher Moral keine Spur. Siehst Du, das bewundre ich auch immer an diesem Geschlecht. Es ist das Praktische, der Erfolg, respektive Misserfolg, der entscheidet. Dabei machen wir die ruehrendsten Affaeren daraus. Gretchen im Zuchthause bereut, Gretchen, irgend einem dicken Hans seine brave Frau, waere wahrscheinlich Frau Marthe geworden und haette an "Heinrich! mir graut vor dir!" nur eine angenehme Erinnerung mit fortgetragen, eine behagliche Ruehrung, dass sie ihre Jugend so gut genossen. Eine Frau, die einen Skandal verursacht, das ist unmoralisch, ekelhaft, die schlaue Kokotte, die einen Prinzen kriegt fuer einen braven Ehemann, den sie betrogen, das imponiert ihnen. Die Demi-monde-Dame, mit Diamanten beladen, die grosse Schauspielerin mit dem Messalinenrenommee, die Kaiserin, die sich mit dem Stallknecht liiert, darueber koennen sie nicht genug hoeren. Das lockt sie sogar mit einem Gemisch aus Neid und Bewunderung. Aber ein armes Dienstmaedel, das ein Kind kriegt und ins Elend geraet. Pfui Teufel! Da hebt man sein Kleid auf. Das ist das Perfide bei der Geschichte. Das andre nicht. Was die Liebe thut, ist heilig. Ich nehme immer die kaeufliche Liebe aus. Das bereut man nicht. Es liegt auch da eine Naivitaet der Maenner zu Grunde oder ihre Arroganz. Der Lendemain ist sprichwoertlich geworden. Der Wuestling hat das doppelt angenehme Gefuehl: Du hast eine Existenz vernichtet. Deshalb wird die Theorie erhalten, vielleicht auch als Abschreckungstheorie. Eigentlich sollte uns doch die Leichtherzigkeit gewisser "guter Maedchen" ("gut" ohne Nebenabsicht im Goetheschen Sinne) zu denken geben. Ich kannte mal ein sehr nettes, kleines Maedchen. Sie hatte auch die Angst vorm Lendemain. Sie wartete auf den Lendemain. Und dann war's wirklich Morgen und der allerschoenste Sonnenschein und Vogeljubilieren - und sie lachte, lachte uebers ganze Gesicht: "Ich bin so froh, Schatz! Ich glaub', ich koennte fliegen!" So muesste Eine natuerlich empfinden. Ich habe neulich mal einen Roman gelesen, einen Roman von einer Frau, "die Geschichte eines Maedchens". Das ruehrte mich fast. Die Arme! Sie hat gewollt und nicht gewagt, weil die Angst vorm schwarzen Mann zu gross war. Ebenso albern finde ich den Mann, der absolut der Erste sein will. Wie laesst der grosse, gute, kluge Goethe seinen Jarno sagen: "Und, glauben Sie mir, es ist in der Welt nichts schaetzbarer als ein Herz, das der Liebe und der Leidenschaft faehig ist. Ob es geliebt habe, ob es noch liebe, darauf kommt es nicht an." Ueberdies: On n'est jamais le premier. Ist die Frau besser, die sich vielleicht physisch enthalten hat aus persoenlicher Propertaet oder Mangel an Gelegenheit, aber ihre Phantasie zu den unnatuerlichsten Ungeheuerlichkeiten ausschweifen laesst, als diejenige, die vielleicht an einem hellen Maientage dem suessen Zug der Natur gefolgt ist, ohne zu rechnen und zu moralisieren? Das ist gewissermassen das System der Kuhpockenimpfung ... Ich habe vielleicht mein Wassernixchen zu einer sehr guten Ehefrau gemacht. Aber freilich die Konsequenzen! Ich hatte mal eine starkgeistige Freundin von schwachem Fleische, die behauptete, wenn die Konsequenzen nicht waeren, waer's ein Gesellschaftsspiel. Vielleicht ist es gut, dass es noch nicht so weit ist. Man ist noch immer der "Erste", mit der offiziell aufgestempelten Eins vom Standesamte, der Kolumbus, der Schleierluefter, der Dornroeschenerwecker. Sie mokiert sich darueber. Sie hat eine Art Rankuene, wenn sie von ihrem "Ersten" spricht. Vielleicht ist es ein Gefuehl des Torts, das sie in meine Arme getrieben hat, mir dem Wissenden, dem Verzeihenden. "Ich haette Angst vor Dir. Du weisst so viel" ... sagt sie manchmal. "Aber hast Du denn keine Angst mit "ihm" - immer fremd sein - immer Komoedie spielen?" Sie troestet sich mit dem Geld, der Equipage, den Kleidern. Luegen ist ja nicht schwer. Sie werden darauf erzogen. Sie finden sich so merkwuerdig. Das ist wieder die bewunderungswuerdige Lebensfaehigkeit dieses Geschlechts. Er wird immer an sie glauben, immer nur die weisse Stirne sehen, mit seinen bloeden, guten, gesunden, toelplischen Bauernaugen. Aber der arme Kerl, wenn der mal Bankerott machte! ELFTER BRIEF. Achim von Wustrow an Herbert Groendahl. Meine Hochzeit! Am 24. Juni ist meine Hochzeit. Sonnwendtag! am Rosenfeste! - Hochzeit - hohe Zeit! - Weisst Du, was das heisst? Wer kann es wissen! Wer kann es aussprechen! Wie ich vorher gelebt habe, begreife ich nicht, wie ein Egoist, ein Selbstling. Selbst die hohen Traeume, die Ideale und Gedanken! Ich komme mir vor, wie ein Mensch, dem ueber Nacht das Geheimnis des Lebens aufgegangen ist. Und er lebt nun. Er wirkt Leben. Und wer hat mich das gelehrt? Ein kleines, stummes, wunderbares Wunder, eine zarte, weisse Knospenhuelle, um eine traeumende, unschuldige Seele. Mathilde! Mein Maedchen! Mein Weib! Und wir sprechen von ueberlegnem Geist, von Klugheit, von Grossthaten. Hier ist der Kern des Raetsels: das Unbewusste, die Unschuld in der Lieblichkeit. Ob sie denkt und philosophiert, wie ich. Das geschieht Alles so selbstverstaendlich. Sie laesst sich von mir kuessen, in die Arme schliessen. Sie laechelt. Sie bereitet die Aussteuer. Wie ich diese schoene Sicherheit liebe! So wird sie als Gattin, als Mutter bleiben, ihr Geschick erfuellt. Wieviel sichrer geht die Natur im Weibe. - Jungfrau - Geliebte - Mutter! Wir irren auf allen Pfaden, beflecken Seele und Leib, um zuletzt demuetig niederzuknien vor so einem holden, nicht denkenden, kinderthoerichten Wesen: Nimm mich! Lehre mich leben! Mach' mich gluecklich! Wenn ich jetzt zu ihr komme, finde ich sie vergraben zwischen weisser Leinwand und Spitzen, bunten Seidenstoffen. Ah, dieser holde und mysterioese Apparat, der die Braut in das Haus des Gatten geleitet wie auf einer schneeigen Rosenwolke, Dinge, die verhuellen, Wollust versprechen, Reinheit, Zartheit. Ich getraue mich kaum sie anzufassen mit meinen groben Fingern. Ihr Zweck ist mir ein suesses Mysterium, macht mich traeumen .. wie diese Festtags-Packete unsrer Kinderzeit, sorgfaeltig eingeschlagen und umwickelt, um die holde Spannung, die Sehnsucht zu erhoehen. Sie nimmt das sehr ernsthaft. Sie scheint ganz damit beschaeftigt. Ist es denn nicht ernsthaft, ihre kleine Person, die sie schmueckt, reizend macht. Bin ich es nicht, fuer den sie sich schmueckt? Ist es nicht uraelteste, heilige Sitte, die Braut, die sich salbt und schmueckt, das suesse Geschenk ihres Leibes noch suesser machend. Es sind noergelnde Kritiker, Frauen, die ihren Beruf, ihr innerstes Wesen verkannt, die gegen die Eitelkeit polemisieren, Uniformen, Trachten einfuehren wollen. Die Frau giebt nur sich selbst. Ihre Seele ist so ganz eins mit ihrem Leibe in diesen Momenten - Lebenstraegerin ... Sie soll ja das Glueck sein, die Wonne, die Schoenheit. Hochzeit - hohe Zeit! - - In mir ist's hohe Zeit. Ahnt sie die Kaempfe, diese Begierden, die mich manchmal zerreissen, dass ich sie nehmen moechte, wie ein wildes Tier, sie fortschleppen, verschlingen ... Sie ist sehr ruhig, mit der Heiligkeit der Unschuld alle boesen Begierden daemmend, dass ich sanft bin, folgsam. Nur den grossen Jubel in mir, der mich hochtraegt, wie ein Adler, dass ich sie in die Arme nehmen und gegen die Sonne halten moechte. Hochzeit! hohe Zeit! Mein Heim steht geschmueckt. Seit Wochen sind Tapezierer und Tischler thaetig. Die Mama hat Alles angeordnet. Um manches ist mir's leid, das Alte, Altgewohnte. - Ich werde ja auch ein neuer Mensch. Es ist recht, dass Alles neu ist. Die Hochzeit soll hier in Templin sein, ein Fest fuer alle meine Leute. Sie ueben schon dafuer. Der Lehrer mit den Schulkindern. Ein Fluestern geht unter den Arbeitern. Alle sehen mich freundlich an. Ach die Menschen sind doch gut! Es giebt ein vollkommenes Glueck auf der Erde. Es giebt Engel. In vier Wochen ist der Engel mein Weib. Wie suess muss es sein, das Leben sich in ihr entwickeln zu sehn, die strahlende Einfachheit des Naturgangs - Leben gebend vollendet sich ihr Leben. - Was ist das Maedchen, das Weib gegen die Mutter? Ist nicht Mutter der Inbegriff aller menschlichen Tugenden, Selbstlosigkeit, Guete, Leidertragen ... Mein Weib! Mein Muetterchen! Wie eine kleine Koenigin wird sie empfangen werden. Ist es denn nicht auch ein kleines Koenigreich, eine ganze Welt im Kleinen, ihre Welt, der sie Vorbild und Vorsehung ist. "Hausvater und Hausmutter", der alte, schoene, deutsche Begriff. Hier kann er sich noch verwirklichen. Wir koennen es noch sein. So lange es das giebt, steht die Gesellschaft sicher, auf festen Fuessen: Reine Frauen, Maenner, die ein Heim schaffen koennen, die an Reinheit glauben. So, das ist ein Hieb fuer Dich! Und nun eine liebe, schoene Bitte. Komm! Du darfst nicht fehlen. Komm und sieh einen gluecklichen, glueckseligen Menschen. Hohe Zeit - Hochzeit! Einmal sei auch Du froh. Sag: Ich sehe das Glueck und ich glaube es. Und wenn Du ueber den Schwaermer lachst, sieh Mathilde im Brautschmuck, weiss unter der weissen Myrtenkrone - und wie Thomas: Geh' und glaube. Geh' und schreib ein Buch des Glaubens und der Liebe. Ich habe so viel davon in mir, dass auch auf Dich etwas uebergehn muesste. Ich fuehle mich sieghaft, die grosse Lehre der Weltfreude zu verkuenden - und Mathilde heisst meine Madonna. Noch ein kleiner, huebscher Zug von ihr, in unsrer Zeit der Mitgiftjaegerinnen, des hoeheren Kokottentums, wo Muetter schon ihre halberwachsenen Toechter auf "die gute Partie" dressieren. Sie hatte den Katalog eines Waeschegeschaefts neulich. Es waren da Muster von teuren Spitzen, die ihr gefielen. Die Mama, verstaendig wie immer, riet laechelnd zu billigeren: "Das ist ja fuer eine Prinzessin, Kleine, - und Du bist ein armes Geheimratstoechterchen." Natuerlich uebernehme ich das Alles. Es bedurfte einer gewissen Ueberredung bei der Mama. Sie geben mir so Unendliches. Sollen diese teuren Menschen sich Genen auferlegen, vielleicht rechnen und sorgen, waehrend ich schwelge! Sie muss mich als Sohn fuer sie mit eintreten lassen. Ich bin jetzt einer von der Familie. Worin besteht denn die Zusammengehoerigkeit, das Vertrauen, wenn ich nicht auch das Schwere mit ihnen tragen darf? Sind diese Gueter mein Verdienst? Brauche ich sie? Ich waere gluecklich unter einem Strohdach. Es ist um Mathildens willen, dass ich mich des Geldes freue. Auch das hat sie mich erst fuehlen gelehrt. Es vermehrt meine Macht, zu begluecken. Verzeih, dass ich dies ueberhaupt erwaehne. Wir haben auch darueber so oft gestritten, ueber Geldwert und Geldanbetung in unsrer Zeit. Manche Erscheinung des oeffentlichen Lebens giebt Dir recht. Ich selbst habe einige Faelle erlebt, die mich misstrauisch und traurig machen. Man weiss ja leider, dass man ein reicher Mann ist. Sie weiss davon nichts. Wenn man ihr die kleine Hand mit Geld fuellt, wird sie es ausstreuen, laechelnd, segnend, unbewusst. Sie soll von diesem Wissen frei bleiben. Mag die ganze Welt jagen und rechnen, so ist sie das stumme, ruhende Juwel am Herzen der Schoepfung. Wer da ist, um uns an das Himmlische zu mahnen, das Unvergaengliche im Dasein, der braucht den Wert eines Hundertmarkscheines nicht zu kennen. Die Blume ist in sich selbst genug. Die Poesie zu wahren. Das reine Gefuehl. Wir sind nur wir, Mann und Weib. Um uns das Paradies. Komm, Du armer, verirrter Adamssohn, ruhe im Schatten unsrer Palmen! ZWOeLFTER BRIEF. Herbert Groendahl an Achim von Wustrow. Die Aussteuer ist eine wichtige Sache. Da "er" bezahlt, koennen wir mit der noetigen Gewichtigkeit zu Werke gehn. Mein Allerheiligstes ist jetzt das reine Modemagazin, Kataloge, Proben, Wiener und Pariser Modellzeichnungen. Da sitzen wir nun sehr ernsthaft, das Nixchen und ich, und suchen aus: rosaseidene Hemdchen mit Valenciennes, hellblaue, suesse, weisse Caleconhoeschen mit hell heliotropnen und lichtmaigruenen Languetten. Manchmal sind wir im Zweifel, aber sie fuegt sich immer meiner ueberlegneren Einsicht. Das entzueckt sie: "Du verstehst Alles. "Er" naehme mich grad so gut in einem Sack. - Gott! was soll ich nur machen, wenn ich Dich nicht mehr habe!" Dann weint sie ein bischen. Aber dann finden wir wieder was extra Huebsches und sehr Teures, wie's selbst Dada nicht hat. Und wir sind getroestet. "Er" zahlt ja. Wenigstens soll er ordentlich blechen - schon fuer seine Undankbarkeit. Ein Mann, der nicht sieht, wie eine Frau angezogen ist, ist ein Toelpel. Sie macht sich fuer ihn huebsch. Sie giebt sich Muehe. Was ist das fuer Muehe! - so'n Loeckchen, das grazioes und an der richtigen Stelle in die Stirne faellt, eine Schneidertaille, die gut sitzt. Wieviel Nachdenken, Geduld, manchmal Pein, gehoert dazu! - Was Wunder, wenn sie das Weggeworfne an Leute giebt, die es besser zu taxieren wissen. Ich verstehe zu taxieren. Dann sind wir ganz gluecklich. Sie dreht sich vor mir wie eine Drahtpuppe. Wenn ich sie huebsch finde, ist sie gluecklich. "Nixchen! Das darfst du nicht tragen. Das steht Dir nicht." Dann ist sie wie ein gescholtenes Kind. Aber sie gehorcht immer. Alle Frauen gehorchen mir, weil sie das Unpersoenliche fuehlen, das Wohlgefallen an der Gattung, den Wunsch ihnen Vergnuegen zu machen. Ich glaube, wenn ich vor die Sultanin-Mutter traete: "den Turban etwas mehr nach rechts, bitte schoen" ... sie thaete es und waere mir dankbar. Und sie haette ein Recht dazu. Das ist unsere Tugend, uns Weltmaennern ihre. Und ist sie nicht eigentlich die allerhoechste Tugend? Spinoza sagt: wer die Fehler der Menschen nicht liebt, liebt die Menschen selbst nicht! Das Menschlichste an der Menschheit ist fuer mich das Weib. Ich liebe sie. Ich liebe ihre Fehler. Sie fuehlen das. Sie lieben mich wieder. Sie haben Zutrauen zu mir. Das ist ganz unbewusst: "Du bist so gut," sagt sie manchmal. Dann nimmt sie meine Hand und kuesst sie, beinah leidenschaftlich: "Du bist gut." Da ist die Rankuene wieder, das kleine, tueckische, widerborstige Katzenfauchen in dem "Du". "Der ist viel besser als ich." Ist er's wirklich? Ich glaube kaum. Er haette ihr eine Moralpredigt gehalten und sie beschaemt und verbockt nach Hause geschickt wie der selige Joseph schnoeden Angedenkens. Die Franzosen haben da ein huebsches Sprichwort: Il y a des choses qui ne se refusent pas. - Oder er haette sie genommen, seine Lueste befriedigt, mit einem moralischen Kater hinterher sie zur buessenden Magdalena gepeinigt ... Das ist die Tugend dieser Tugendbolde. Wenn ich sie vor mir sehe, so weiss, fein und zierlich, ganz in ihrem Fischchen-Element bei mir, munter schwaetzend wie ein Voegelchen, von dem, was in ihr ist, all ihren kleinen Bosheiten und Echtheiten .. - ich habe sie als Kuenstler behandelt, nicht roh, nicht maennisch-selbstsuechtig, nicht pfaeffisch-zerstoererisch. Sie weiss das auch ganz gut, Gaenschen, das sie ist. Sie liebt mich. Sie wird oft sentimental jetzt: "Ich kann nicht leben ohne Dich! Ich moechte am liebsten sterben!" Manchmal sogar fast wild: "Ich will von zu Hause durchgehn. Mir ist alles ganz egal. Ich lege mich hierhin und gehe nicht wieder fort. Du kannst mit mir machen was Du willst." Das sagt sie wohlweislich, wenn sie mir angezogen gegenuebersitzt und Makronen knabbert - und dann lauert sie auf den Effekt. Sie moechte etwas mehr Effekt, einen Ausbruch, eine Szene, die Bestie: Mann. Dann spiegelt sie sich in ihrer Jungfrauschaft: "Es ist doch gar nichts. Eigentlich habe ich doch gar nichts gethan. Niemand kann doch etwas sagen von "uns"." Sie betrachtet ihre Ehe als ein grosses Opfer, das sie bringt, _mir_ bringt. Kleines Egoistchen! Ob wohl ueberhaupt schon mal ein andrer Gedanke als der an ihr eignes kostbares, kleines Selbst in diesem Gehirnchen aufgestiegen ist? Sie betrauert meine Wohnung: Whipchen, Martin, die Glaeser .. Dann wird sie so geruehrt ueber sich selbst, dass sie schluchzt. Aber das macht eine rote Nase, darin ist sie aesthetisch. Die leidenschaftlichsten Frauen werden dadurch in Schranken gehalten: "Mein Kind, das steht Dir nicht, Deine Stimme klingt schlecht, Du verdirbst Deine Haarfrisur." Sie wollen gefallen und sollen gefallen. Wird die Frauenemanzipation darin je etwas aendern? Die Orientalin, die ihren Leib salbt und ihn mit Juwelen schmueckt, sie ist das Naivste und das Groesste. Das Uraelteste und das Allermodernste. Sie fangen an mit Geist. Dann laecheln sie Dir zu .... Und wenn der Geist wiederkommt, dann bist Du als Mann fertig. Ich habe das zu oft durchgemacht. Ich moechte es nicht anders. Nur mehr Ehrlichkeit moechte ich! Es wird so unendlich viel gelogen, gerade ueber diesen Punkt. Es ist Alles nur: Qui s'excuse, s'accuse, die Sinnlichkeit, die sich in allerlei Maentelchen drapiert, selbst in das der Entsagung. Alle Frauen wollten einmal im Leben ins Kloster gehen. Warum giebt man ihn nicht zu, den staerksten und gewaltigsten Lebenstrieb, wie Hunger und Durst, wie Ehrgeiz und Muedigkeit. Der alte, schoene Satz, dass das Weib dem Manne zur Freude, zur Freudigkeit geschaffen sei, setzt sich Brillen auf und schneidet sich die Haare ab, und wird ihm ein Spott und sich selbst ein Zwitter, ein unverstandenes und unverstaendliches Raetselwesen. Das bedauere ich von allen Verirrungen der Zeit am meisten, dass die Frauen dogmatisch werden, logisch, prinzipiell. Man will sie einregimentieren und einschwoeren. Die Voelker, die am wenigsten Sonne und Sinnlichkeit haben, geben den Unfug an. Ihr unterbindet euch selbst die Lebensader! Decadence-Maenner machen mit. Und doch: "'s ist eine der groessten Himmelsgaben, So ein lieb Ding im Arm zu haben." Nicht nur fuer uns, fuer es selbst auch. Wo ist die Frau, deren Herz und Hirn gross genug ist, die geliebte, liebende Frau, von herben und verkrueppelten Fruechten, die reife, suesse?..... Jeder Mann betrachtet sie als ein Geschoepf, einzig und allein fuer ihn bestimmt, eine Adamsrippe, eine Unvollkommenheit. Nur wir, die wir sie wahrhaft lieben, sehen in ihr das Geschoepf fuer sich, das Menschenwesen, in seiner Eigenart des Interesses und der Teilnahme wert. Moegen sie hereinfallen! Das "weisse Blatt" ist die groesste maennliche Unverschaemtheit, Heuchelei, Protzenhaftigkeit, in der wir wissentlich und willig beharren. Ein Geschoepf mit Augen, Ohren, Sinnen, hundertmal feineren und aufmerksameren Augen, Ohren, Sinnen wie wir, soll das nicht sehen, hoeren, fuehlen, wie wir? Der Egoismus der Maenner macht sie blind. Ich habe kein Mitleid mit Egoisten. Selbst der hintergangene Ehemann! Er ist laecherlich und veraechtlich mit Recht. Lebte er wirklich mit seiner Frau, haette er sich bemueht sie kennen zu lernen, ihr Denken, ihr Fuehlen bis in ihre Verlogenheiten hinein - haben wir etwa nicht unsre Verlogenheiten? - waere ihm das passiert? haette er nicht warnen, eingreifen koennen als es Zeit war, wenn noetig sie vorher freigegeben. Ja, wenn wir nicht alle Rollen spielten. Und es giebt eine Rolle "Mann", die wir mit Vorliebe spielen, gegen die Rolle "Weib", die wir ihnen aufoktroyiert haben. Sie raechen sich wie sie koennen. Nicht nach Besserung seufzt die Welt, sondern nach Wahrheit. Die Wahrheit ist die hoechste Menschenliebe, nur im Vergleich unmoralisch, unguetig, boese. Und wenn der Vergleich faellt von seinem hohen Piedestal, dann steigt das Niedrige. Was ist gemein? Was ist veraechtlich? Was ist erhaben, bewunderungswuerdig? wenn Alles Menschliche menschlich ist. Ein heiliges Mitleid liegt schwanger ueber der Welt, die feinste, reine Quintessenz des Christentums. Nur die Pharisaeer stoeren es. Dem Zoellner ist es natuerlich. Verzeih den Exkurs! Man macht sie zum Schlusse. Der Deutsche macht sie. "Die Moral von der Geschichte" - Und es ist eine gute, alte Sitte, denn Moral ist ueberall, wenn es auch nicht die der Rute und der Zuckertuete ist. Vorgestern feierten wir unser Abschiedsfest. Sie hatte sich sehr niedlich gemacht, eins von ihren neuen Ausstattungskleidern, ein schillerndes, gruenliches, seidnes mit niedrigem Hals. "Ich habe Mama gesagt, dass ich noch bei Kathi heut Abend bin, und ich will auch wirklich hingehn." Ich hatte Alles mit Rosen geschmueckt. Wir tranken Sekt und assen kleine, pikante Sachen dazu. Wir waren sehr lustig. Sie sass auf meinen Knieen: "Hast Du mich lieb? Wirst Du mich ewig lieb haben, Herri? Wirst Du mich auch nie vergessen?" Eine gewisse Waerme kommt doch ueber mich. Ach Herzchen! Herzchen! Dann erinnerten wir uns an alles Huebsche in unsrer Liebe, ihr erster Besuch, der erste Kuss, all das Heimliche, Suesse ... jeder Gegenstand in meinem Zimmer, Whipchen, die Photographien, der Bismarck ... "Nie, nie vergesse ich das" ... Wir waren ganz gluecklich. "Wie eine Insel ist das, als ob ich zu Hause waere. Ach Liebchen!" .... Dann schluchzt sie wieder ein bischen. Dann die Moral wieder: "Du findest mich auch nicht schlecht?" - Die suesse, alte Beruhigung Gretchens. Alle thun das. Und Daisy Grimme! die macht's doch viel schlimmer. "Wenn es doch moeglich waere! Wenn ich doch heute bei Dir bleiben koennte - und immer!" .... "Nun muss ich zu dem ekligen, widerlichen Ball - und morgen!!" - - - Ein erneuter Thraenenstrom. Sie klammert sich an meinen Hals. Sie ist ganz gluehend. Sie kuesst mich. "Nicht wahr, Du glaubst's, Du glaubst's doch, dass ich Dich lieb habe, nur Dich!" Ich glaub's. Ich glaube Alles. "Gott! wenn wir jetzt allein auf der Welt waeren! im Paradies!" .... "Ach! es ist zu schrecklich eingerichtet im Leben! ... Und nicht wahr, meine Briefe, die hast Du verbrannt? Du verbrennst sie doch alle?" ... - "Ob wir uns wohl mal wiedersehen? Oh Gott! Wie schrecklich das wuerde! Ich wuerde Alles verraten." "Sehr verstaendig wuerdest Du sein." "Ach Du! Nun nimmst Du Dir andre Frauen. Mich hast Du ueberhaupt gar nicht gern gehabt. Sage, dass Du mich ein bischen gern gehabt hast? Du bist ja so unmoralisch!" Martin meldet die Droschke. Ich fahre mit. Oben sind alle Fenster erleuchtet. "Wenn ich jetzt koennte! Dass Du mich noch nicht mal gehabt hast .. Der greuliche Kerl mich kriegt." Sie weiss genau, dass die Droschke im naechsten Moment anhalten muss. Sie haelt. DREIZEHNTER BRIEF. Frau Mathilde von Wustrow an Herbert Groendahl. Lieber, suesser Herzensschatz! Denke Dir meinen Schrecken, als Achim mit Dir hereinkam! Aber nur einen Moment hab ich mich erschrocken. Du bist ja so verstaendig und lieb und gut. Ach und die suessen, gruenen Glaeser, die Du mir geschenkt hast! Das sieht Dir aehnlich. Es war zu entzueckend himmlisch bei Dir. Ich werde es _nie_, _nie_ vergessen und Dich ewig lieb haben. Du musst uns jetzt oft besuchen, naechsten Sommer, wenn wir hier auf dem Gute sind. Jetzt verreisen wir - nach Italien. Achim hat mir ein Diamantkollier geschenkt. Himmlisch, sage ich Dir. - Wir sprechen dann ueber Alles, Du musst mir erzaehlen, wen Du jetzt hast. Du bist ja so verstaendig. Wenn Du doch Achim waerst! Ach, das Leben ist doch sehr schwer oft! Fandest Du, dass ich gut aussah bei der Trauung? Der dumme Kirchenmensch hatte die Schleppe ganz verkehrt gelegt. Ich aergerte mich die ganze Zeit darueber, und die Myrte stand zu hoch ueber der Stirn. P. S. Du hast doch auch die Briefe verbrannt, alle? und Martin sagt nichts? Es waere schrecklich. Deine M. BEMERKUNGEN ZUR TEXTGESTALT Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden nicht veraendert, ausser in folgenden Faellen, die als offensichtliche Druckfehler anzusehen sind: Seite 39: Anfuehrungszeichen ergaenzt hinter "bin?" Seite 120: Anfuehrungszeichen ergaenzt vor "Ach!" Seite 123: "wir" geaendert in "Wir" ***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK NIXCHEN. EIN BEITRAG ZUR PSYCHOLOGIE DER HOeHEREN TOCHTER*** CREDITS April 2, 2011 Project Gutenberg TEI edition 1 Produced by Norbert H. Langkau and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net A WORD FROM PROJECT GUTENBERG This file should be named 35758.txt or 35758.zip. This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/dirs/3/5/7/5/35758/ Updated editions will replace the previous one -- the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works to protect the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away -- you may do practically _anything_ with public domain eBooks. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE _Please read this before you distribute or use this work._ To protect the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase "Project Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License (available with this file or online at http://www.gutenberg.org/license). Section 1. General Terms of Use & Redistributing Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is in the public domain in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License when you share it without charge with others. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work (any work on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at http://www.gutenberg.org 1.E.2. If an individual Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work is derived from the public domain (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.3. If an individual Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work in a format other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} web site (http://www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License as specified in paragraph 1.E.1. 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works provided that - You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." - You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works. - You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. - You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} works. 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and Michael Hart, the owner of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread public domain works in creating the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection. Despite these efforts, Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES -- Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH F3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND -- If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS,' WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTIBILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. INDEMNITY -- You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need, is critical to reaching Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}'s goals and ensuring that the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation web page at http://www.pglaf.org. Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Its 501(c)(3) letter is posted at http://www.gutenberg.org/fundraising/pglaf. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is located at 4557 Melan Dr. S. Fairbanks, AK, 99712., but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887, email business@pglaf.org. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at http://www.pglaf.org For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit http://www.gutenberg.org/fundraising/donate While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: http://www.gutenberg.org/fundraising/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} electronic works. Professor Michael S. Hart is the originator of the Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For thirty years, he produced and distributed Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~} eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as Public Domain in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Each eBook is in a subdirectory of the same number as the eBook's eBook number, often in several formats including plain vanilla ASCII, compressed (zipped), HTML and others. Corrected _editions_ of our eBooks replace the old file and take over the old filename and etext number. The replaced older file is renamed. _Versions_ based on separate sources are treated as new eBooks receiving new filenames and etext numbers. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: http://www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg{~TRADE MARK SIGN~}, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks. ***FINIS***