The Project Gutenberg eBook, Die Tugend auf der Schaubühne, by Justus Möser
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Title: Die Tugend auf der Schaubühne
oder: Harlekins Heirath; Ein Nachspiel in einem Aufzuge
Author: Justus Möser
Release Date: March 30, 2005 [eBook #15505]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE TUGEND AUF DER SCHAUBüHNE***
E-text prepared by David Starner, Louise Hope,
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Transkriptionsnotiz:
Es gibt ein paar Unregelmäßigkeiten im Originaltext.
Solche, die als Fehler aufgenommen werden können, sind
auf diese Weise
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Das Titelwort Harlekin's erscheint mit und ohne Apostroph.
Der Apostroph in Möser's Leben ist ebenfalls im Original.
Das Wort "jetzt" ist meistens, aber nicht immer, als "itzt"
geschrieben; die Ausnahmen sind markiert.
Vier Wörter oder Sätze in diesem ("gotischen") Frakturtext
wurden in romanischen Buchstaben gesetzt. Diese sind hier
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Die Tugend auf der Schaubühne
oder
Harlekins Heirath.
Ein Nachspiel in Einem Aufzuge
von
J. Möser.
Berlin und Stettin,
bey Friedrich Nicolai
1798.
Herr Barthold, Principal der Bühne.
Kolombine, seine Tochter.
Harlekin, Schauspieler.
Scapin, Schauspieler.
Isabelle, Schauspielerin.
Valer, Schauspieler.
Peter, Lichtputzer.
Der Schauplatz ist auf dem Schauplatze.
3 (A2)
Die Tugend auf der Schaubühne;
oder:
Harlekin's Heirath.
Ein Nachspiel in einem Aufzuge*).
Herr Barthold, Harlekin.
Harlekin (macht drey tiefe Verbeugungen).
Barthold. Was
will Er, mein guter Freund?
Harl. (Macht wieder einige Verbeugungen).
Barth. Bücke Er
sich so lange bis Er müde wird, und dann kann Er mir sagen was Er zu
sagen hat. Die jungen Leute gewöhnen sich das itzt so an, daß sie
einem die Zeit mit tausend Komplimenten verderben. Wenn man in
meiner Iugend zu einem Mann im Amte ging: so machte man ihm einen
einzigen Bückling, und kam dann zur Sache. Das war eine gute Mode;
dabey sollte man es lassen.
4
Harl. (in fremdem Ton) Hochedelgeborner und
Gestrenger--
Barth. Damit geht
schon wieder eine Minute hin.
Harl. Sie
erlauben großgünstig--
Barth. Wieder
eine Minute.
Harl. Daß ich mir
die Freyheit nehme--
Barth. Noch
ein Wort von solchem Schlage, und
ich prügle Dich zum Dinge hinaus.
Harl. (im gewöhnlichen Ton) Ich komme, Herr Barthold,
wegen Ihrer jüngsten Tochter Kolombine; sie gefällt mir--
Barth.
Gehorsamster Diener, gehorsamster Diener, mein werthester Herr
Harlekin! Verzeihen Sie, daß ich Sie sogleich nicht gekannt habe.
Meine Augen vergehen mir allmählich, und Sie redeten mir in einem
solchen Candidatenstil, den ich an Ihnen nicht gewohnt bin.
Harl. Ich
kann heirathen, ich muß heirathen, und ich
will heirathen.
Barth. Nun, das
ist kurz. Das sind drey Hauptursachen, die nicht von allen Leuten so
recht verstanden und empfunden werden. Was gedenken Sie denn aber
Ihrer künftigen Witwe zum Leibgedinge auszusetzen?
Harl. Erstlich,
gedenke ich nicht vor ihr zu sterben.
Barth. Das ist
freilich ein guter Vorsatz; allein Ausführung kommt bisweilen gar
sehr auf die Frau an: diese hat vielerley Mittel, einen ehrlichen
Mann in die Grube zu bringen, ohne Gift und Messer. Der 5 (A3)meinigen habe ich es, Gott sey Dank,
abgesessen. Es war ein heller Gast; aber sie wurde so eingetrieben,
daß sie sich aus dem sieben und zwanzigsten Kindbette nie wieder
erholen konnte. Sie sehen, ich habe mich wohl gehalten.
Harl. Das
merke ich. Zweytens, hat sie, so lange ich lebe, ein reichliches
Auskommen. Meine Kunst als Harlekin hat einen goldenen Boden, und
Kolombinchen hat gewiß auch eine Kunst worauf sie sich verlassen
kann.
Barth. Ach,
die Künste verlassen einen mit der Zeit, und wenn man alt wird,
so ist nichts bequemers als von seinen Renten zu leben. Da ist
ein Haufen Mühe und Sorge erspart.
Harl.
Freylich, und ich denke eben deswegen ein Capital zurück zu
legen, wovon zweytausend Thaler auf den Witwenstuhl kommen
sollen, Nota Bene: wenn er keinen Haarbreit verrückt wird.
Barth. Das ist
etwas hart; eine Witwe ist zu beklagen. Ich fühle, mein lieber
Harlekin, wie sauer es mir in meinem sieben und siebenzigsten
Iahre wird, mich nicht bisweilen auf einen hübschen weichen
Witwenstuhl zu setzen.
Harl. Ich will
es aber nun so; und darum gebe ich meiner Witwe einen Stuhl mit
vier Beinen, damit er recht feste stehe. Zweytausend Thaler, wenn
ich sie habe, sind, zum Henker, Geld. Was Kolombine erspart, soll
sie zu ihrem Nadelgelde behalten, und wenn sie vor mir verstirbt,
werde ich sie in ihrem besten Hemde begraben lassen.
Barth. Aber
Sie vergessen die Morgengabe.
6
Harl. Das bin
ich selbst: Morgen- und Abendgabe. Bringt mir aber Kolombine
einen Sohn, wohl zu verstehen, wenn er mir ähnlich sieht; denn
das fordere ich ausdrücklich: so soll er auch Barthold Harlekin
heißen.
Barth. Ich
dachte in der That, Sie wollten ihr sodann ein neues Kleid aufs
Kindbette legen. Hören Sie, Herr Harlekin, ich habe der Mädchen
viele, und schaffe sie mir gern vom Halse, weil sie auf ihren
spitzen Absätzen leicht einmal unvorsichtiger Weise zu Falle
kommen können. Ich will also nicht lange handeln. Kolombine ist
die Ihrige; und zwar diesen Abend, wenn Sie wollen. Das bitte ich
mir aber aus, daß Sie sie nicht heimlich entführen; ich würde
sonst auf Ihrer Hochzeit nicht trinken können.
Harl. So weit
sind wir noch lange nicht. Ich habe mich nur erst vorläufig
erkundigen wollen, ob Sie mir Ihre Tochter wohl geben wollten,
wenn ich in forma darum anhielte.
Itzt ist noch ein kleiner oder großer Punkt übrig. Sie wissen,
mein werthester Herr Barthold, daß man von den Comödiantinnen
mancherley sagt. Kolombinchen hat ein Paar so allerliebste
Tauben-Aeugelchen, sie hat so etwas, so etwas--ach, Herr
Barthold, ich kann es nicht sagen, aber was sie hat, das sagt so
viel--so viel--
Barth. Nun,
wie viel denn?
Harl. Wenn
eine Nuß leicht aus der Hülse fällt, ist sie denn auch wohl schon
vom Wurme gestochen?
Barth. Ist das
eine Frage für eine klugen Mann? Die Wurmstichigen sitzen allemal
fest in der Hülse.
7 (A4)
Harl. Ach,
Herr Barthold, sollte sie es nicht schon wohl versuchet
haben?
Barth. Sie mag
versucht haben was sie will, so hat sie allzeit nur ihre Rolle
gespielet. Ein Mädchen auf der Bühne muß oft verliebt thun, oft
küssen, oft lachen, und was dergleichen mehr ist. Das bringt aber
die Comödie so mit sich. Wenn Kolombine die verschmitzte
Buhlerinn vorstellt, so würde es sich ja nicht schicken, daß sie
die Mine einer Matrone behielte. Wie oft hat sie nicht auch
geweint! Meynen Sie aber, daß sie um deswillen, sie zu Hause
gekommen, immer betrübt gewesen?
Harl. Ich habe
allzeit gehört, die Unschuld soll so etwas Süßes, so etwas
Körnichtes, so etwas von der braunen Kruste seyn, daß ich nicht
gern eine Frau nehmen mögte, welche diesen Leckerbissen bereits
verschenket hätte.
Barth. O mein
lieber Harlekin, sind Sie da verbrannt: so rathe ich Ihnen gar
keine Frau--anders als meine Kolombine zu nehmen.
Harl. Aber
sehen Sie einmal Selbst, Herr Barthold, alle diese schönen Herrn,
welche hier vor unsrer Bühne sitzen. Ihre Augen scheinen meinem
lieben Kolombinchen das Mark aus den Knochen zu ziehen; und wenn
sie tanzt; ach, wenn sie tanzt: so--so--tanzen alle Herzen mit
ihr.
Barth. Sollten
sie das wohl thun?
Harl. Wenn sie
es nicht thäten, so mögte ich
Kolombinchen nicht; und nun, da
sie es thun, so traue ich Kolombinchen nicht recht. Denen
Mädchen, die so hoch springen wenn sie tanzen, kann leicht ein
Blümchen entfallen; und wenn das auch nicht wäre: so rühmt sich
8doch ein jeder, vielleicht selten
mit Recht, daß er eines aufgenommen habe. Herr Barthold, Herr
Barthold! eine hübsche Comödiantinn ist wohl selten, selten,
selten eine Kirsche woran nicht schon ein Vogel gebissen
hat.
Barth. Possen!
es ist kein hübsches Mädchen in
der Welt, wovon man nicht eben diese Vermuthung hat. Nicht, weil
sie geschwinder Feuer fängt, als eine andere, sondern weil sie
Tag und Nacht verfolgt und also leicht einmal im Schlummer
überrumpelt wird. Wer sich aber daran stößt, der mag zu seiner
Strafe eine Häßliche nehmen, und versichert seyn daß sie vor dem
ersten Loche gefangen werde. Sie wird die Ehre, das Glück und das
Vergnügen, in ihrem sterblichen Leben
auch einmal angebetet zu werden, so verliebt erkennen; sie
wird so besorgt seyn den Vogel nicht zu verscheuchen; sie wird so
bange seyn, die einzige Gelegenheit zu verlieren; sie wird so
fertig seyn, ihre vergängliche Waare an den Mann zu bringen, daß
ich nicht Eines auf sie, aber wohl hundert auf ein hübsches
Mädchen verwetten wollte, das die Wahl unter tausend Käufern hat.
Und dann, mein lieber Harlekin, ist es eine bestialische Sache,
eine garstige Hexe und doch keine
braune Kruste zu bekommen. Für Kolombinen will ich allenfalls
Bürge seyn.
Harl. Die
Bürgschaft ist in der That etwas bedenklich. Ich hätte für meine
Mutter nicht einstehen mögen.
Barth. Ich mag
die Grillen nicht länger anhören. Kurz und gut, Sie nehmen sie,
oder nehmen sie nicht; einige Gefahr werden Sie allemal laufen.
--Doch, warten Sie, wir wollen heute einmal den Freyer
vorstellen. Sie sollen der Bräutigam, und meine Tochter Kolombine
Ihre Braut seyn. Sie können sie dabey auf 9 (A5)die Probe stellen; und wenn es Ihnen dann
nicht gefällt, so sind Sie am Ende wieder frey, und Sie haben nur
eine verliebte Rolle gespielet.
Harl. Der
Einfall ist wirklich gut. Ein jeder Freyer spielt doch nur eine
Rolle; und wenn am Schlusse des Stücks die Heirath vollzogen
wird, so hat die Rolle nur gar zu früh ein Ende.
Barth. Holla!
Kolombine!
Die
Vorigen, und Kolombine.
Barth.
Kolombine, Du sollst heute einmal die Braut seyn.
Kolombine.
Ach, Papa, das bin ich gerne. Ich spiele nichts lieber als Braut
und Bräutigam.
Harl. (Vor sich) O Du-- Sie wissen aber
doch, meine schöne Kolombine, daß die Freyerey mit der Comödie
ein Ende hat.
Kolombine.
Nun, so können wir ja dasselbige Stück noch einmal spielen. Ich
wollte, daß wir gar kein anderes auf unsrer Bühne hätten; und
fast mögte ich das Heirathen verreden, um allzeit Braut zu
bleiben. Ach, es ist so allerliebst Braut zu seyn.
Barth. Man
kann heirathen, und doch noch immer die Braut spielen. Eine gute
Partey kann man immer auf Abschlag nehmen; und die jungen Mädchen
thun übel, wenn sie die Hand eines ehrlichen Mannes ausschlagen,
um allzeit flattirt, adorirt, courtisirt, carressirt, und endlich
meprisirt zu werden. Bist Du denn, 10meine Tochter, sonst noch nie die Braut als
auf der Schaubühne gewesen?
Kolombine.
Nein, Papa.
Barth. Hören
Sie wohl, Herr Harlekin?
Harl. Ich höre
und sehe, Herr Barthold.
Barth. Wo ist
Scapin und Peter? Sie sollen auch herkommen, und den Freyer
mitspielen. Isabelle, welche schon oft die Braut vorgestellt, und
erfahrner ist als Du, Kolombine, soll Dir die rechte Manier
zeigen.
Kolombine. O,
Papa, ich will schon fertig werden, ich verstehe es schon.
Barth. Nun, so
macht Ihr Beyde den Anfang. Ich will herumgehen, und den Uebrigen
ihre Rollen ankündigen.
Harlekin
und Kolombine.
Kolombine.
Nun, Sie fangen an.
Harl. Nein,
fangen Sie an.
Kolombine.
Ach, nein! so habe ich es nicht gelernt. Der Bräutigam fängt
zuerst an, und sagt: Ach, meine theuerste Schöne, wie lange habe
ich mir nicht schon das Glück gewünscht, Ihnen mein Herz zu
eröffnen.
Harl. Und was
sagt denn die Braut?
Kolombine. Sie
antwortet: O! Sie schmeicheln mir zu viel; ich weiß, es ist nur
Ihr höflicher Scherz.
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Harl. Und was
antwortet denn Er wieder?
Kolombine. Er
nimmt dann ihre Hand, küßt solche, und sagt: Ach, mögten Sie in
dieses Herz sehen; da würden Sie lesen, daß mein aufrichtiger
Wunsch niemals ein anderer gewesen, als das Glück Ihnen zu
gefallen, und diese schöne Hand zu küssen.
Harl. Und läßt
sie das so geschehen?
Kolombine. O
ja, sie läßt ihm die Hand, und er küßt sie noch hundertmal; und
seufzet dann, bis endlich die Braut solche nicht mehr
zurückziehen kann, und mit ihrer ganzen Person folget.
Harl. Die
Rolle mag ich nicht spielen.
Kolombine. Auf
welche Art wollen Sie dann?
Harl. Ich
sage: Kolombine, mein englisches Magentröpfchen, wenn Sie will, ich will wohl.
Kolombine. Und
was muß sie denn sagen?
Harl. Sie
spricht: Nun, ich will--
Kolombine. Nun
ich will--
Harl. Fallen
Sie mir doch nicht in die Rede. Sie muß sagen: Nun, ich will
nicht.
Kolombine. Die
Rolle mag ich nicht spielen.
Die Vorigen, und Barthold.
Barth. Nun,
meine Kinder, habt Ihr angefangen?
12
Kolombine.
Nein, Papa! In der Sache sind wir eins; wir können uns nur über
die Rolle nicht vergleichen. Herr Harlekin will es besser wissen
als ich, und mich dünkt, in diesem Stück könnte ich lange sein
Meister seyn. Ich bin von Iugend auf bey dem Schauspiele erzogen;
bin so mannichmal Braut gewesen,und muß es vermuthlich besser
wissen als er.
Barth. Nun,
Harlekin, so sollten Sie sich auch weisen lassen. Kolombine
führet Sie gewiß keinen unbekannten Weg.
Kolombine. O
nein! Ich dachte es eben so zu machen wie die selige Mama.
Barth. Wie ich
meine selige Frau heirathete, folgte ich ihr blindlings, und
unsere Ehe würde nicht so gesegnet gewesen seyn, wenn ich minder
folgsam gewesen wäre. Sie war allzeit fertig mich zu unterweisen,
und ihr Exempel that bisweilen die besten Dienste. Oft war mir
ihr Unterricht sehr ungelegen; aber das war, der Himmel weiß,
ihre Schuld nicht.
Harl. Das
Schlimmste sind meine Scrupel; und ich begreife noch nicht, Herr
Barthold, wie solche durch unsre Comödie werden gehoben werden.
Stellt Kolombine die Braut gut vor, so werde ich denken: sie
versteht ihre Rolle; und stellt sie solche nicht gut vor, so
werde ich denken, sie versteht noch eine Rolle. Und der Himmel weiß, ob sie
nicht noch eine dritte versteht. Es ist doch schlimm, daß man das
Ding nicht auf die Goldwage bringen kann.
Barth. Die
beste Goldwage ist ein gutes Vertrauen; wer das nicht hat, der
ist schon wirklich betrogen; und wer es hat, der ißt seinen
Salat, schluckt eine Schnecke mit hinunter, und findet ihn noch
schmackhafter.
13
Harl. Ich
mögte darauf Ihr Gast nicht seyn. Wer heiraten will, muß nicht
Blinde-Kuh spielen, sondern wohl zusehen was er greift.
Kolombine. Oho! Herr Harlekin!
itzt verstehe ich das Ding mit der Goldwage. Auf ein Paar Aeßchen
können Sie gewiß rechnen, die ich schon verloren habe. Denn der
Schneider hat mir gar kein Eisen in meine neue Schnürbrust
gemacht. Indeß, da die Comödie aus ist, habe ich die Ehre mich
Ihren Scrupeln zu empfehlen.
Barth. Ich
meyne es auch so. Beschlafen Sie die Sache! Ein guter Traum ist
im Heirathen oft die beste Entscheidung.
(Sie gehn Beyde ab.)
Harlekin.
Scapin und Peter.
Harl. (vor sich) O weh! der erste Versuch
ist nicht zum Besten abgelaufen. Itzt mögt' ich wohl, nun will sie
nicht.
Scapin. Wird
denn heute nicht gespielt? Herr Barthold hat mich herbestellt, um
den Freyer mit vorzustellen. Ich sehe aber keine Anstalten.
Peter. Ich
sollte auch einen vorstellen--
Harl. Ha, mein
guter Peter, magst Du es denn gern thun?
Peter. O ja.
Ich muß sonst immer nur die Lichter putzen; wenn aber der Freyer
gespielet wird, so--so küsse ich, wollt' ich sagen,
Cathrinchen.
14
Harl. Und Du,
Scapin?
Scapin. Meine
Rolle in diesem Stück ist immer nur ein Puckel voll Schläge, und
ich könnte eben nicht sagen, daß ich solche jetzt nöthig
hätte.
Harl. Hör'
einmal, mein lieber Scapin! Ich weiß, Du bist schlauer als
mancher Dieb, der gehangen wird; ich muß Dir eins im Vertrauen
sagen.
Peter. Ich
hoffe doch nichts von Cathrinchen?
Harl. Ich wäre
wohl gesonnen, des Herrn Bartholds jüngste Tochter Kolombinchen
in allen Ehren zu heirathen--
Peter. Giebt
es denn auch Heirathen in Unehren?
Harl. Allein,
ich besorge, sie mögte schon--
Peter. Was
mögte sie schon?
Scapin.
Schweig, Peter, ich verstehe schon was Harlekin meynt. Er
besorgt, sie mögte schon einnal in Unehren geheirathet
haben.
Peter. Nun
verstehe ich es auch--
Harl. Was
meynst Du nun? Wie fange ich es an, um hinter die Wahrheit zu
kommen?
Scapin. Du
mußt sie vorher probiren.
Peter. Bey
meiner Treu, das ist vernünftig.
Harl. Allein,
wie mache ich das?
Peter. O, das
will ich wohl thun, wenn Sie es nicht verstehen.
Scapin. Ich
weiß was zu thun ist. Wolltest Du wohl, Harlekin, ihr zu
gefallen, eine Tracht Schläge vorlieb nehmen?
15
Harl. Die
Schläge wohl, aber den Schimpf nicht.
Scapin. Nun da
ist Rath zu. Höre, ich will Dir das Kleid meines Herrn
verschaffen. Du weißt, er ist Hauptmann, und eine Uniform hat
heut zu Tage viele Freyheiten; damit sollst Du diesen Abend zu
ihr gehen. Läßt sie Dich nun zum Hause hinaus prügeln, so kannst
Du glauben, daß sie die Krone von allen ehrlichen Mädchen ist.
Nimmt sie Dich aber an, küßt und umarmt Dich, so nimmst Du das
auf dem Marsche vorlieb, und weißt wie viel die Glocke
geschlagen.
Harl. O mein
lieber Scapin, das ist unvergleichlich. Ich danke Dir tausendmal
für Deinen guten Rath. Mache mich nur geschwind zum Hauptmann.
Ich brenne vor Verlangen, jene glückliche Tracht Schläge zu
empfangen.
Peter. Ich
wahrhaftig nicht. In meiner Heimath probirt man die Mädchen ganz
anders.
Scapin. In
meiner auch. Aber man bekömmt zuweilen etwas, was einem noch weit
unangenehmer ist, als eine Tracht Schläge. Nicht wahr,
Harlekin?
Harl. O
Scapin, Du bist der klügste Schelm, den ich in meinem Leben
gekannt habe. Mache nur geschwind, daß ich das Kleid von Deinem
Herrn bekomme. Ich hoffe doch nicht, daß er es übel nehmen wird,
wenn der Schimpf hiernächst darauf sitzen bleibt?
Scapin. O im
geringsten nicht. Eben das Kleid, was ich Dir verschaffen will,
hat schon mehrmal herhalten müssen. Ich will hingehen um es Dir
zu bringen. Du mußt mir aber auch einmal wieder zu gefallen seyn,
wenn Du nun ein Ehemann seyn wirst.
(Scapin geht ab)
16
Harlekin
und Peter.
Harl. Du
sagtest ja erst, Peter, man hätte in Deiner Heimath eine andere
Probe, um zu erfahren, ob die Braut noch ächt sey.
Peter. O ja,
das haben wir auch.
Harl. Wie
macht Ihr denn das?
Peter. Da
kommen wir her und suchen uns eine aus, die uns gefällt.
Harl. Das kann
ich wohl denken.
Peter. Dann
nehme ich mein Spinnrad, und gehe des Abends zu ihr ins Haus,
setze mich neben ihr hin und wir spinnen denn alle Beyde.
Harl. Nun,
spinnt Ihr denn immer fort?
Peter. Von
ungefähr geht dann einmal die Lampe aus.
Harl. Das
kömmt der Sache näher--
Peter. Spinnt
die Braut nun im Finstern fort, ohne den Faden zu verlieren, so
ist das ein gutes Zeichen.
Harl. Das ist
wirklich so dumm nicht--
Peter. Steht
aber das Rad stille, bricht der Faden und die Schnur schlägt wohl
gar ab: so hohle es der Henker!
Harl.
Wahrhaftig, die Leute sind klug; und wer hat euch das so
gelehret?
Peter. Ich
glaube, es muß so von Vater auf Sohn gekommen seyn. Denn wie
unser Pastor einmal das Zusammenspinnen abschaffen wollte, so
sagten die 17 (B)Aeltesten im
Dorfe: ihre Väter hätten es gethan, ihre Großväter hätten es
gethan, und ihre Kinder sollten auch thun.
Harl. In dem
Dorfe mögte ich wohnen!
Scapin mit
einem Kleide unterm Arme, und die Vorigen.
Scapin.
Stille! stille! wir wollen einen rechten Aufzug haben. Isabelle
und Valer kommen daher, um ihre Rolle zu spielen. Es geht ihnen
wie mir. Sie meynen, der Freyer werde gespielet, und weil an
ihnen die Reihe ist, aufzutreten, wenn ich zum andernmale abgehe:
so will ich itzt ganz ernsthaft herausgehn. Ihr aber geht auf die
Seite so lange. Hier ist das Kleid, Harlekin, welches du
immittelst anziehen kannst.
Harl.
Vortrefflich!
Peter. Das ist
des Henkers Comödie.
(Gehn ab.)
Isabelle
und Valer.
Isabelle.
Nein, mein werthester Graf, so schmeichelhaft es mir auch ist von
Ihnen geliebt zu werden, und so sehr ich von Ihren
rechtschaffenen Absichten überzeuget bin, so wenig finde ich mich
vermögend Ihnen meine Hand zu geben. Mein Schicksal hat mich
einmal auf die Schaubühne geführt; ich bin der Welt nichts 18mehr als eine Comödiantinn; und ich
müßte Sie, mein werthester Graf, minder hochschätzen und minder
lieben, wenn ich in Ihre Verbindung einwilligen und uns Beyde
beschimpfen sollte: Sie, daß Sie Sich so weit herablassen und
mich, daß ich einen Mann genommen, der so wenig Empfindung und so
wenig Zärtlichkeit gegen seine eigne Ehre gehabt hatte.
Valer.
Großmüthige Isabelle, je edler Sie Sich zeigen, je weniger ist es
mir möglich Ihren Befehlen zu gehorchen. Ich kann ohne Sie nicht
leben. Mein ganzes Glück beruhet auf unsre Verbindung. Das Recht
ist auf der Seite der Tugend, der Schönheit und der Liebe.
Vorurtheile dürfen uns nicht irre machen.
Isabelle. O!
es giebt ehrwürdige, heilige Vorurtheile; und die Wahrheit muß
sich oft erst in unsre eigne Meynung, in unser Vorurtheil
verwandeln, ehe sie ihr Recht behaupten kann.
Valer. Aber
Ihre Geburt ist der meinigen nicht ungleich. Sie sind von guter
Familie, und daß das Schicksal Sie auf die Bühne geführt--
Isabelle.
Nichts mehr hievon. Sie wissen, wie die Welt denkt. Sie wissen,
mit welchen übeln Vermuthungen sie diejenigen verfolgt, welche
sich der Bühne widmen, und es sollte mir ewig leid seyn, als
Comödiantinn einen Mann zu beschimpfen, den ich als Prinzessinn
glücklich zu machen wünschte.
Valer.
Göttliche Isabelle!
(Er will ihre Hand nehmen.)
Isabelle. Auch
diese Hand nicht, mein werthester Graf. Ich bin stolz, stolz auf
Sie, stolz auf mich; und da ich Muth genug habe, meine Liebe
Ihrer 19 (B2)Ehre aufzuopfern, so
müssen Sie auch so billig seyn, und der meinigen schonen.
Valer. Sie
sind grausam. Sie handeln ungerecht mit Sich, ungerecht mit mir.
Ich und mein Unglück bleibt zu Ihrer Verantwortung.
Isabelle. Ich
kenne diese Sprache; aber ich weiß was ich mir von Ihrer Vernunft
zu versprechen habe. Ueberlegen Sie nur einmal Selbst, wie
empfindlich es Ihnen und mir seyn würde, wenn man in allen
Gesellschaften vor uns fliehen, wenn jeder Blick Ihnen einen
Vorwurf und mir eine Verachtung zeigen, wenn Ihre ganze Familie
Sie hassen und mich verfolgen, wenn jedermann argwohnen würde--
Valer. Quälen
Sie mich wenigstens nicht, wenn Sie mich nicht glücklich machen
wollen. Ich habe das alles, und noch ein mehrers überlegt; ich
habe mir alle diese Wahrheiten so deutlich vorgestellt, daß ich
glauben konnte, unparteyisch zu urtheilen; und doch, schönste
Isabelle, fiel der Schluß dahin aus, daß das Glück unsrer
Vereinigung Alles das unendlich überwiegen würde.
Isabelle. Sie
wissen, Herr Graf, daß ich gegen dieses Glück nicht unempfindlich
bin. Sie wissen, daß mein ganzer Stolz durch diese Verbindung
befriedigt werden würde. Verzeihen Sie mir aber, daß ich Sie auf
eine zärtlichere Art liebe, und meinem Vorsatze getreu
bleibe.
Valer. Sie
begegnen einem Ieden sonst so gütig, Sie--
Isabelle.
Keine Vorwürfe, Herr Graf. Da ich die Bühne betrete, so ist es
meine Schuldigkeit, allen 20die
dahin kommen, Höflichkeit und Dankbarkeit zu zeigen. Ich würde
sonst unsrer Gesellschaft schaden, und eine Unanständigkeit
begehen, die in den Umständen worin ich bin, für den Einen oder
Andern beleidigend seyn könnte. Glauben Sie aber um deswillen ja
nicht, mein lieber Herr Graf, daß wir mit unsrer Gütigkeit
verschwendrischer sind als andre. Ieder Stand erfordert ein
eignes Betragen; und wenn man das weiß, so macht man keine
falsche Schlüsse.
Valer. Ich
glaube nicht, daß Sie mir dergleichen Schuld geben können. Meine
aufrichtige Liebe ist die beste Widerlegung, und die sicherste
Probe, daß ich Ihre Gütigkeit in keinem Verdachte habe.
Die Vorigen.
Harlekin und Peter.
Harl. Ha! ha!
ha! Spielen Sie hier eine Comödie?
Isabelle. Nun,
was fällt Dir ein, Harlekin? Die Reihe ist ja gar nicht an
Dir.
Harl. Die
Reihe mag an mir seyn oder nicht, so muß ich Ihnen sagen, daß
Herr Barthold sich versehen, und daß heute gar nicht gespielt,
sondern in allem Ernste an einer Heirath gearbeitet wird.
Valer. Aber,
was bedeutet denn das?
Harl. Was das
bedeutet, wenn man heirathet?
Peter. Wissen
Sie das nicht?
Valer. Herr
Barthold und Ihr alle seyd verrückt. Ein andermal soll man es mir
zweymal sagen, ehe ich hierher kommen und meine Rolle spielen
will.
(Geht ab.)
21 (B3)Isabelle. Kann ich denn wohl so
glücklich seyn, zu erfahren, was es für eine Heirath sey, woran
heute gearbeitet wird?
Harl. Sie soll
zwischen einem Bräutigam der sich Scrupel macht, einer Seits, und
zwischen einer Braut die sich keine macht, ander Seits,
geschlossen und nicht geschlossen werden.
Isabelle. Aus
diesem räthselhaften Geschwätze schließe ich, Harlekin, daß Du es
bist, der sich Scrupel macht.
Harl. Der
Henker traue den Mädchen! Ich glaube, sie lesen einem aus den
Augen was man denkt. Aber, was hat man denn auch anders in den
Augen, wenn man erst zu Verstande kömmt, als die Lust zu
heirathen? Sehen Sie mir das nicht gleich an?
Isabelle. O!
das habe ich Dir lange angesehen, und Kolombinen ebenfalls.
Harl. Ey,
schau doch, wie listig sie das Geheimniß herauslocken will!
Isabelle. So
war denn doch die Heirath zwischen Dir und Kolombinen das
Geheimniß? Nun, so wünsche ich Dir viel Glück damit; es ist ein
braves Mädchen.
Harl. Dürfte
ich wohl unterthänigst fragen, was Sie durch ein braves Mädchen
verstehen? Ich habe sonst gemeint, die Pferde würden nur brav
genannt.
Isabelle. Ich
will damit nur sagen, daß Kolombine ihre Rolle gut spielt, daß
sie sehr geschickt, sehr schön, sehr lustig, sehr gutherzig--
Harl. Aber
nicht auch sehr tugendhaft sey?
22
Isabelle. O!
das versteht sich von selbst; und ich kann Dir zur guten
Nachricht sagen, daß sie noch gar kürzlich ein paar brillantene
Ohrringe ausgeschlagen hat.
Harl. Aber der
Freyer, der sie ihr angeboten, sollte der nicht so gewisse
Vermuthungen gehabt haben, daß sie solche wohl annehmen
würde?
Isabelle. Ich
glaubte, Harlekin, Du dächtest besser von unsrer Schaubühne. Wenn
man alle diejenigen von uns verurtheilen wollte, welche etwa
einen freundlichen Blick vergelten, oder sich eine Versuchung
zuziehen, so würde man sehr ungerecht gegen uns seyn.
Peter. Nein,
der Faden muß wenigstens abbrechen und die Schnur vom Rade
fallen, sonst kann man seiner Probe nicht sicher seyn.
Isabelle. Das
dünkt mich auch, Peter; und wo ich Dich recht kenne, so würdest
Du mein Cathrinchen gern nehmen, ohne Scrupel; und Du, Harlekin,
thätest auch wohl, von der Probe nach der Hochzeit zu
reden.
Harl. Das ist
verflucht gefährlich, und zu seiner Zeit eben nicht
tröstlich.
Isabelle. Ich
wünsche Euch mit einander ein Paar Weiber, die Euch die Köpfe
zurechte setzen; und wenn Herr Barthold seine selige Frau noch
hätte, so würde er mich nicht hieher auf April geschickt haben.
Das sagt ihm nur, wenn Ihr ihn sehet.
(Geht ab.)
23 (B4)
Harlekin
und Peter.
Harl. Nun,
Peter, wo hast Du meine Companie gelassen?
Peter. Hier
ist sie (indem er ihm das Kleid holet
und übergiebt).
Harl. (Zieht das Kleid über das seinige, und macht
dabey ein Theaterspiel).
Die Vorigen
und Scapin.
Scapin. Ha!
willkommen, mein werthester Herr Hauptmann!
Harl. Wie,
Scapin, kennest Du mich denn nicht mehr?
Scapin. In der
That, wenn Dich Deine Stimme nicht verrathen hätte, so würde ich
Dich schwerlich erkannt haben.
Peter. Aber
die Hosen?
Scapin. O! die
kann man bey jedem Kleide tragen, und ein Witwer mag sie so gar
in der Trauer anziehn.
Peter. Bey uns
sagt man, es ist kein Herr so groß, oder der Narr blickt irgendwo
hervor.
Harl. Ich
bitte Dich, Peter, mache doch solche dumme Vergleichungen nicht.
Ich habe diese Hosen mit Fleiß behalten; denn sollte die Probe
unglücklich ablaufen, so hänge ich das Kleid sogleich an den
Nagel, 24und bin wieder der ich
war. Aber, was denkst Du, Scapin, sollte man mich wohl aus
Achtung für die Uniform ungeschlagen zurückschicken?
Scapin. Mache
Dir doch nur solche Skrupel nicht. Wenn Kolombine ein ehrliches
Mädchen ist, und Du es recht bey ihr anfängst, so mußt Du Deine
Schläge bekommen, oder ich verliere fünf Gulden.
Harl. Gut! es
ist ein Wort.
Peter.
Wahrhaftig, ich wette mit, Herr Harlekin. Kolombine ist ein
ehrliches Mädchen. Sie bekommen die Schläge zuverlässig, und ich
gewinne mein Geld, oder Sie haben es nicht recht darnach
angefangen.
Harl. Peter,
es gilt fünf Batzen; und mit Freuden will ich sie euch beyden
auszahlen. Eins fällt mir aber itzt bey: ich habe gar kein Geld
in der Tasche. Ich müßte doch wohl, wenn ich einen Versuch wagen
will, so irgend einen Beutel mit Dukaten haben.
Scapin.
Glaubst Du denn nicht, daß ich weiß, was Dir in solchen Fällen
nöthig ist? Fühle nur einmal in die Taschen. In der einen steckt
meines Herrn leerer Geldbeutel mit Zahlpfennigen, und in der
andern das Futteral von seinen Schuhschnallen. Kolombine wird
Dukaten und Iuwelen darin vermuthen, und wenn Du es ihr
anbietest, Dir gewiß Beydes an den Kopf werfen, ohne zuzusehen
was darin ist.
Harl. Weißt Du
dies gewiß?
Scapin. So
gewiß als Du den Glauben auf den Puckel bekommen wirst.
Peter. Viel
Glücks dazu.
Harl. (zu Scapin) Wolltest Du mich wohl bey
Kolombinen melden?
25 (B5)
Scapin. Ey,
warum nicht? Ich diene meines Herrn Uniform, und schäme mich
nicht, solche bey Kolombinen anzumelden.
Harl. So gehe
geschwind.
Harlekin
und Peter.
Harl. Der
Scapin ist doch ein durchtriebner Kopf, und weiß zu allem
Rath.
Peter. Nach
meinem dummen Verstande gehört eben nicht viel Witz dazu, Ihnen
zu einer guten Tracht Schläge zu verhelfen. Das wollte ich auch
wohl thun.
Harl. O mein
guter Peter, das ist weit über Deinen Horizont. Du weißt es
nicht, wie angenehm mir diese Schläge seyn werden.
Peter. Nun,
meinethalben. Alles wie Sie wollen. Wenn ich nur meine fünf
Batzen gewinne. Ich fange aber nunmehro an zu fürchten, Sie
werden, wenn die Wette verloren geht, in den Beutel mit
Zahlpfennigen greifen.
Harl. Du
sollst Deine fünf Batzen gewiß haben, oder ich heiße nicht
Hauptmann von Astaroth.
Peter. Ach,
meynen Sie nicht, daß die Leute Sie erkennen werden? Ihre Stimme
verräth Sie gleich.
Harl. Die weiß
ich schon zu verstellen. Ich will die ordentliche Rolle eines
Hauptmanns spielen, so wie ich sie gelernt habe.
26
Die Vorigen
und Scapin.
Scapin. Die
Mademoiselle Kolombine Barthold läßt sich dem Herrn Hauptmann von
Astaroth gar schön zurück empfehlen, und weil sie nicht glaubte,
daß der Herr Hauptmann ihr etwas Heimliches zu sagen haben
würden, so wollte sie die Ehre haben, denselben hier auf der
Bühne zu empfangen.
Harl. War sie
allein?
Scapin. Sie
saß und nähete an einem Unterrocke, worin sie mit Dir, wie ich
hoffe, getrauet werden wird; ein allerliebstes Röckchen von
feuerfarbenem Atlas mit Spitzen eingefaßt, nicht kostbar, aber
niedlich.
Peter. Sie
kommt! Sie kommt!
Scapin. Komm
Peter, wir wollen in die nächste Schenke gehn, und unsre künftige
Wette vertrinken.
(Letztere gehn ab.)
Harlekin.
Kolombine.
Harl. Assah!
Miß Pudding, wie stehts? Ist die Leber noch frisch, und seyd Ihr
diesen Winter gut bequartirt?
Kolombine.
Darf ich fragen: was zu des Herrn Hauptmanns Befehl sey?
Harl. Zu
meinem Befehl? Drey Küsse auf eine Stelle, mein Schatz, drey
Küsse--
27
Kolombine. Ich
weiß nicht, ob ich es recht verstanden habe, der Herr Hauptmann
von Astaroth sind bey mir gemeldet worden.
Harl. Das bin
ich im Original, mein kleines Zuckermündchen. Darf ich aber auch
wohl fragen, ob Sie nicht die Mademoiselle Kolombine Bartholdinn
sind?
Kolombine.
Ihnen aufzuwarten, Herr Hauptmann.
Harl. Nun, so
sind wir ja bekannte Leute und Nachbars Kinder. Komm dann, mein
Schatz, und küsse mich.
Kolombine. Ich
glaube immer noch, ich irre mich. Man hat mir gesagt, daß Sie
einige Bestellungen von einer sehr guten Freundinn, die ich auf
dem Lande habe, an mich hätten.
Harl. Ia,
recht, mein liebes Sauernüßchen. Hier habe ich ein Paar
orientalische, peruvianische Ohrringe, und dort einen Beutel mit
eintausend gerändelten Species-Dukaten. Was dünkt Dir dabey, mein
Rosenknöspchen?
Kolombine. Ich
begreife noch eigentlich nicht, wozu das alles?
Harl. Wozu,
Mädchen? Primo sollst Du mich dafür
neun und neunzig Mal küssen.
Kolombine.
Ach, wer weiß bey welchem Mädchen Sie diese Ohrringe wohl
erbeutet haben, und ob Sie ihr nicht gar dabey die Ohren
ausgerissen!
Harl. Ich
eroberte sie in dem Laufgraben vor Schweidnitz, und diese tausend
Dukaten habe ich einem französischen Marschalle en rase campagne abgenommen.
28
Kolombine. Ich
sehe wohl, Herr Hauptmann, Sie haben an mich nichts zu bestellen,
und ich will mich Ihnen nur gehorsamst wieder empfehlen.
Harl. O
Prinzessinn! so wird es nicht gehn. Flugs hierher!
(Er nimmt sie bey der Hand, und stellet
sie so daß sie ihm nicht entgehen kann.)
und diese Ohrringe, diese Dukaten, diese
Küsse angenommen.
(Er will sie küssen, und sie wehret
sich.)
Kolombine. Ich
bitte Sie recht sehr, Herr Hauptmann, mäßigen Sie Sich.
Harl. Was
mäßigen? Drey Iahre belagere ich eure verdammte Schaubühne, als
wenn ich eine Festung belagere; und beständig habe ich meine
Kanonen auf Dich gerichtet. Daß ich endlich einmal Sturm laufe,
mußt Du mir nicht verdenken. Sogleich diese Ohrringe
eingesteckt!
(Er dringt ihr solche auf, sie fallen
aber auf die Erde.)
und hier diese tausend Dukaten, oder
(wie vorher.)
und nun gehts auf die Bresche los.
(Er umarmt sie auf seine Art.)
Kolombine. Ach
mein Gott! Gewalt, Gewalt, Gewalt!
29
Die Vorigen,
Barthold, Scapin und Peter
kommen von allen Seiten.
Barth. Was
ists, was ists, was ists?
Kolombine.
Sehen Sie nicht, der Herr Hauptmann will mich mit Gewalt küssen,
und mich zwingen tausend Dukaten und ein Paar brillantene
Ohrringe anzunehmen.
Barth. Und
darum schreyest Du so, Mädchen? Ich wette, wenn ich den Herrn
Hauptmann mit Gewalt zum Hause hinaus werfe, er macht nicht einen
solchen Lerm.
(Kolombine hebt inzwischen das Kästchen
auf und sieht aus Vorwitz hinein.)
Harl. Ich
bitte, sprechen Sie mit mehr Achtung von mir, sonst will ich
Ihnen was anders zeigen.
Barth.
Geschwind heraus damit, was wolltest Du mir anders zeigen?
Harl. Ich habe
es nicht nicht bey mir; aber, wenn Sie erlauben wollen, so will
ich hingehen und es holen.
Barth. Du bist
sehr fein, wie ich merke; inzwischen, wenn Sie es erlauben
wollen, so will ich Ihnen vors erste wohlmeynend eine Tracht
Schläge mitgeben. Sie mögten es vielleicht vergessen sie
abzuholen.
(Er prügelt ihn zur Schaubühne herunter.
Scapin und Peter halten ihm überall wo er hin läuft, die Hände
vor, um ihr Geld zu empfangen. Harlekin entflieht endlich.)
Wo ist der Beutel mit den tausend Dukaten,
und wo sind die demantenen Ohrringe? Diese erkläre ich hiermit
für 30verfallen. Ich muß dieses
Urtheil nur geschwind selbst sprechen, damit der Richter das
Corpus delicti nicht zu sich
nehme.
Kolombine. Ach
daß Gott erbarme! Lassen Sie doch diese Sporteln immerweg dem
Richter; er wird sie den Parteyen treulich wieder ausliefern, und
sich gern mit der Gebühr befriedigen. Sehen Sie hier.
(Er nimmt den Beutel und das
Kästchen.)
Scapin.
Erlauben Sie, Herr Barthold, daß wir Ihnen eine Vorstellung thun.
Es war unser guter Harlekin, der hier, in des Herrn Hauptmanns
Kleidung, die Erfrischung zu sich genommen.
Barth. Wie?
Harlekin?
Peter. Ia, bey
meiner Treue; er hat die Schläge nur auf des Herrn Hauptmanns
Rechnung genommen, und ich bin froh, daß er sie empfangen hat.
Ich habe mit ihm um fünf Batzen gewettet, und bereits die Hälfte
davon vertrunken.
Kolombine. O,
der arme Harlekin! wenn ich das gewußt hätte, ich würde ihm gewiß
zu seiner mehrern Beruhigung noch eins mitgegeben haben.
Scapin. Ich
kann Sie versichern, er ist so froh von seinen Schlägen, daß er
sie gerne noch einmal nehmen wird, wenn er die Ehre haben kann
und Sie Sich die Mühe nehmen wollen.
Kolombine.
Kömmt Zeit, kömmt Rath.
Barth. Aber es
ärgert mich doch, daß die tausend Dukaten-- Fast hätte ich Lust,
ihm den Prozeß machen zu lassen. Falsche Münze! Nothzucht--
wahrhaftig, eins von Beyden hat schon manchen ehrlichen Mann an
den Galgen gebracht. Aber 31still;
hört, geht Ihr hin, und trinkt Eure Zeche. Ich will alles gut
machen. Sagt ihm aber nichts davon, daß ich einige Nachricht von
seiner Verkleidung habe.
Scapin. Sie
sind ein redlicher Mann, Herr Barthold. Kein Wort aus meinem
Munde!
(Er hält den Finger auf den Mund, und
geht ab.)
Peter. Auf
Ihre und Mamsell Kolombinens Gesundheit!
(Er hält die ganze Hand auf den Mund, und
geht ab.)
Barthold
und Kolombine.
Barth. Ich
zweifle nicht daran; oder Harlekin wird itzt kommen, nachdem er
seine närrische Probe gemacht, und um Dich anhalten. Euer sind
viele, meine liebe Kolombine, und wenn Harlekin bisweilen ein
bisschen einfältig ist, so mußt Du denken: daß diese seine
Einfalt unsrer Bühne vielen Vortheil bringt, und daß wir ohne ihn
nicht wohl fertig werden konnen. Was meynst Du also von ihm? Soll
ich Ia, oder Nein sagen, wenn er um Dich anhält?
Kolombine.
Nein, Papa!
Barth. Nein,
Papa! und warum denn, Nein, Papa?
Kolombine.
Aber ein Mann, der mir ein so schlechtes Vertrauen beweißt? Der
erst mit Schlägen 32zur Vernunft
gebracht werden muß?-- Der--
Barth. O! die
Liebe macht auch kluge Leute Narren; man muß dieser Thorheit
etwas zu gute halten, und Schläge auf der Bühne beschimpfen
Harlekin nicht. Das ist so seine tägliche Rolle. Er wird zu allem
geschlagen, und sogar zum Hahnrey. Und Du kannst mir als Deinem
Vater wohl glauben, die Leute,
welche eine gewisse bekannte Art von Klugheit oder Narrheit
haben, sind am besten zu regieren. Die mehrsten Menschen
heirathen als Narren, und werden erst klug als Männer, wenn sie
auch im Ehestande nichts weiter lernen, als die Kunst zu
schweigen. Zu einer guten friedlichen Ehe gehört Iugend,
Gesundheit und Geld. Das übrige läßt sich entbehren, insbesondere
der Verstand, wenn man sein Brot mit der Dummheit verdienen
muß.
Kolombine. Es
sey darum wie es wolle; da wir keine Comödie spielten, so hätte
er mehr Verstand gebrauchen sollen. Er ist so dumm nicht, wie Sie
meynen, und ich habe von Natur einen verzweifelten Trieb die
Listigen zu überlisten.
Barth. Du
kannst ihn nicht besser überlisten, als wenn Du ihn zum Manne
nimmst.
Kolombine.
Erst soll er mir wenigstens hier vor allen Leuten öffentlich
Abbitte thun, und dann will ich sehen was ich thue.
Barth. Warum
soll er denn aber für den Hauptmann von Astaroth Abbitte thun,
mein Kind? Wir brauchen es ja nicht zu wissen, daß Harlekin sich
so übel aufgeführt hat.
33 (C)
Die Vorigen
und Harlekin.
Harl. Nun,
mein liebes Kolombinchen, wollen wir itzt Braut und Bräutigam
spielen? Ich will wohl, wenn
Sie will.
Kolombine. Ich
will aber nicht.
Harl. Wie? Du
willst nicht?
Kolombine.
Haben Sie mich diese Antwort nicht selbst gelehret?
Harl. Ia, das
habe ich gethan; aber das war nur eine Rolle in der
Comödie.
Kolombine.
Nun, ich spiele itzt die meinige. Ich will nicht.
Barth. Kinder,
was Ihr thun wollt, das thut bald; es ist meine Zeit zu trinken,
und die versäume ich nicht gern.
Harl. Noch
einen Augenblick, Herr Barthold, ich muß Ihnen erst einen
listigen Streich erzählen. Kennen Sie den Herrn Hauptmann von
Astaroth?
Barth. O ja,
ganz gut. Ich habe noch eben die Ehre gehabt, ihn aus meinem
Hause zu prügeln.
Kolombine. Es
ist ein sehr schlechter Mensch.
Harl. O wenn
Sie es wüßten!
(Er geht auf der Bühne herum, und freuet
sich.)
34
Barth. Ich
denke doch nicht; daß er sich der empfangenen Ehre rühmen
wird?
Harl. O, mein
guter Herr Barthold, wenn Sie es wüßten! Gelt? Sie glauben den
Herrn Hauptmann von Astaroth geschlagen zu haben? Ha! ha!
ha!
Barth. Ia, das
meyne ich.
Harl. Sehen
Sie mich einmal recht an! und fühlen hier auf meinen Rücken! He!
he! he!
Barth. Bey
meiner Ehre, ich sollte fast glauben, daß ich hieher geschlagen
hätte. Ich kenne ungefähr meinen Zug. Aber, wie geht das in aller
Welt zu?
Kolombine. O,
mein lieber Harlekin, thun Sie mir den Gefallen, und sagen mir,
ob nicht ein wenig Hexerey mit unterläuft?
Harl. Nun, was
soll ich haben, wenn ich Dir das Geheimniß entdecke?
Kolombine. Wir
wollen auch oft Braut und Bräutigam mit einander spielen.
Harl.
Unvergleichlich! aber erst, mein liebes Kolombinchen, mußt Du mir
im Vertrauen sagen, warum Du so gern die Braut spielest?
Kolombine. Das
kann ich Ihnen nicht sagen; aber ich bin denn so munter, so
leicht, so aufgeräumt, so tanzend.
Harl. Hast Du
wohl schon so recht im Ernste getanzt?
35 (C2)
Kolombine.
Nun, da Sie wieder so fragen, will ich das Geheimniß gar nicht
mehr wissen. Gehen Sie damit, und eröffnen es meinem
Cathrinchen.
Harl. Du
sollst es nun aber wissen.
Kolombine.
Nichts! Itzt durchaus nicht; und wenn Sie mir auch tausend
gerändelte Dukaten geben wollten.
Harl. Ich
merke schon--
Barth.
Vertrauen Sie es mir allein, Harlekin; bey Mädchen sind die
Geheimnisse ohnehin etwas lose verwahrt. Sie fallen leicht aus
der Hülse.
Harl. Hören
Sie, Herr Barthold; und St! St! Kolombine,--ich war der Hauptmann von Astaroth. Ich hatte
nur seinen Rock hier über den meinigen gezogen. Ha! ha! ha!
Barth.
Nimmermehr.
Harl. In der
That. Aber kannten Sie mich nicht hier an meinen bunten Hosen?
Ha! ha! ha!
Kolombine.
Ietzt
besinne ich mich; ich sahe etwas davon schimmern.
Harl. Gelt!
mein guter Herr Barthold, ich habe Sie einmal rechtschaffen
angeführt? Ha! ha! ha!
Barth. Auf
solche Art sollte der ehrlichste Mann betrogen werden. Aber, ich
bitte Sie tausendmal um Vergebung, daß ich mich so nachdrücklich
gegen Sie herausgelassen habe.
36
Harl. O! Sie
haben gar nicht Ursache. Ich bin vielmehr froh, daß es so
gekommen ist; denn nunmehr bin ich versichert, daß Kolombinchen
die Krone von allen Iungfrauen ist. Meine Scrupel sind nun alle
weg.
Kolombine. Die
meinigen gehen aber nun erst an.
Harl. O, mein
allerliebstes Lockvögelchen, Du kannst mich nur wieder ein
Vierteljahr auf die Probe nehmen, ich bin es gerne zufrieden. Wenn
Sie will,
ich will wohl.
Kolombine. Die
Probe mögte schlecht ausfallen; ich weiß schon, wie das geht.
Harl. Wie? Du
weißt es wie das geht?
Barth. Haben Sie
noch Scrupel?
Harl. Ach nein!
aber Sie weiß wie das geht.
Kolombine. Ia,
ich weiß wie das geht. Ein ehrliches Mädchen, das einen Mann auf
die Probe nimmt, muß ihn hernach immer behalten; und das will ich
nicht.
Harl. Höre, mein
Schätzchen, wenn Du willst, so will ich es Dir schriftlich geben,
daß die Probe nicht länger als einen Monat währen soll.
Kolombine.
Bemühen Sie Sich nicht. Sie wissen, was Sie mir zuvor sagten: Wenn
die Comödie aus ist, so hat die Freyerey ein Ende. Ich empfehle mich
Ihnen ganz gehorsamst.
(Sie will abgehn.)
37
Harl. O Herr
Barthold! Herr Barthold! das wäre zu viel, erst Schläge, und nun
gar einen Korb! Das ist eine Comödie und auch keine Comödie.
Barth. Hier,
Kolombine! Die Comödie ist noch nicht zu Ende. Du weißt, sie muß
allezeit mit einer Heirath schließen.
Kolombine. Nein,
Papa! Das ist nicht nöthig; wir haben viele Stücke auf unsrer Bühne,
welche sich bloß mit Schlägen endigen: und wenn es recht zugegangen
wäre, so hätte Harlekin, oder der Herr Hauptmann von Astaroth, auch
damit zu Hause gehen müssen.
Barth. Ich rathe
Ihnen, mein lieber Harlekin, hier meiner Tochter Ihre Scrupel
öffentlich abzubitten.
Harl. O von
Herzen gern! Siehe hier, mein Engels Kolombinchen, ich liege hier
vor Dir auf den Knieen, und bitte öffentlich um Vergebung.
Kolombine. Sie
müssen mir erst Ihr Schwert übergeben. Es schickt sich nicht, daß
Sie solches in dieser Stellung an der Seite tragen.
(Er überreicht ihr seinen Säbel.)
Sie hätten verdient, Herr Hauptmann von
Astaroth, daß ich Ihnen jetzt mit Ihrem eigenen Säbel die
Haut voll schlüge. --Weil Du es aber bist, mein allerliebstes
Harlekinchen, so will ich--
Harl. O kein:
will ich nicht! kein will ich nicht!
Kolombine. So
will ich--
Harl. Nun, so
will ich--
Kolombine. So
will ich die Strafe fürs erste noch aufschieben--
38
Harl. Nur nicht
bis in den Ehstand!
Kolombine. Aber
mit der ausdrücklichen Bedingung: daß wir noch immerfort alle Tage
Braut und Bräutigam spielen.
Harl. O ja! o ja!
Barth. Ach, meine
lieben Kinder, ihr wißt noch nicht, was dazu gehört.
Harl. Wie? Herr
Barthold, so bekomme ich ja alle Tage von der braunen Kruste.
Barth. Die ist
für eine tägliche Kost etwas zu hart; und wenn man ein Stück zu oft
wiederholt, so werden es sogar die Zuschauer müde.
Kolombine. Sorgen
Sie nicht, Papa; ich weiß schon, wie Harlekin sie am liebsten ißt.
Er kann es ja probiren, und wenn er sie dann nicht mehr mag, so will
ich ihm was anders vorsetzen.
Barth. O du liebe
Einfalt! aber kommt Kinder, weil der Braten noch warm ist.
Kolombine. Ich
bin fertig.
Barth. Ie nun;
so wollen wir den Zuschauern eine gesegnete Abendmahlzeit
wünschen.
Harl. Und zur
Probe, eine braune Kruste.
*) Man sehe über dies
scherzhafte Stück die Nachricht, welche ich in Möser's Leben S. 81 f. davon gegeben habe. Da es
in seiner Art merkwürdig ist, habe ich es auch besonders abdrucken
lassen. R.
***END OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE TUGEND AUF DER SCHAUBüHNE***
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